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Vorwurf des AntisemitismusDebatte um geplantes Konzert von Roger Waters in Köln

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Roger Waters

Roger Waters

Köln – Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) Köln und das Bündnis gegen Antisemitismus Köln wollen mit einem Aufruf erreichen, dass das Konzert des britischen Musikers Roger Waters (79) am 9. Mai 2023 in der Lanxess-Arena abgesagt wird.

Unter der Überschrift „Kein Applaus für Israelhass und Verschwörungsideologien“ fordern die Organisationen „die Politik und die Zivilgesellschaft Kölns auf, sich gegen das Konzert von Roger Waters einzusetzen. Die Lanxess-Arena und den Konzertveranstalter fordern wir auf, die Reißleine zu ziehen und das Konzert abzusagen, ganz im Einklang mit den Aussagen der Resolution gegen jeden Antisemitismus des Rates der Stadt Köln vom 5. Juli 2018.“

Zur Begründung heißt es, das frühere Mitglied der britischen Band Pink Floyd sei „ein Anhänger der israelfeindlichen BDS-Bewegung und bedient fragwürdige Deutungsmuster in Bezug auf Israel, die USA und die Ukraine – immer wieder.“ Die Bewegung „Boycott, Divestment and Sanctions“ sei „antisemitisch dominiert“ und habe es sich zum Ziel gemacht, „Israel zu vernichten“. Waters verbreite in seinen Shows auch „klassisch antisemitische Stereotype“ – so ließ er 2013 bei einem Konzert in Belgien „einen Luftballon in Form eines Schweins aufsteigen, auf dem ein Davidstern abgebildet war“.

Köln: Lanxess-Arena will derzeit keine Absage

Die Geschäftsführung der Lanxess-Arena will sich derzeit nicht für eine Absage des Konzerts am 9. Mai 2023 einsetzen. Der Tour-Veranstalter FKP Scorpio teilte auf Anfrage der Rundschau mit, die Verträge für die Shows von Roger Waters seien gezeichnet worden, „bevor der Künstler Aussagen getätigt hat oder wir Kenntnis über einzelne Statements hatten, die wir selbst problematisch finden und die keinesfalls unsere eigenen Ansichten widerspiegeln“. Man stehe dazu in engem Dialog mit dem Management von Waters, „das über den berechtigten Diskurs informiert ist und unsere eigenen Ansichten kennt. Dazu zählt unter anderem, dass wir die BDS sowie den schrecklichen Angriffskrieg Russlands klar verurteilen."

Die Arena-Geschäftsführung erklärte gegenüber der Rundschau: "Die Äußerungen von Herr Waters finden wir persönlich ebenfalls sehr problematisch, da sind wir uns inhaltlich mit dem Veranstalter vollkommen einig." Die Lanxess-Arena sei ein Ort zur Ausübung von Kunst und stehe wie andere Veranstaltungsstätten auch "des Öfteren vor der Problematik, dass Kunstschaffende für öffentliche Kontroversen sorgen". Dass sie sich nicht für eine Konzert-Absage einsetzen will, begründete die Arena-Geschäftsführung so: "Sofern keine strafrechtlich relevanten Vorkommnisse vorliegen, wie Tatbestände der Volksverhetzung oder ähnliche Vergehen, kommen wir, nach immer wieder stattfindenden Abwägungen zu dieser und anderen Thematiken, zu dem Schluss, dass es uns als Hallen-Vermieter nicht zusteht über richtig und falsch zu entscheiden oder selbst Grenzen der Meinungsfreiheit zu definieren." Zudem sei Fakt, "dass auch wir Verträge mit dem Veranstalter zu erfüllen haben", welcher ja in den inhaltlichen Diskurs mit dem Künstler-Management gehe und problematische Themen und Elemente der Show aktiv anspreche.

Der 9. Mai ist ein symbolträchtiges Datum, an diesem Tag jährt sich die deutsche Kapitulation im Zweiten Weltkrieg. Am 21. Mai 2023 will Roger Waters in München auftreten. Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatte sich vor einigen Wochen "sehr irritiert" darüber gezeigt, dass die stadteigene Olympiapark-Gesellschaft (OMG) die städtische Olympiahalle an Waters vergeben hatte. Davon habe er keine Kenntnis gehabt, so Reiter. Die OMG wurde aufgefordert zu prüfen, ob das Konzert abgesagt werden kann. Laut eines OMG-Sprechers dauert diese Prüfung noch an.