Köln – Evakuierungen, geschulter Blick auf den Sprengkörper und behutsam den Zünder herausdrehen. Bombenentschärfungen in Köln sind Routine und in der Regel in wenigen Stunden beendet – doch die Corona-Regeln sorgen bei Entschärfungen für deutlich mehr Arbeit bei den Einsatzkräften. Die Stadt muss herausfinden, wo ein Corona-Patient lebt und wie er sicher für alle Beteiligten aus seiner Wohnung geholt wird und ob er in einer Klinik ist. Für die Fahrt muss jeder Rettungswagen neu gereinigt werden.
Vor dieser Herausforderung steht das Ordnungsamt und die Feuerwehr nach dem Fund am bereits am heutigen Donnerstag und besonders am Freitag in Sürth. Dort müssen ab 9 Uhr rund 5500 Kölner ihre Räume verlassen. Der gesamte Ortsteil wird von den Maßnahmen betroffen sein. Weil die Zehn- Zentner-Bombe aber keine akute Gefahr darstellt und die Pläne für die Corona-Patienten noch ausgearbeitet werden müssen, geht es erst am Freitag los. Entdeckt wurde der Sprengkörper mitten in Sürth auf einer Baustelle an der Bergstraße.
Keine Sondierungen wegen Corona
Genaue Sondierungsarbeiten auf Baugebieten nach Bomben sind wegen Corona in Köln derzeit ausgesetzt – zu viel Arbeit für die Einsatzkräfte. Außerdem besteht die Gefahr, dass in den Anlaufstellen viel zu viele Menschen zusammenkommen und möglicherweise nicht alle eine Maske tragen und sich nicht an die Abstandsregeln halten.
Weitere Infos
Anlaufstelle
Eine Corona-konforme Anlaufstelle für von der Evakuierung betroffene Anwohnerinnen und Anwohner wird morgen, Freitag, 5. Februar 2021, in der Gesamtschule Rodenkirchen, Sürther Straße 191, 50999 Köln, eingerichtet.
Die Anlaufstelle wird für betroffene Personen voraussichtlich ab 9.30 Uhr öffnen. Vor Ort müssen betroffene Personen einen Auskunftsbogen mit persönlichen Daten ausfüllen und Fragen zur Gesundheit beantworten. Personen, die in die Anlaufstelle kommen möchten, bringen bitte einen Ausweis und notwendige Medikamente mit. In der Anlaufstelle besteht eine Pflicht zum Tragen einer medizinischen Maske (sogenannte OP-Maske oder FFP2-Maske/KN95).
Straßen und Nahverkehr
Auch auf den Verkehr wird sich die Entschärfung auswirken. Betroffen von Sperrungen werden die KVB-Stadtbahnlinien 16 und 17 sowie die Buslinien 130, 131 und 134. Der Luftraum wird kurzfristig für den Entschärfungszeitraum gesperrt. Der gesamte Bereich sollte aufgrund der für geplanten Straßensperrungen großräumig umfahren werden.
Bei einer großen Evakuierung in Corona-Zeiten im Oktober 2020 mussten 13.000 Bürger aus ihren Räumen heraus. Die Anlaufstelle für die Bürger war im Rheinenergie-Stadion in Müngersdorf. Beim Eingang wurde bei jedem Bürger Fieber gemessen – ein großer zeitlicher Aufwand. Die Menschen konnten erst weit nach Mitternacht wieder nach Hause. Die Einsatzkräfte mussten sich um 65 Quarantäne-Patienten kümmern. Bei einer Entschärfung Tage zuvor in Lindenthal kam es zu einer Verzögerung weil ein Patient nicht daheim gefunden wurde. Später kam heraus: Er ist im Krankenhaus.