Ab Freitagabend ist der Bahnknoten für Fern- und Regionalverkehr dicht, hunderte Züge fallen aus. Ein Softwarefehler verhinderte aber die geplante Inbetriebnahme des neuen Stellwerks.
Sperrung Kölner HauptbahnhofBahn bemüht sich um ein bisschen Erklärung

S-Bahnen fahren noch, ansonsten ruht der Verkehr am Kölner Hauptbahnhof weitgehend.
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Seit Freitagabend gilt es nun: Der Kölner Hauptbahnhof ist für den Fernverkehr und weite Teile des Regionalverkehrs gesperrt. Hunderte Züge fallen aus oder werden umgeleitet – obwohl die Inbetriebnahme des Elektronischen Stellwerkes wegen eines Softwarefehlers abgesagt werden musste.
Die Deutsche Bahn hatte diesen Umstand seit Mittwoch nur knapp mitgeteilt und bislang auch kaum erklärt. Nun bemüht sich die Konzernsprecherin Anja Bröker persönlich um mehr Klarheit und Offenheit. Und nicht zuletzt darum, den Eindruck zu verwischen, dass der Betrieb im Kölner Bahnknoten praktisch lahm liege.
Immerhin gebe es im Hauptbahnhof ja auch während der Sperrzeit noch täglich 540 Zugfahrten, schreibt Bröker in einem „Newsblog“ der DB. Die Fahrten der S-Bahn-Linien und der Regionalbahn 25 machen dementsprechend gut 40 Prozent des üblichen Verkehrsaufkommens aus.
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Macht die Sperrung jetzt eigentlich Sinn oder nicht?
Außerdem versucht die Kommunikationschefin, den Verdacht zu zerstreuen, dass die Sperrpause nun kaum sinnvoll genutzt werden könne. „Während der Sperrung der Regional- und Fernverkehrsgleise bis zum 24. November bauen wir über 217 Signale und weitere nicht mehr notwendige Anlagen ab und montieren 53 Signale gänzlich neu“, schreibt Bröker, die sich in dem Beitrag selbst die Frage stellt, warum es „nicht möglich“ gewesen sei, die Sperrung kurzfristig wieder aufzuheben. Dazu teilt sie mit: „Was für uns jetzt zählt: Fahrgäste sollen sich auf ihre Reisepläne und die bereits kommunizierten Fahrpläne verlassen können. Deshalb beenden wir die Arbeiten wie geplant und machen den Rest zu einem späteren Zeitpunkt.“ Das erklärt eine Motivation, die Sperrung beizubehalten, aber natürlich nicht, warum die Aufhebung tatsächlich nicht möglich gewesen sein soll.
Die Tatsache, dass der Softwarefehler und mit ihm die Planung einer zweiten Sperrphase erst am Mittwoch bekanntgegeben wurden, hat Kopfschütteln und Ärger nicht nur bei Fahrgästen und dem regionalen Verbund Go.Rheinland ausgelöst. Inzwischen macht auch der Landesverkehrsminister seinem Unmut Luft, und das lautstark. Von einem „Stück aus dem Tollhaus“ sprach Oliver Krischer (Grüne) am Freitag im WDR. Er sei selbst erst zeitgleich mit der Öffentlichkeit über das Problem informiert worden. „Mir ist es schleierhaft, wie sowas bei der DB passieren kann“, sagte Krischer, der den Vorgang als neuerliches Beispiel für große Missstände bei der Deutschen Bahn bezeichnete.
Die Frage bleibt: Warum so kurzfristig?
Eine Erklärung für die Kurzfristigkeit der Absage liefert die DB weiterhin nicht. Die Sprecherin verweist nur allgemein auf die Dimensionen des Projektes: „Die Erneuerung der Bahn-Technik, mit der sämtliche Züge in Köln gesteuert werden, ist eine hochkomplexe und anspruchsvolle Aufgabe mit vielen Beteiligten. In den vergangenen vier Jahren und bis zum 24. November wurden und werden insgesamt 176 neue Signale aufgestellt und 208 Kilometer Kabel neu verlegt, elf neue Signalbrücken/Signalausleger errichtet und zwei Weichen erneuert.“
Wann die noch ausstehenden Arbeiten stattfinden können, steht weiterhin in den Sternen. Die DB peilt einen Termin im Frühjahr 2026 an, aber bis zu einer Festlegung wird es wohl noch dauern. Oberste Priorität habe jetzt, das Software-Problem „gemeinsam mit unserem Partner Hitachi schnell zu lösen“ und die zweite Etappe so vorzubereiten, dass die für die Fahrgäste „geringstmögliche Auswirkungen“ haben, erklärt bröker. Sicher ist nach Angaben der DB-Tochter InfraGo schon jetzt, dass die zweite Sperrung kürzer ausfallen wird als die jetzigen zehn Tage.
Bei der Terminfindung würden die Karnevalstage 2026 und der Start der Generalsanierung der Strecke Hagen-Wuppertal-Köln „selbstverständlich mitbedacht“, sagt Bröker. Damit fällt der Zeitraum vom 12. bis 17. Februar (Weiberfastnacht bis Veilchendienstag) schon mal aus. Die Sanierungsarbeiten an der Strecke sind derzeit vom 6. Februar bis zum 10. Juli geplant.

