Viele Vereine im Kreis Euskirchen haben von Negativbeispielen wie dem ETSC gelernt. Palmersheim würde ohne Sponsoren nicht in der Oberliga spielen.
Geldgeber im SportPremiumsponsoren bekommen beim SV Nierfeld eine Currywurst pro Spiel

Durch das Sponsoring der Erftbaskets hat Peter Greven aus Iversheim schon Mitarbeiter gewonnen.
Copyright: Rocco Bartsch
Es ist eine prägende Kindheitserinnerung, der Grund bleibt mir jedoch verborgen und ist wohl eher ein Fall für den Psychologen: Damals, als ich in der Jugend des SV Frauenberg mehr schlecht als recht gegen den Ball trat, bekamen wir irgendwann neue Trikots. Gelb waren sie, genau wie die Stutzen, dazu schwarze Hosen, was eigentlich nur bedingt zu den Vereinsfarben passte, dafür aber zum Sponsor: Das Autohaus Schumacher aus Zülpich, in dem Autos der Marke mit dem Blitz aus Rüsselsheim verkauft wurden.
Die Erinnerung zeigt: Sponsoring gehört zum Sport wie Bälle, Tore und sonstiges Equipment. Ohne Sponsoren geht es nicht oder zumindest deutlich schwieriger. Eine nackte Trikotbrust fällt auf. Sponsoring bringt den Vereinen Geld, das wiederum die Teilnahme am Spielbetrieb ermöglicht.
Über Geld im Sport wird beharrlich geschwiegen
Allerdings gilt im Sport wie im echten Leben: Über Geld spricht man nicht. Zumindest nicht über das eigene. Und so verschweigen Vereine beharrlich Mannschaftsetats. Und Spielergehälter bezahlen auch nur die anderen, aber man selbst auf keinen Fall. Das gilt auch für das Sponsoring: Wie hoch die Summe ist, die ein Geldgeber zahlt, darüber will niemand reden.
Alles zum Thema Mittelrheinliga
- Fußball-Landesliga Neunkirchen-Seelscheid startet mit einem XXL-Kader
- Mannschafts-Check 2025/26 Diese Fußball-Teams aus dem Rhein-Sieg-Kreis gehen an den Start
- Kreisschiedsrichterchef Uwe Stark „Betrachtet eure Schiris wie eure Spieler“
- Fußball-Bezirksliga Oberpleiser Wiederaufstieg ist „kein Muss“
- Fußball-Kreisliga A SV Allner-Bödingen läutet eine neue Ära ein
- Hector-Transfer entpuppt sich als Ente 1. FC Niederkassel verpflichtet namhafte Zugänge
- Jugendfußball So liefen die Qualifikationsspiele des SSV Lommersum auf Verbandsebene
Allerdings ist Sponsoring eine wichtige Einnahmequelle. „Die Sponsoreneinnahmen halten unseren Spielbetrieb am Laufen“, sagt Karl-Heinz Büser, Vorsitzender des SV Nierfeld. Damit sei nicht nur Spritgeld gemeint, sondern auch Gebühren an den Verband, der laut Büser „unverschämt viel haben will“. Die Mitgliedsbeiträge tragen die Kosten des Vereins für das Vereinsheim, Stromkosten oder Reparaturen. Hinzu kommen auch noch Einnahmen durch Heimspiele.
Paradoxerweise rechnet Büser nach dem Abstieg in die Kreisliga A hier mit höheren Einnahmen, weil es wieder mehr Derbys gibt. Und ein weiteres Paradoxon gibt es: „Wir hatten in der Mittelrheinliga eine billigere Mannschaft als im letzten Jahr in der Bezirksliga. Es wird von anderen Vereinen mit Geld nur so um sich geschmissen. Es wird generell immer schwieriger, denn jeder hält die Hand auf.“
Bei der Herz- und Lungensportabteilung zahlt der SV Nierfeld drauf
Finanziert werden aber nicht nur Trainer und Mannschaft, sondern auch besondere Angebote wie die Herz- und Lungensportabteilung. „Das ist eine Abteilung, bei der wir draufzahlen“, gibt Büser zu. Und warum macht man das dann? „Aus Respekt vor den Menschen, die den Verein aufgebaut haben“, so der Vorsitzende des SVN. Denn er selbst sei ein großer Fan des Ehrenamtes. „Ohne unsere Ehrenamtler hätten wir nach der Flut unsere Sportanlage nicht wieder aufbauen können“, gibt er ein Beispiel.
