Köln – Schummriges Licht, schmutziggraue Wände, Taubenkot, Urinflecken und Müll: Die schmuddelige Unterführung Johannisstraße unter dem Hauptbahnhof ist das absolute Gegenteil von dem, was man sich unter einem attraktiven Stadtraum vorstellt.
Nur einen Steinwurf vom Weltkulturerbe Kölner Dom entfernt, den täglich unzählige Touristen besuchen, zeigt sich Köln hier von seiner hässlichsten Seite.
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Und das wird auch noch eine ganze Weile so bleiben. Wann die seit langem geforderte Sanierung des Schandflecks beginnt, steht in den Sternen. Auf Anfrage der Kölnischen Rundschau wollten weder die Deutsche Bahn (DB) noch die Stadt Köln einen Termin dafür nennen. Vor drei Jahren war von 2024 die Rede gewesen, später hieß es, das sei wohl erst 2028 oder 2029 der Fall. Auch wie lange die Sanierung in etwa dauern wird, wollen Bahn und Stadt nicht sagen.
Das Problem: Zwar gibt es längst Entwürfe der Kölner Architektin Ute Piroeth, wie der Tunnel-Angstraum im Rahmen des Kulturpfads „Via Culturalis“ hell und freundlich umgestaltet werden könnte. Doch das Verschönerungsprojekt kann erst starten, nachdem die Bahn ihre alten Gleisbrücken erneuert hat. Sämtliche Stahlbögen müssen ersetzt werden, nur die Stahlbetonbrücke der S-Bahn (Gleis 10 und 11) kann erhalten bleiben.
Doch wann genau beginnen die Arbeiten, an die sich die Neugestaltung des Tunnels anschließen soll? Die DB bleibt dazu vage. „Langfristig“ sei „ein Austausch der Gleisbrücken notwendig“, erklärte ein Bahnsprecher. Man gehe aber aktuell davon aus, dass die im Jahr 2019 geschätzte Nutzungsdauer der Brücken „positiver ist als ursprünglich angenommen“.
Dieser graue Container mit kostenlosen Toiletten samt Freiluft-Pissoir steht seit Januar 2020 am Tunneleingang.
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Heißt im Klartext: Die Gleisbauwerke halten wohl doch noch einiges aus. Die Bahn kann sich also Zeit lassen mit dem Abbruch und Neubau. Und so lange muss die Stadt mit der Umgestaltung warten. Auch die geplante vorläufige „Pinselsanierung“ liegt auf Eis. Denn wie eine Stadtsprecherin sagte, besteht seitens der Bahn im Tunnel „ein umfassender Inspektions- und Vorsorgebedarf bis zur endgültigen Sanierung, so dass weitergehende Maßnahmen des Interims, so z.B. Verkleidung der Überbauten und Widerlager, nicht sinnvoll erscheinen“.
Im Johannistunnel übernachten oft Obdachlose
Eine vorübergehende Aufhübschung scheitert also daran, dass die Konstruktion laut Bahn „immer wieder handnah inspiziert sowie gegebenenfalls mit größeren Instandsetzungsmaßnahmen erhalten werden“ muss.
Die Unterführung Johannisstraße
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Doch ganz sich selbst überlassen haben Bahn und Stadt den Johannistunnel, der von wohnungslosen Menschen gerne als Schlaf- und Lagerstätte genutzt wird, durchaus nicht. „Wir befinden uns in ständigem Austausch mit der Stadt Köln über Maßnahmen zur Aufwertung des Erscheinungsbildes“, betonte der Bahnsprecher. Im Januar 2020 stellte die Stadt am nördlichen Tunneleingang einen Container mit kostenlosen öffentlichen Toiletten samt Freiluft-Pissoir auf. In einer zweijährigen Testphase sollte geklärt werden, ob die WC-Anlage verhindert, dass der Tunnel als Toilette zweckentfremdet wird. Die Situation in der Unterführung hat sich seitdem laut einer Stadtsprecherin „erheblich verbessert“, täglich würden bis zu 400 Personen den WC-Container nutzen. „Der Fäkaleintrag ist deutlich reduziert, was auf das niederschwellige Angebot des WCs zurückzuführen ist.“ Der Toilettencontainer solle daher vorerst stehen bleiben, eine dauerhafte WC-Lösung werde „im Zusammenhang mit der Neugestaltung der Unterführung Johannisstraße geprüft“.
Auch bauliche Maßnahmen und verstärkte Reinigung hätten die Lage im Tunnel gebessert. Die Stadt habe die Straßenoberfläche asphaltiert und an den Stützpfeilern zusätzliche Beleuchtung angebracht. Das Bahnhofsumfeld inklusive Johannistunnel werde täglich zwischen 6 und 22 Uhr gereinigt, zudem erfolge im Tunnel täglich bedarfsgerecht eine Nassreinigung per Schwemmfahrzeug. Außerdem habe die Bahn die Wandflächen auf der Ostseite des Tunnels aufwerten lassen.
In den nächsten Wochen soll auch eine Schrankenanlage eingebaut werden, um eine unbefugte Durchfahrt zu verhindern. Der Tunnel darf mit Kraftfahrzeugen nur für Lieferverkehr genutzt werden. Die Schranken werden sich künftig nur über ein Kartensystem der DB öffnen lassen. Wenn die Schrankenanlage installiert ist, werden auch die momentan beschädigten Taubennetze erneuert, um die Ansiedelung von Tauben in der Brückenkonstruktion zu verhindern. „Hierdurch soll die flächendeckende Verunreinigung des Bodenbelags mit Taubenkot effizient verhindert werden", so die Stadtsprecherin. Ein weiterer Lichtblick: In der kommenden Woche reinigen die städtischen Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) im Rahmen einer Sonderaktion rund um Hauptbahnhof und Dom die Wände im Johannistunnel.