Das neue „Mord mit Aussicht“Redlich bemüht oder oh wie sind wir witzig
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Das neue 2MOrd mit Aussicht“-Team: Katharina Wackernagel als Kommissarin Marie Gabler, Sebastian Schwarz als Polizeihauptmeister Heino Fuss und Eva Bühnen als Kommissaranwärterin Jennifer Dickel.
Copyright: picture alliance/dpa/ARD Das Erste
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Hengasch – Nach jahrelanger Abstinenz von Verbrechen in der malerischen Fernseh-Eifel, wurde am Dienstagabend mit viel Vorfreude der Fernseher eingeschaltet. Endlich wieder „Mord mit Aussicht“. Doch die anfängliche Vorfreude weicht schnell einer breiten Enttäuschung. Sie haben sich stets redlich bemüht, trifft das, was der Zuschauer da zu sehen bekam wohl noch am ehesten.
Statt gekonnter subtiler Komik gab es Möchtegern-Späßchen auf Flachwitzniveau. Da stellt sich der Ortspolizist vor mit Fuss wie Hand und die Kollegin ist eben Dickel wie Dickel. Haha. Die Geschichte schleppt sich dahin und hat was von altem, trockenen Brötchen. Und auch Kommissarin Gabler, die als Typ Prinzipienreiter dem Dönermann gleich ein Knöllchen wegen Falschparkens verpassen will, hat eher etwas von ausgedrückter Zitrone.
Es fehlt an Verschmitztheit und wirkt als würde Katharina Wackernagel absichtlich versuchen bloß nicht lustig zu sein. Tief stapeln und sehr ernst tun, damit lapidare Kommentare doppelt witzig wirken? Klassischer Fall von Satz mit X. Die Witze werden außerdem nach dem Motto Achtung-das-ist-jetzt-witzig serviert, damit der Zuschauer auch ja weiß, wann er lachen muss.
Auch die Verzweiflung der schlafsuchenden Kommissarin ob der nächtlich rufenden Eule, die Achtung wieder ein Witz, ein Kauz ist, wie die Polizeikollegen erklären, denn „wir haben hier keine Eulen“ könnte witzig sein, ist sie aber nicht. Während Sophie Haas das Tier wahrscheinlich einfach vom Ast geschossen hätte, fragt Kommissarin Gabler ganz lieb, ob der Uhu, äh, Kauz doch jetzt bitte mal leise sein könnte. Wie süß.
Auch der Fall, der am Ende kein Fall ist, weil die Tote keine Tote sondern eine – Achtung, jetzt wird es wieder ganz lustig – menschengroße Puppe ist, die deren Besitzer unbedingt würdevoll beerdigen will, bevor er sich eine lebensechte Asiatin ins Haus holt, ist passend zur Püppi ziemlich hohl. Es würde wohl lustig sein, wenn Sophie Haas noch da wäre und jetzt sichtlich genervt einfach nur ihre Augen rollen und in subtiler Wie-bekloppt-ist-das-denn-Manier versuchen würde, sich selbst davon abzuhalten die Puppe höchstpersönlich in den nächsten Müllcontainer zu stopfen. Und der Blick von Scheffer erst ...
Zu große Fußstapfen
Auch bei den Zuschauern kann das neue Team nicht überzeugen. „Allein die Dialoge vor dem Abspann sind alle gewollt lustig und ich habe permanent das Gefühl, ich würde eine schlechte Parodie des Originals sehen. Sehr schade.Dann lieber die alten Folgen“, heißt es da etwa. Ein anderer fordert, die Sendung doch direkt wieder abzusetzen. „#MordmitAussicht wirkt auf mich grad so, als versucht eine Laienspielgruppe #MordmitAussicht zu parodieren. Ich wollte vorurteilsfrei reingehen – es hat fünf Minuten geklappt. Daumen runter“, heißt es in einem weiteren Kommentar.
Die Dialoge sind so hölzern und durchschaubar, dass einige sogar meinen, die ARD möchte das Publikum für dumm verkaufen. Es fehlt an Lockerheit, an Charme, an allem, was die Sendung bisher ausgemacht hat.
Gut, nun war das die erste Folge. Aber da ist so viel Luft nach oben. Es sind eben große Fußstapfen, in die das neue Team da tritt. Und nach aktuellem Stand sind sie zu groß.