Auch in anderen Sportarten ist Sponsoring ein gewichtiger Faktor. „Wir leben von den Sponsoren“, sagt Peter Trimborn, Trainer der Oberliga-Handballer des TV Palmersheim, der sich um das Sponsoring der ersten Mannschaft kümmert. Ohne Sponsoren hätte man hohe Kosten durch neue Trikots und Trainingsanzüge. Alle zwei Jahre würden neue Sätze fällig, allerdings zeitlich versetzt, damit nicht auf einmal größere Summen anfallen. „Wenn wir die Sponsoren jedes Jahr wegen neuer Trikots ansprechen würden, das machen die nicht mit“, so Trimborn. Da im Handball die Spielerfluktuation geringer sei als im Fußball, brauche man seltener neue Ausrüstung.
„Der Verein wird durch Sponsoring entlastet, denn die Kosten sind erheblich“, sagt Trimborn. Auch beim TVP gelten die drei Einnahmequellen Mitgliedsbeiträge, Zuschauereinnahmen und Sponsoring. Im Gesamtverhältnis sind die Werbeeinnahmen von allen drei Punkten die geringsten, allerdings werden von den Zuschauereinnahmen auch die Schiedsrichter und die Miete für vier Hallen, in denen gespielt und trainiert wird, gezahlt. Und die Mitgliedsbeiträge kommen nicht nur der ersten Mannschaft, sondern dem gesamten Verein zugute.
„Ohne Sponsoring könnten wir nicht in der Oberliga spielen“
Trimborn schätzt den Anteil des Sponsorings an den Gesamteinnahmen der ersten Mannschaft auf etwa 40 Prozent ein. Handball in Palmersheim würde auch ohne Sponsoren gespielt werden können, ist sich Trimborn sicher. „Aber ohne Sponsoring könnten wir nicht in der Oberliga spielen“, sagt er auch. Wobei er betont: Beim TVP werde kein Spieler bezahlt. „Sobald Geld für Spieler im Spiel ist, geht es den Bach runter“, sagt Trimborn. Das würde das Mannschaftsgefüge total durcheinanderbringen.
Die Mitgliedsbeiträge in unserem Verein sind die tragende Säule. Sponsoren sollten nur das Plus sein. Am Ende muss die schwarze Null stehen.
Für Marc Grospitz, Geschäftsführer des TuS Zülpich, ist Sponsoring ein wichtiger Faktor. Für ihn gilt aber auch: Das Tagesgeschäft sollte ohne gestemmt werden können. „Die Mitgliedsbeiträge in unserem Verein sind die tragende Säule. Sponsoren sollten nur das Plus sein. Am Ende muss die schwarze Null stehen.“
Der TuS will in diesem Jahr die 2000-Mitglieder-Grenze knacken und bietet ein breit gefächertes Angebot an Sportarten an. Deshalb gibt es große Unterschiede in den verschiedenen Abteilungen, sowohl was das Sponsorenaufkommen angeht als auch bei der Höhe der Mitgliedsbeiträge. „Die Fußballabteilung hat den größten Pool an Sponsoren, viele verbinden die TuS auch mit den Basketballern. Danach kommt der Rest“, beschreibt Grospitz die öffentliche Wahrnehmung.
Kurios: Die Fußballabteilung sei die, die am meisten Geld benötige, deren Mitglieder aber mit die günstigsten Beiträge zahlen. Der Grund ist die Konkurrenz durch die Dorfvereine. „Die Beiträge bei den Basketballern oder beim Taekwondo waren schon immer höher“, so Grospitz. Das liegt auch an der lokalen Exklusivität einiger Angebote. Wer Basketball oder Tischtennis spielen oder Leichtathletik betreiben wolle, ohne große Strecken zu fahren, kann das nur in Zülpich.
