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Fotografie und KunstDas bietet das Kölner Photoszene-Festival am 25.Mai

Lesezeit 4 Minuten
The Bright Side von Marta Bogdanska.

The Bright Side von Marta Bogdanska. 

Die Internationale Photoszene Köln präsentiert bis zum 25. Mai 91 Ausstellungen, darunter kritische und emotionale Beiträge von Marta Bogdanska und Jimmi Wing Ka Ho.

Zu einem Museum für Fotografie reicht es in Köln noch nicht. Dafür gibt es aber nun einen Photo Pavillon auf der von Wilhelm Riphahn gestalteten Hahnenstraße. Der ehemalige „Stoff Pavillon Moeller“ wird über vier Wochen einen Buchladen und ein Café beheimaten und die Internationale Photoszene Köln – ältestes Fotofestival in Deutschland – besitzt damit ein Festivalzentrum. Leiterin Heide Häusler und ihr Team haben lange um einen solchen Ort gerungen.

91 Ausstellungen in Köln

Wenn Dezernent Stefan Charles versichert, dass man sich „beständig um die Förderung der Fotografie bemüht“, dann darf man ihn dabei für die Zukunft beim Wort nehmen. Denn die Photoszene musste seit ihrem Bestehen 1984 immer wieder um ihre finanzielle Unterstützung kämpfen. Künstler blicken in die Archive Dabei zeige sich wieder einmal die „soziale Energie“, mit der in der Bürgerschaft einiges für die Fotografie möglich gemacht wird, wie Heide Häusler betont. So realisieren sich in den nächsten Wochen 91 Ausstellungen durch freie Träger.

Neun Ausstellungen organisiert die Photoszene selbst. Darunter das Programm „Artist meets Archive“, in dem internationale Künstler den Kölnern einen neuen Blick auf die Schätze ihrer Archive eröffnen. Die Polin Marta Bogdanska etwa durchstöberte die Archive des Kölnischen Stadtmuseums auf der Suche nach Fotografien, die Aufschluss über die Rolle der Tiere im urbanen Leben Kölns geben. Wo grenzt der Mensch das Tier aus, wo findet Ausbeutung oder Diskreditierung statt.

Mit ihrem kritisch-analytischen Ansatz eröffnet sie neue Lesarten der Sammlung. Bogdanskas Bildauswahl ist im Photo Pavillon zu sehen. Ein hochemotionales Thema hat Bogdanska angeschlagen, das dem diesjährigen Schwerpunkt des Festivals folgt, der das fotografische Bild als Gegenstand von Gefühlen thematisiert. Was spüren wir bei der Betrachtung eines Affen, der als Köbes verkleidet ist? Die Ambivalenz der Emotionen ist ein ewiges Thema der Fotografie.

Militärische Abenteuer

Der in Hongkong lebende Jimmi Wing Ka Ho geht in seinem Beitrag „Invisible City“ den unsichtbaren Verletzungen nach, die der Kolonialismus geschlagen hat. Anhand des Bildarchivs im Rautenstrauch-Joest-Museum untersuchte er die Spuren, die heute noch in der ostchinesischen Stadt Qingdao von der Besetzung durch die deutsche Marine zu sehen sind. Auch in Köln künden Straßennamen wie die Iltisstraße und der Takuplatz von diesem militärischen Abenteuer.

Der Spanier Andrés Galeano untersucht einen magischen Stein im Dombauarchiv. Angeblich soll dieser noch schweben können. Verbürgt ist immerhin, dass er schon das Weltall bereist hat. 2014 nahm Alexander Gerst ihn mit auf die internationale Raumstation ISS. Galeano recherchierte die baden-württembergische Herkunft des Steins und erfasste ihn multimedial. Ihn zum sprechen zu bringen, war die Aufgabe. Die Geschichte ist die des Doms und unserer Gegenwart.

In dieser Gegenwart werden unendlich viele Bilder gemacht, nicht wenige davon stammen von Kindern und Jugendlichen. Wie fotografiert man im Alter zwischen sechs und sechsundzwanzig Jahren? Mit NEXT!, dem Festival der Jungen Photoszene, kommen die Bildproduzenten der Zukunft zur Ansicht. In dem maßgeblich von der SK Stiftung Kultur unterstützten Projekt stellte ein junges sechsköpfiges Kuratorenteam unter Hunderten von Einsendungen eine interessante Ausstellung im Rautenstrauch-Joest-Museum zusammen, die heute um 14 Uhr eröffnet wird.

Das Museum Ludwig beteiligt sich am Festival mit Arbeiten von Pauline Hafsia M’barek, die im Agfa-Werbearchiv des Museums die Materialien der Fotografie unter die Lupe nimmt. Es ist ein empfindliches Medium, das Schutz vor Licht, Wärme und gefräßigen Insekten benötigt. M’barek verwebt historische Aufnahmen aus den Agfa-Laboren mit toxischen Dokumenten und Materialexperimenten. Ätzend ist auch der Hurra-Patriotismus, mit dem Agfa während der NS-Zeit auf seine wirtschaftlichen Erfolge hinweist. So sei der Weltexport der Agfa trotz Krieg gestiegen. Der Umgang mit Chemikalien, die Arbeit in Dunkelkammern und Tests mit Fotopapier hinterließen Spuren an den Menschen, wie die Künstlerin zeigt.  

Freie Fotografen im Bunker

Mit ihrem Projekt „Wegsehen zwecklos“ laden 39 Freelens-Fotografen und -Fotografinnen vom 10. bis 25. Mai 2025 zu einer Auseinandersetzung mit den von ihnen gezeigten 300 Bildserien und Einzelwerken ein. Das Kölner Photoszene-Festival bietet hierfür den Rahmen im von Wilhelm Riphahn erbaute Hochbunker in der Elsaßstraße.

Die Schau visualisiert auf vier Etagen Fragen der Zeit, spricht persönliche Werte und Gefühle an und stellt diese in Bezug zum Beton. So können sich die Besucher anhand von eindrucksvollen Foto-Essays und prägnanten fotografischen Statements u.a. mit dem Brexit, der Klimaveränderung, aber auch mit der eigenen Wahrnehmung auseinandersetzen. Um Gefühle in der Fotografie, Gefühle als Katalysatoren geht es in der Schau der Kunsthochschule für Medien Köln. Im Glasmoog zeigen die Studenten in der Schau „To Dwell in the Same Time and Space“ insgesamt 20 Positionen. Am 16. und 17. Mai lädt die KHM dann zum Symposium „Another State of Mind“ in die Aula.