Beim Rundschau-Talk nahm sich der neue OB über zwei Stunden Zeit. Burmester kündigte Gespräche zum Verkehrsproblem an der Philharmonie an, verteidigte Olympia-Pläne trotz Finanznot und räumte ein: „Wir muten den Menschen mit der Grundsteuer etwas zu.“
Rundschau-Talk mit OB Burmester„Kölns Ausgaben in den Griff bekommen“

Nahm sich Zeit: OB Torsten Burmester (M.) im Gespräch mit Rundschau-Lokalchef Jens Meifert (l.) und dem stellvertretenden Redaktionsleiter Ingo Schmitz.
Copyright: Thomas Banneyer
Seit sieben Wochen ist Oberbürgermeister Torsten Burmester (62, SPD) im Amt. Unter dem Motto „Wie geht es weiter in Köln?“ gab er bei einem Talk-Abend der „Kölnischen Rundschau“ Einblick in seine Vorstellungen. Gemeinsam mit den Freunden des Kölnischen Stadtmuseums hatte die Rundschau rund 70 Leserinnen und Leser ins Stadtmuseum eingeladen. Moderiert wurde das Gespräch von den Leitern der Kölner Lokalredaktion, Jens Meifert und Ingo Schmitz. Burmester nahm sich mehr als zwei Stunden Zeit. Ein Überblick.
Der Wahlkampf
Das Schöne daran sei: Man lerne Menschen kennen, die man sonst nicht kennengelernt hätte, sagte der OB. Beispiel Flughafen. Dort habe er in der Gepäckabfertigung 40 Kilo schwere Koffer aus dem Flugzeug geschleppt. „So was hätte ich ja nie erlebt, wenn ich nicht Oberbürgermeister hätte werden wollen.“ Er habe „wertschätzen gelernt, was die Menschen am Flughafen leisten“. Viele Menschen hätten deutlich gemacht, dass sie ihm vertrauen. „Ich bin jetzt verpflichtet, diesen Menschen etwas zurückzugeben.“
Der Arbeitsalltag
Um 7.30 Uhr gehe es im Büro mit dem Studium der Zeitungen los, um 8.45 Uhr folgten 15 Minuten Lagebesprechung mit dem Stab. Ansonsten sorge sein Team dafür, „dass ich bis 22 Uhr durchgetaktet bin. Und das macht aber auch wirklich Spaß.“
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Nervosität im Amt
Eigentlich sei er ja von „einer gewissen norddeutschen Ruhe“ geprägt, so der OB. „Aber ich war nervös, als ich vorletzte Woche die Delegation aus Yad Vashem empfangen habe.“ Da habe er die Schwere des Amtes gespürt, weil er eine Verantwortung habe gegenüber dem jüdischen Leben in Köln. Ziel müsse sein, dieses erste Bildungszentrum außerhalb Israels nach Köln zu bekommen mit seiner 1700-jährigen Geschichte jüdischen Lebens in der Stadt.

Viele Fragen hatten die Besucher des Abends im Stadtmuseum an den Oberbürgermeister.
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Verkehrschaos in Köln
Angesprochen auf die zur Fahrradstraße umgewandelte Trankgasse und das seitdem ringsum oft herrschende Stauchaos, sagte Burmester: „Ich bin der Meinung, dass wir die Verhältnisse, wie wir sie in der Zufahrt zur Philharmonie haben und in dem Abfluss sozusagen für Veranstaltungen im Moulin Rouge so nicht hinnehmen können.“ Deswegen habe er auch ein Gespräch mit dem Verkehrsdezernenten anberaumt, „das bald stattfindet“. Dass die Stadt Tiefgaragen in der City wegen Statikmängeln sperren müsse, liege daran, „dass wir lange Zeit nicht investiert haben“. Die KVB müsse man neu ausrichten und die Veedel so gut anbinden, dass die Menschen ihr Auto stehen ließen.
Drogenprobleme am Neumarkt
Zum geplanten Suchthilfezentrum werde er sich erst am Freitag äußern, so der OB. Klar sei: Der Neumarkt müsse aufgewertet und zu einem Entree für die City gestaltet werden.
Gleueler Wiese
Das sei „ein hochemotionales Thema“ wie der Hambacher Forst. Er habe nicht verstanden, warum man aus drei Kunstrasenplätzen im Grüngürtel „ein Riesenproblem für diese Stadt und für das Klima dieser Stadt macht“. Er wolle „mit kleinen Schritten Lösungen entwickeln“.
Finanzen
„Wir muten den Menschen etwas zu“, räumte Burmester mit Blick auf die Erhöhung der Grundsteuer ein. Die Stadt müsse ihre Ausgaben senken. Er verwies auf 331 Millionen Euro Kosten für eine neue Schule in Porz. Er sei nicht bereit, „auf diesem Weg so weiterzugehen. Das müssen wir in den Griff bekommen.“
Olympia in Köln
Trotz der Finanzmisere wolle er für Olympische Spiele kämpfen, weil sie für Köln große Chancen und einen Entwicklungsschub bedeuten könnten. „Und weil ich nicht in einer Stadt wohnen will und erst recht nicht Oberbürgermeister einer Stadt sein will, die keine Ambitionen und keinen Anspruch hat.“
