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Interview

Intendantenwechsel
Ewa Bogusz-Moore freut sich auf Köln und die Philharmonie

Lesezeit 4 Minuten
Ewa Bogusz-Moore

Ewa Bogusz-Moore

Im August tritt Ewa Bogusz-Moore die Nachfolge von Philharmonie-Intendant Lowrens Langevoort an.

Ewa Bogusz-Moore (49) hat als Musikmanagerin zuletzt mit einem Rundfunkorchester Erfahrungen gesammelt. Im Gespräch mit Jan Sting spricht sie über Herausforderungen angesichts des sich ändernden Publikums.

Am 1. August fangen Sie als Intendantin der Kölner Philharmonie an. Haben Sie schon eine Wohnung in Köln?

Ich hoffe, dass ich schon bald eine Zusage bekomme. Ich habe einige Parameter: Mein Zuhause sollte nicht zu weit von der Philharmonie und in der Nähe eines Schwimmbads liegen.

Sie wollen aus der Kölner Philharmonie ein Haus der offenen Türen machen. Was soll sich ändern?

Unter einem Dach haben wir die Kölner Philharmonie, zwei Orchester, das Museum Ludwig und das Filmforum. Wir sollten gemeinsam darüber sprechen, wie wir die Menschen physisch und metaphorisch abholen, mit ihnen in Kontakt treten und zeigen, was wir zu bieten haben. Denn die Welt um uns herum verändert sich stark. Da gewinnt eine einladende Haltung an Bedeutung.

Köln kommt als Kulturstadt immer mehr an sein Limit. In den 2030er Jahren steht auch die Sanierung des Gebäudekomplexes von Kölner Philharmonie und Museum Ludwig an. Offene Türen wird es dann nicht geben.

Wir haben dieses Gebäude, sind drei Institutionen und sollten gemeinsam Lösungen finden. Ich habe im Moment noch keine Antwort darauf. Ich denke aber, dass es wichtig ist, die verschiedenen Perspektiven aus Sicht der Öffentlichkeit einzunehmen, um zu überlegen, wie wir es schaffen, durch die Phasen der Gebäudesanierung hindurchzukommen. Das wird herausfordernd.

Sie sprachen von der Kölner Philharmonie als Leuchtturm. Wo steht die Stadt gerade?

Köln spielt eine wichtige Rolle auf der Landkarte der Klassischen Musik, man kann es als Zentrum sehen. Wir als Kölner Philharmonie werden neue Projekte realisieren, Risiken eingehen, Dinge ausprobieren und Fragen stellen.

Sie sind im ECHONetzwerk aktiv, der European Concert Hall Organisation.

Partnerschaften sind für die Kölner Philharmonie und ihre Projekte ungemein wichtig. Aber diese benötigen Zeit. Ich habe im vergangenen Jahr ein Projekt mit dem Dirigenten Ed Gardner und dem London Philharmonic Orchestra, Choreograf Wayne McGregor und dem Komponisten Karol Szymanowski gemacht. Das zu entwickeln und realisieren, hat vier Jahre gedauert. Danach wurde das Projekt weltweit aufgeführt.

Die letzten sieben Jahre haben Sie als Generaldirektorin des Nationalen Symphonieorchesters des Polnischen Rundfunks in Kattowitz auch Erfahrungen mit den Hörgewohnheiten zu klassischer und Neuer Musik gemacht. Welchen Stellenwert haben sie noch?

Wir alle ändern unsere Gewohnheiten. Vielleicht nutzen viele das Radio nicht mehr, sind aber über das Internet verbunden. Es gibt heute viele Möglichkeiten, Musik zu hören. Statistiken zeigen, dass junge Leute meistens klassische Musik auf YouTube hören. Für mich gibt es einen wichtigen Punkt dazwischen, um mit dem Publikum in Kontakt zu treten. Denn am Ende ist es etwas anderes, ob wir Radio hören oder in ein Livekonzert gehen. Wichtig ist die Frage, welche Technologie uns helfen kann, uns zu öffnen.

Es soll mehr Crossover geben?

Es ist wie im Leben alles eine Frage der Balance – etwas zum Programm hinzufügen und gleichzeitig das Vorhandene zu erhalten. Um die Kölner Philharmonie zu füllen, spielt Klassik eine große Rolle. Sie ist das Fundament, auch wenn man an die gemeinsame Geschichte mit den vielen Ensembles in diesem Haus denkt. Eine wachsende Gruppe im Publikum mag es einfach nicht, in der Stille zu verbleiben. Sie ist aber nicht nur für Klassik, Jazz oder Pop offen. Sie mag Experimente, hegt Neugierde. Ein schönes Wort.

Ursprünglich sollten Sie auch das Amt der Geschäftsführerin des Acht Brücken Festivals übernehmen. Die Gesellschaft soll nun liquidiert werden. 2026 soll es eine Pause geben, bereits geplante Konzerte werden teilweise in die Konzertreihen der KölnMusik übernommen. 2027 wird sich das Festival ganz neu aufstellen müssen. Wie?

Es ist bedauerlich, dass wir die Finanzierung der Stadt für 2026 verloren haben. Das hält mich nicht davon ab, über 2027 nachzudenken. Wir brauchen das Festival, um das Interesse an der Neuen Musik zu erhalten, Aufmerksamkeit zu schaffen. Wir müssen neue Finanzquellen finden, die Chance ergreifen, neue Brücken zu bauen. Das werden mehr als acht Brücken (lacht).

Wie ist die Arbeit in Ihrem Team?

Seit September arbeiten wir regelmäßig zusammen. Die Situation, dass ich von außen komme und das Team sich gut auskennt, ist ideal. Es ist sehr spannend, gemeinsam darüber nachzudenken, wie die Zukunft aussehen wird.

Spielen Sie noch Cello?

Ich habe es fast immer dabei, spiele aber nicht. Es ist wie bei einem professionellen Schwimmer. Wenn er nicht mehr trainieren und schwimmen kann, genießt er es auch nicht mehr. Es wird schwierig für mich, die Zeit zu finden, zu meinem Können zurückzukommen. Aber ich hoffe, in Köln vielleicht Kammermusikpartner finden zu können, ich mag vor allem das Quartett-Spiel.

Worauf freuen Sie sich jetzt besonders?

Um ehrlich zu sein, bin ich sehr aufgeregt, hierherzukommen, und finde es toll, und ich bin sehr glücklich mit meinem Team. Die Energie ist großartig. Das Potenzial ist da, über ganz viele Dinge nachzudenken. Dafür ist die Zeit gekommen.