Etat bei den Fußballern des TuS Zülpich nach Aufstieg kaum verändert
Trotz des Aufstiegs in die Landesliga vor der Vorsaison, habe sich der Etat der ersten Mannschaft kaum verändert. „Wir bezahlen keine Gehälter wie in anderen Vereinen. Die Jungs spielen wegen der Gemeinschaft hier, mit ihren Kumpels und nicht wegen dem Geld“, sagt Torben Bulig, Geschäftsführer der Fußballabteilung des TuS.
Was den Gesprächspartnern wichtig ist: Man hat aus den Fehlern anderer Vereine in der Vergangenheit gelernt. Bekanntestes Beispiel ist der Euskirchener TSC, der seinen Aufstieg bis in die Oberliga auch seinem damaligen Hauptsponsor verdankt. Als der sich zurückzog, ging es innerhalb von sieben Spielzeiten von der Mittelrheinliga in die Kreisliga C. Komplett von der Bildfläche verschwunden ist der SV Zülpich, der auch von einem Hauptgeldgeber abhängig war.
Und von der Mittelrheinliga in die Kreisliga C ging es auch für den Kaller SC. Den Fußballern aus der Eifel wurde aber nicht die Abhängigkeit von einem Sponsor zum Verhängnis, sondern der Ausstieg desjenigen, der die Sponsoren akquiriert hatte. Diese zogen sich daraufhin zurück. Es zeigt: Auch innerhalb eines Vereins sollte man sich nicht abhängig machen von einzelnen Personen.

Ein Trikotsponsor der Zülpicher stammt nicht aus der Römerstadt.
Copyright: Tom Steinicke
Deshalb setzen die meisten Vereine heute auf eine, wie sie finden, gesunde Mischung. Abhängigkeit von einem Partner ist für Karl-Heinz Büser fatal, denn „das sind Blasen. Wir wollen gar keinen Großsponsor, denn dessen Geld plant man dann irgendwann wie selbstverständlich ein.“ Stattdessen setze man in Nierfeld auf etwa 40 langfristige Sponsoren. Einige machen Werbung auf Plakaten, andere auf den Banden und dann gibt es auch noch rund zehn Premiumpartner, allen voran der Namenspate des Stadions im Schleidener Stadtteil.
Auch Torben Bulig sagt: „Wir setzen auf viele kleine Sponsoren, auf Gewerbetreibende aus Zülpich, die auf unseren Verein zukommen.“ Natürlich gebe es Hauptsponsoren. „Aber die machen nicht die ganz großen Gelder frei“, so Bulig.
Handballtrainer ist nicht gut auf den Fußball zu sprechen
Auch beim TV Palmersheim ist es so, dass man auf ein großes Netzwerk aus Unterstützern setzt. Dennoch ist regelmäßiges Klinkenputzen angesagt, auch wenn Trimborn zugibt, dass man von den drei Aufstiegen in kurzer Zeit sehr profitiert habe. Die Stimmung in der Peter-Weber-Halle ist dank der Fangruppierung Räuberbande famos. Die Euphoriewelle ist auch auf potenzielle Geldgeber übergeschwappt. „Die Leute finden das toll, was bei uns in den vergangenen zehn Jahren passiert ist. Selbst Präsidenten von Fußballvereinen unterstützen uns“, sagt Trimborn, dessen Verhältnis zum „Volkssport Nummer eins“, wie er den Fußball ebenso scherzhaft wie abwertend nennt, eher unterkühlt ist. „Von dem Etat so mancher Kreisliga-A-Fußballvereine könnten wir vier Oberliga-Saisons bestreiten“, sagt er.
Dass sich das Aufkommen von Werbepartnern mit sinkender Spielklasse ändert, hat auch Karl-Heinz Büser gemerkt. „Nach den Abstiegen hat sich das ein bisschen sortiert“, sagt er. Früher, als Nierfeld noch in der Mittelrheinliga gespielt hat, sei man auch für regionale Partner interessant gewesen. Jetzt seien es doch eher ortsansässige Sponsoren, die sich mit dem Verein identifizieren.
Für uns ist das eine Imagegeschichte.
Einen von ihnen ist ... Karl-Heinz Büser selbst, respektive dessen Versicherungsagentur. „Ich habe keinen genauen Überblick, wo ich überall unterstütze“, gibt er zu. Unter anderem gehören der SSV Golbach, der SV Schöneseiffen und der TuS Dreiborn dazu, eben dort, wo seine Agentur tätig ist.
