Nachdem eine geplante Umbenennung der Kölner Spielplätze für Diskussionen gesorgt hatte, soll der Stadtrat nun über die Beibehaltung des Begriffs abstimmen.
Neue SchilderSpielplätze in Köln dürfen wohl weiter Spielplätze heißen

Spiel und Aktionsfläche
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Es ging nur um kleine Schilder, sie aber lösten eine der größten Debatten in der politischen Sommerpause aus: Die Stadtverwaltung hatte angekündigt, dass Spielplätze künftig in „Spiel- und Aktionsflächen“ umbenannt werden sollten. In einer Mitteilung an die Ratspolitiker wurde ausgeführt, dass die Schilder mit der Aufschrift im ganzen Stadtgebiet fortan sukzessive neu installiert werden sollten. Nun wird kurz vor der Kommunalwahl wohl ein Schlussstrich unter die Diskussion gezogen.
Dass der Name für die Plätze verändert werden soll, war Ergebnis eines Prozesses, der fast ein ganzes Jahr lang dauerte. Die Politik hatte das der Verwaltung als Hausausgabe gegeben. Kinder und Jugendliche wurden an den Beratungen daran genauso beteiligt wie eine eigens dafür eingeschaltete Design-Agentur. „Mit interaktiven Methoden wurden dabei Meinungen und Ideen von Kindern und Jugendlichen zur Neugestaltung des Schildes gesammelt“, hieß es in der Mitteilung der Verwaltung. Neben der textlichen Umbenennung wurde auch eine neue Zeichnung präsentiert, die künftig auf den Schildern zu sehen sein soll: Eine „figürliche, aber fiktive Darstellung von Personen, die sich in Bewegung und Aktion befinden“. Bewusst seien keine beziehungsweise kaum Rückschlüsse auf das Alter der Personen, aber vor allem auch auf kulturellen Hintergrund und Nationalität oder eventuelle Beeinträchtigungen möglich, führte die Verwaltung aus.
Spielplatz-Schilder in Köln: Bundesweite Aufmerksamkeit
Das Resultat hätte von den Politikern einfach zur Kenntnis genommen werden können. Im beginnenden Kommunalwahlkampf aber war es eine gute Gelegenheit, sich im Sinne aller Aufgeregten in Szene zu setzen, die den alten Begriff unbedingt beibehalten wollten. Bundesweit berichteten Medien, selbst die Wochenzeitung „Die Zeit“ widmete der Kölschen Posse eine ganze „Seite 3“. „Ins Rollen kam die Geschichte mit einer Überschrift in der Kölnischen Rundschau: ‚Köln schafft die Spielplätze ab‘“, schrieb das Blatt und illustrierte neben dem Inhalt der Debatte auch die besondere Aufmerksamkeit, die das Thema vor allem auf dem journalistischen Boulevard genoss.
Einen vorläufigen Schlusspunkt setzte Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die mit einem öffentlichen Machtwort die Namensänderung für die Spielplätze beendete. Rein formal war sie dazu aber gar nicht in der Lage, schließlich müssen die politischen Gremien im Rathaus dafür noch grünes Licht geben. Genau das soll jetzt geschehen: Am heutigen Dienstag im Jugendhilfeausschuss, in der kommenden Woche im Stadtrat.
Spielplatz-Schilder in Köln: Plötzlich ist es dringlich
Eingebracht wurde die Entscheidungsvorlage der Verwaltung als plötzlich besonders dringlich. „Um den Kindern und Jugendlichen, die sich in den vorangegangenen partizipativen Prozess mit ihren Ideen und Kritikpunkten intensiv eingebracht haben, zeitnah eine gesamtstädtische Ratsentscheidung vermitteln zu können, soll die Ratssitzung vor der wahlbedingten Gremienpause erreicht werden“, wird den Politikern erklärt: „Die Beschlussvorlage kann nur verfristet vorgelegt werden, weil ein intensiver verwaltungsinterner Abstimmungsprozess erforderlich war, der mehr Zeit in Anspruch nahm als ursprünglich vorgesehen.“
Dabei hatte genau diese Verwaltung im Juni mit ihrer Mitteilung noch den Eindruck erweckt, dass gar keine weiteren Beschlüsse gebraucht würden und mit dem Austausch der Schilder im neuen Design unmittelbar begonnen werden solle. Nun also wird wenige Tage vor der Neuwahl des Rates eine wegweisende Entscheidung getroffen, und dafür wurden zwei Alternativen ausgearbeitet: Die neu entworfene Zeichnung soll bleiben, nur über die Begrifflichkeit soll noch abgestimmt werden. Letztlich scheint sich eine Mehrheit dafür abzuzeichnen, den umstrittenen Begriff der „Spiel- und Aktionsfläche“ schlicht durch das althergebrachte Wort „Spielplatz“ zu ersetzen. Und so würden die neu gezeichneten Grafiken dann doch noch zum Einsatz kommen.
Schilder-Austausch „bei Bedarf“
Ein QR-Code ist auf den Schildern aufgedruckt, der mit einem Mobiltelefon eingescannt werden kann und auf eine Seite der Stadt Köln verweist. Dort gibt eine interaktive Karte von Spielplätzen und den Hinweis, man könne dort „richtig Spaß“ haben, zudem seien die Spielflächen barrierefrei erreichbar: „Ein inklusives Angebot macht das gemeinsame Spielen noch cooler und fördert das Zusammenleben.“
„Bei Bedarf“ sollen die Schilder demnächst ausgetauscht werden, wenn der Rat das entscheidet – also immer dann, wenn neue Spielplätze errichtet oder an vorhandenen die Schilder ohnehin repariert werden müssen.