OB Henriette Reker geht auf Distanz. Die Politik übt Kritik - dabei hatte sie das Schild selbst neu entwickeln wollen.
Schilder für SpielplätzeKölner Politik und Verwaltung werden zur Lachnummer

Ausgrenzend? Ein Spielplatz-Schild im Deutzer Rheinpark.
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Ein Spielplatz ist ein Platz zum Spielen. Eigentlich eine recht eindeutige Angelegenheit. Findet auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die sich über ihre eigene Verwaltung wundert. Dass diese die Bezeichnung „Spielplatz“ abschaffen und 700 Plätze mit einem neuen Schild ausstatten will hat Köln mal wieder bundesweite Schlagzeilen beschert. Nur keine guten. Die Rundschau hatte bereits am 23. Juni über das Vorhaben berichtet. Nun sagt die Oberbürgermeisterin: „Ich persönlich finde die Bezeichnung ,Spielplatz' klar und verständlich und habe angesichts der Herausforderungen, vor denen Köln steht, kein Verständnis dafür, dass sich die Verwaltung mit der Neugestaltung von Spielplatzschildern beschäftigt.“

So soll nach Willen der Verwaltung das neue Schild für Spielflächen in der Stadt Köln aussehen
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Auch OB-Kandidat Markus Greitemann (CDU) und Fraktionsgeschäftsführer (Niklas Kienitz) stimmten in die Kritik mit ein. Doch warum ist die Verwaltung überhaupt tätig geworden? Der einjährige Prozess fußt auf einem Dringlichkeitsantrag von Grünen und CDU im Jugendhilfeausschuss im September 2023. Beide Parteien bemängeln, der Begriff Kinderspielplatz grenze Jugendliche aus. „Die Verwaltung wird beauftragt, mit Kindern und Jugendlichen gemeinsam ein neues Spielplatzschild zu entwickeln (siehe Infotext).“
Genau das hat die Verwaltung getan. Für 2000 Spielplatzschilder auf über 700 Spielplätzen in Köln. „Die Tragweite dieser Änderung wurde jedoch allem Anschein nach nicht in ausreichendem Maße erkannt“, poltert nun OB Reker. „Eine solche grundsätzliche Umbenennung ist kein einfaches Geschäft der laufenden Verwaltung und sollte daher vom Rat entschieden werden.“ In der nächsten Sitzung des Gremiums am 4. September will sie das Thema zur Entscheidung vorlegen. Die CDU sieht eine Posse, aber keine eigene Verfehlung. „Es war nicht beabsichtigt, auf den Begriff ,Kinderspielplatz' zu verzichten“, sagt Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz über den Antrag aus dem Jahr 2023. Es sei nur um eine moderne Gestaltung gegangen. Also nur ein Missverständnis? Eins, das den Steuerzahler 38.000 Euro kostete. Denn für den Prozess wurden Kinder und Jugendliche befragt und eine Designagentur beauftragt.
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Grüne: „Sturm im Wasserglas“
Die Grünen bezeichneten den Streit als „Sturm im Wasserglas“. Das Anliegen sei wichtig: „Kölner Spielplätze sind für Kinder und Jugendliche da, nach klaren Regeln.“ Der CDU-Kandidat fürs OB-Amt, Markus Greitemann, sieht einen „Schildbürgerstreich“ (die Rundschau berichtete). Sein Konkurrent Torsten Burmester (SPD) erklärte auf Anfrage: „Wir brauchen gute Spielplätze statt 700 neuer Schilder. Grüne und CDU haben vor zwei Jahren diese unsinnige Idee in die Welt gesetzt und ducken sich jetzt feige weg.“ Der 62-Jährige sieht ein politisch „erbärmliches Schauspiel“. „Das ist ein weiteres Beispiel dafür, wie diese Politik der Stadtspitze und von CDU und Grünen im Rat unsere Stadtgesellschaft polarisiert und spaltet.“
Auch die SPD hatte vor zwei Jahren im Jugendhilfeausschuss für den Antrag gestimmt. Die OB-Kandidatin der Grünen, Berivan Aymaz, sagte: „In der aufgeheizten Debatte geht völlig unter, worum es eigentlich geht: um Kinder und Jugendliche. Der Jugendhilfeausschuss der Stadt Köln hat die Verwaltung beauftragt, in einem partizipativen Prozess einen Vorschlag zu erarbeiten, der klarstellt: Auch Jugendliche dürfen Spielplätze nutzen.“ Dafür brauche es nicht zwingend eine Umbenennung von Spielplätzen. „Für mich persönlich haben Schilder in dieser Frage absolut keine Priorität. Entscheidend sind gut gepflegte, sichere und vielfältig nutzbare Orte: für Kinder und Jugendliche.“
Aus dem Antrag
Mit einem Dringlichkeitsantrag von Grünen und CDU, dem alle Parteien im Jugendhilfeausschuss zustimmten, beauftragte die Politik 2023 die Verwaltung:
„Kinder und Jugendliche erleben häufig, dass sie an vielen Orten und Plätzen nicht willkommen sind. Deswegen werden in Köln viele Orte geschaffen, die explizit für Kinder und Jugendliche sind. Dazu gehören die mehr als 700 Spielplätze in Köln, die für Kinder und Jugendliche da sind. Die oft veralteten Schilder geben dies nicht wieder und suggerieren, dass es sich um ,Kinderspielplätze' handele, die nicht von Jugendlichen genutzt werden dürfen. Sie laden nicht ein, betonen die Verbote und führen zu Konflikten auch mit Erwachsenen. Kinder und Jugendliche wünschen sich hier eine Verbesserung. Die Verwaltung wird beauftragt, mit Kindern und Jugendlichen gemeinsam ein neues Spielplatzschild zu entwickeln und zu realisieren. Für diesen partizipativen Prozess werden 38.000 Euro zur Verfügung gestellt.“