Lohnt sich das finazielle Engagement für die Sponsoren überhaupt?
Aber was hat man als Sponsor überhaupt von einem finanziellen Engagement? „Für uns ist das eine Imagegeschichte“, erklärt Michaela Scholl, Assistentin der Geschäftsleitung des Iversheimer Unternehmens Peter Greven, das unter anderem Sponsor der Erftbaskets Bad Münstereifel ist. Als Firma wolle man sich vor Ort auch im Rahmen der Möglichkeiten einbringen. Die Erftbaskets unterstütze man schon ewig, so Scholl, auch weil Firmenchef Peter Greven und Frank Beier von den Erftbaskets sich privat kennen.

Auch eine Bande der Versicherungsagentur des eigenen Vereinspräseidenten findet man beim SV Nierfeld.
Copyright: Rocco Bartsch
Ein weiterer Effekt: Da man die Produkte von Greven nicht im Supermarkt kaufen könne, wüssten viele gar nicht, was in Iversheim produziert werde. „Wir wollen etwas zurückgeben und an Bekanntheit gewinnen. Wir profitieren durch höhere Akzeptanz und haben auch schon Mitarbeiter durch das Sponsoring gewonnen“, so Scholl.
Eine Gegenleistung verlange man hingegen nicht. So gebe es auch keine Fotos der Teams mit Firmenchef Peter Greven. „Das passt auch nicht zu ihm“, sagt Scholl. Allerdings haben langjährige Partnerschaften positive Nebeneffekte: Beim Firmenjubiläum von Peter Greven waren die Erftbaskets mit einer Korbanlage am Start und sorgten so für ein besonderes Angebot für die Gäste.
Man lehne auch Anfragen von Vereinen ab, versuche dann aber Kompromisse zu finden. Dann werde es eben kein Trikotsatz, sondern ein Werbebanner auf einer Eintrittskarte. Unterstützt würden besonders Jugendvereine, in der Vergangenheit etwa der 1. FAV Bad Münstereifel und der SV Iversheim. Bandenwerbung gebe es auch in der Tennishalle, der Heinz-Gerlach-Halle oder auf dem Sportplatz in Arloff. „Wir schauen uns individuell an, was wir sponsern. Uns liegen soziale Projekte und die Jugendförderung am Herzen, denn damit kann man etwas bewirken“, sagt Michaela Scholl. Aus rein steuerlichen Gründen mache man das übrigens nicht, denn komplett absetzbar sei das eingesetzte Geld ohnehin nicht.
Premiumpartner erhalten Dauerkarte und eine Currywurst pro Spiel
Für Karl-Heinz Büser ist es wichtig, dass Sponsoren und Verein voneinander profitieren. Premiumpartner würden mit einer Dauerkarte, die auch eine Currywurst und Getränke pro Spiel beinhaltet, belohnt. Er weiß aber auch: „Die meisten unserer Partner nutzen das Angebot noch nicht mal und bezahlen trotzdem.“
Sichtbar mache man die Unterstützer aber auf jeden Fall: Ob auf Werbebanden, Plakaten, auf der Internetseite, auf den Jahreskarten oder auf einem Schild am Vereinsheim. Das mit der Sichtbarkeit ist auch für Torben Bulig ein wichtiger Punkt: Bei den Zülpicher Fußballern gebe es Bandenwerbung, die Vereinszeitschrift, Sponsorenbereiche auf Bannern und den Spielankündigungen, spezielle Sponsorenplakate oder besondere Einlagen.
Karl-Heinz Büser geht noch einen Schritt weiter: Er bewirbt die Partner den Halbzeitpausen und vor dem Anpfiff. „Vor jedem Heimspiel machen wir ein Tippspiel. Zu gewinnen gibt es Gutscheine eines Partners. Da rede ich dann vor dem Spiel auch schon mal 30 Minuten über das Unternehmen, denn die Partner muss man bei so einer Aktion mitnehmen. Für die ist das oft nur eine Kleinigkeit, aber für beide ist es ein Gewinn.“ So hätten ihm schon einige Sponsoren mitgeteilt, dass sie durch den Fußball Neukunden gewonnen hätten. „Es muss eine Win-win-Situation für beide sein“, so Büser.