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Neues StellwerkZwei Wochen lang müssen sich Fahrgäste auf massive Ausfälle im Zugverkehr einstellen

Lesezeit 4 Minuten
Die Bahn setzt, wie hier in Köln, wegen der vielen Zugausfälle bis zum 19. Mai eine große Zahl an Ersatzbussen für die Fahrgäste ein.

Die Bahn setzt, wie hier in Köln, wegen der vielen Zugausfälle bis zum 19. Mai eine große Zahl an Ersatzbussen für die Fahrgäste ein.

Kölns Zugverkehr ist wegen Stellwerksarbeiten eingeschränkt. Ersatzbusse fahren tausende Kilometer, die Arbeiten enden am 12. Mai. Wir zeigen, wie sich die Sperrungen auswirken.

Der Busfahrer des RE 48 steht am Montagmittag wie eine Bastion in der Tür. „Nach Bonn? Hier stehenbleiben“. Ein Mann will nach Düren. Der Fahrer zeigt in Richtung „HRS-Gebäude“ gegenüber. Dort fährt der Schienenersatzverkehr in Richtung Düren ab. Ob Brühl oder zu anderen Zielen. Der Busfahrer weiß eine Lösung und hat sogar noch Zeit, mit einer Frau über die Farbe des Busses zu unterhalten: „War der nicht mal weiß?“ Nein, entgegnet der Mann, schaut auf die Uhr und fährt vom Bussteig 5 los.

Ersatzverkehr am Breslauer Platz

Der Bussteig 5 ist am Montagmittag der Treffpunkt für Pendler, Touristen und kurzfristig Gestrandete am Breslauer Platz. Eine hunderte Meter lange lila Klebespur mit einer durchgestrichenen Bahn auf dem Boden im Hauptbahnhof und dem Breslauer Platz führt die Menschen dort hin. Dort warten hilfsbereite Servicemitarbeiter, die fast im Sekundentakt Anfragen von Reisenden befragen. „Läuft“, sagt ein Mitarbeiter. Ein wenig Chaos sei in Köln ja immer, sagt der Mitarbeiter mit einem Augenzwinkern. Die Fahrgäste würden die Anstrengungen weitgehend klaglos akzeptieren, größere Probleme habe es nicht gegeben.

Geklebte Markierungen führt zu den Bussen.

Geklebte Markierungen führt zu den Bussen.

Stau im Kreisel am Hauptbahnhof „Uns ist bewusst, dass wir unseren Kunden mit den vielen Bauarbeiten viel zumuten. Aber die Bauarbeiten sind unabdingbar und ein wichtiger Beitrag der DB zur Verkehrswende“, sagte Jens Schäfer, Leiter der Infrastrukturprojekte im Knoten Köln bei DB InfraGO im vergangenen Jahr zu der Gesamtbaumaßnahme.

Sperrung für elektronisches Stellwerk

Am Kölner Hauptbahnhof hatte am Wochenende die Sperrung des Zugverkehrs begonnen. Grund ist die Inbetriebnahme eines neuen elektronischen Stellwerks. Sechs Regionalexpress-, sechs Regionalbahn- und mehrere S-Bahn-Linien können nicht wie sonst über den Hauptbahnhof fahren. Fahrgäste müssen die Fahrt unterbrechen und in Busse umsteigen. Die ICE-Sprinter von Bonn nach Berlin fallen aus. Die Sperrung ist nach Bahnangaben eine der bislang größten rund um die Millionenstadt. Sie dauert bis Montag, 19. Mai, 5 Uhr. In der Zeit kann die Bahnstrecke auf der linken Rheinseite von Köln nach Bonn und Koblenz nicht befahren werden. Auch sind die Routen zwischen Köln und Aachen sowie zwischen Köln und Euskirchen unterbrochen.

Auswirkungen auf Fernverkehr

Der Fernverkehr ist auch betroffen: ICE-Sprinter auf der Strecke Bonn–Köln–Berlin entfallen. Züge nach Brüssel werden über Krefeld umgeleitet. Einige ICE- und IC-Züge fahren über die rechte Rheinseite. Auf der ICE- und IC-Verbindung zwischen Hamburg und Bremen sowie Köln läuft der Betrieb normal.

Zukunft des Bahnverkehrs in Köln

In Zukunft soll aus der modernen Schaltzentrale in Köln ein zuverlässiger und robusterer Bahnverkehr sichergestellt werden, teilte die Deutsche Bahn mit. Damit die neuen Stellwerke an das bestehende System angeschlossen werden können, müssen an den Gleisen noch über 100 Signale montiert werden. Außerdem werden alte Anlagen abgebaut. Insgesamt wurden in den vorherigen Bauabschnitten bereits rund 400 Kilometer Kabel und 200 neue Signale verlegt. Ein Bahnsprecher sprach mit Blick auf den Einsatz von 100 Bussen, die den Ausfall mehrerer linksrheinischer Regionallinien kompensieren sollen, von einer „super Vorbereitung“. Laut Bahn werden die Busse in der Zeit etwa 700.000 Kilometer fahren. Start und Ziel des Ersatzverkehrs sind in Köln der Hauptbahnhof, die Bahnhöfe Messe/Deutz und Hansaring sowie Horrem in Kerpen, Euskirchen und der Bonner Hauptbahnhof. Von Bonn aus fahren Busse weiter nach Koblenz und ins Ahrtal.

Staus und zusätzliche Belastungen

Am Breslauer Platz am Kölner Hauptbahnhof wird es am dortigen Kreisel besonders in der Hauptverkehrszeit eng. Zum Schienenersatzverkehr zwängen sich nun auch die normalen Busse hindurch. Schon an Tagen ohne eine Teilsperrung des Hauptbahnhofes kommt es dort oft zu Staus, nun noch mehr, wie am Montag zu beobachten war. Die Staulage wird sich dort erstmal nicht verbessern. Der Schienenersatzverkehr wird die Reisenden nun noch knapp zwei Wochen, begleiten.

Zu einer zusätzlichen Belastung für die Reisenden kam es am Samstagabend. Eine kaputte Weiche am Hauptbahnhof sorgte für enorme Probleme. Der Vorfall fiel mitten in den ersten Tag einer umfangreichen Teilsperrung rund um den Kölner Hauptbahnhof.