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Urteil im Kölner Drogenkrieg„Es läuft einem kalt den Rücken herunter“

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Vor dem Landgericht Köln fiel ein Urteil im Kölner Drogenkrieg.

Vor dem Landgericht Köln fiel ein Urteil im Kölner Drogenkrieg.

Das Kölner Landgericht hat sechs Männer einer Kalker Drogenbande zu Haftstrafen zwischen sechs und elfeinhalb Jahren verurteilt - die höchsten Strafen bisher in den Prozessen um den Kölner Drogenkrieg.

Das Kölner Landgericht hat am Donnerstag sechs Männer im Alter zwischen 22 und 26 Jahren in einem Prozess zum sogenannten Kölner Drogenkrieg unter anderem wegen Geiselnahme zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Männer, die überwiegend Mitglieder einer Kalker Drogenhändlerbande waren, bekamen Haftstrafen zwischen sechs und elfeinhalb Jahren aufgebrummt. Es sind die höchsten Strafen, die bisher in den Prozessen um den Kölner Drogenkrieg verkündet worden.

Gegen einen den siebten Angeklagten (24) wurde eine Haftstrafe von vier Jahren und drei Monaten wegen Beihilfe zur Geiselnahme verhängt. Der Mann hatte den Geiselnehmern ein Haus in Rodenkirchen zur Verfügung gestellt, in dessen Keller die beiden Opfer zunächst verschleppt und anschließend festgehalten und brutal misshandelt worden waren. Erst nach einem Tipp hatte ein Spezialeinsatzkommando die beiden Geiseln nach rund 20 Stunden befreien können. Eingangs der Urteilsbegründung ordnete der Vorsitzende Dr. Achim Hengstenberg die Tat als „albtraumhaftes Geschehen“ für die beiden Opfer ein, die in Bochum entführt worden waren. Hengstenberg machte weiter deutlich: „Heute geht ein Verfahren zu Ende, bei dem wir eine Tat aufzuklären hatten, bei der es einem kalt den Rücken runterläuft.“

Opfer schwer traumatisiert

Selbst ein Angeklagter hatte in seinem letzten Wort eingeräumt, dass man das, was den Opfern widerfahren sei, seinem schlimmsten Feind nicht wünsche. Hintergrund der Geiselnahme von Anfang Juli 2024 war ein wenige Tage zuvor von unbekannten bewaffneten Tätern durchgeführter Überfall auf eine Lagerhalle der Kalker Drogenbande in Hürth, bei dem 350 Kilogramm Marihuana geraubt worden waren. Der Raub gilt als Auslöser des sogenannten Kölner Drogenkriegs, in dessen Folge es im Juni und Juli 2024 zu mehreren Sprengstoffanschlägen, Schüssen auf Gebäude sowie zwei brutalen Geiselnahmen gekommen war. Zur Geiselnahme des Mannes und der Frau war es gekommen, weil der mutmaßliche Boss der Drogenbande den Bruder der männlichen Geisel hinter dem Marihuana-Raub wähnte. Mit Videos von den vor allem der männlichen Geisel zugefügten Misshandlungen sollte dessen Bruder so unter Druck gesetzt werden, um von ihm die Rückgabe des geraubten Marihuanas — oder des Gegenwerts von 1,5 Millionen Euro — zu erpressen. Den beiden bis heute schwer traumatisierten Opfern, die in dem Prozess als Nebenkläger auftraten, sprach das Gericht zudem Schmerzensgeld zu. Die sechs Geiselnehmer müssen 60.000 Euro an die männliche und 40.000 Euro an die weibliche Geisel zahlen.

Prozess um Sermet A. wohl im Winter

Obwohl schon mehrere Prozesse um den Kölner Drogenkrieg verhandelt wurden — die Verhandlung um die mutmaßlichen kriminellen Machenschaften der „Schlüsselfigur“ in dem Verfahren steht noch an. Es gibt nach Rundschau-Informationen Überlegungen, dass Drogenboss Sermet A. im Dezember 2025 der Prozess gemacht werden soll. Entsprechende Gespräche über Terminierungen zwischen den Prozessbeteiligten gab es bereits. Die Vorwürfe reichen von bandenmäßigem Drogenhandel über Geiselnahme und gefährliche Körperverletzung bis zur Anstiftung zum Herbeiführen von Sprengstoffexplosionen. Dem Beschuldigten droht eine Sicherungsverwahrung.