Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Ausstellung im Kunstforum NRWAlison Jackson zeigt Promis in seltenen Posen

Lesezeit 4 Minuten
Doppelgängerinnen der verstorbenen Queen Elizabeth sowie von Kate und Camilla sitzen in einem Friseursalon. Das Foto stammt von der britischen Künstlerin Alison Jackson.

Doppelgängerinnen der verstorbenen Queen sowie von Kate und Camilla in einem Friseursalon. 

Das Kunstforum NRW zeigt die Ausstellung von Alison Jackson, die mit Fotos von Doppelgängern Prominenter immer wieder Leute hereinlegt. 

Paparazzi sind schamlos. Ihre Branche floriert aber vor allem deswegen so gut, weil es Abnehmer gibt. Das Leben der Promis, ihre Privatsphäre, wird zum Konsumprodukt. Die britische Fotokünstlerin Alison Jackson wiederum führt die Konsumenten vor, indem sie berühmte Persönlichkeiten in Szenen zeigt, die kein gewöhnlicher Fotograf wohl so vor die Linse bekäme. Denn sie arbeitet mit Doppelgängern. Jackson inszeniert und treibt die Täuschung mit ihnen auf die Spitze.

Das NRW-Forum in Düsseldorf stellt in seiner Ausstellung „Alison Jackson. Truth is Dead“ rund 80 Fotografien und Videos vor, die erst einmal wie ein riesiger Spaß wirken. Der schlägt aber schnell um. Dann zum Beispiel, wenn einem eine überlebensgroße Lady Diana den Mittelfinger auf einer wandgroßen Projektion entgegenstreckt. Voyeure sind eben nicht nur die Paparazzi und Schlüssellochgucker – die Neugierde betrifft fast uns alle. Und schnell fällt man herein auf die obskure Führung der Kamera.

Alison Jacksons Fotografien werden oft für echt gehalten

Immer wieder werden Jacksons Bilder für echt gehalten. Und sie fabuliert in ihren Fotos die Stories immer weiter. Berühmt wurde die Künstlerin 1999 in England, als sie ein Buch mit Schwarz-Weiß-Fotografien produzierte, darunter Bilder, in denen Prinzessin Diana und Dodi Al-Fayed offenbar mit gemischten Kindern auftraten.

Jackson liefert mitunter so groteske Bilder, dass sich berechtigte Zweifel an der Echtheit einstellen: Der englische Fußballspieler David Beckham ist in pornografischen Posen zu sehen, die so plump sind, dass jede Marketingabteilung die für Parfüm oder rasante Autos wirbt, über so viel ästhetische Grenzverletzung die Nase rümpfen würde.

Doppelgänger der Schauspielerin Marilyn Monroe und des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy sitzen an einem Fenster. Das Foto stammt von der britischen Künstlerin Alison Jackson.

Doppelgänger der Schauspielerin Marilyn Monroe und des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy.

Aber die Überschreitung ist geradezu Jacksons Markenzeichen. Damit trifft sie so ziemlich alle berühmten Persönlichkeiten, egal welcher Profession. So ist die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel in trinkfreudiger Kaminszene mit dem ehemaligen französischen Präsidenten François Hollande zu sehen.

Unweit hängt eine 2012 gestellte „Arbeitsansicht“ aus dem Atelier eines namenlosen Bildhauers. Ein mit seinen Muskeln protzender Putin steht in Unterhose Modell. Aus dem monolithischen Steinblock, den der Bildhauer bearbeitet, ragt aber erst ein Bein. Wohin wird es austreten?

Bereits in den 1990er Jahren sorgten Jacksons Bilder für Aufruhr, auch weil die Betrachter vielfach auf die Bilder hereinfielen, die Abgebildeten für die realen Persönlichkeiten hielten. Mitunter driftet es in große Lustigkeiten nach dem Modell „Pleiten, Pech und Pannen“ ab. Aber auch hier sind es letztlich die Zuschauer, die gerne mit Häme auf die Missgeschicke der Großen schauen.

Donald Trump und der Laubsauger

Einfache Alltagsszenen hält Jackson ebenso fest: Camilla beim Yoga im Park, Kate und William lesen angewidert Harrys Buch auf dem Sofa und Ozzy Osbourne strauchelt auf dem Laufband in der Muckibude. Jackson, die ihren Abschluss am Royal College of Art gemacht hat, geht ganz nah ran, zeigt die verstorbene Queen sogar in einer kitschigen Porzellanfigur auf dem Thron mit Spülkasten, umringt von ihren Corgi-Hunden.

Donald Trump vergnügt sich mit leicht bekleideten Schönheiten im Büro. Strumpfhalter und Standarten hat Jackson peinlich genau in einer pornografischen Szene modelliert, in der sich eine lebensgroße Plastik des Präsidenten gerade verlustiert. Im Bewegtbild fährt er mit schönen Frauen im Fonds eines Cabrios vor. An anderer Stelle schunkelt er mit maskierten Schergen des Ku-Klux-Klans.

Begleitend zur Schau gibt es ein Video aus Jacksons Werkstatt. Ein ganz gewöhnlicher älterer Herr wird in der Maske in den – mittlerweile verflossenen, aber immer wieder sehr präsenten – US-Präsidenten verwandelt. Es scheint Stunden zu dauern, bis die Frisur sitzt. Anschließend wird der gedoubelte „Trump“ in einem Zelt mit oranger Farbe für den unvergleichlichen Teint besprüht. Wie wetterfest die Haartracht ist, zeigt sich dann am Set im Park. Trump wird mit dem Laubsauger verfolgt.

Bis 14. Mai, Mo bis Fr. 11 - 20, Sa 10-20, So 13-19 Uhr. Ehrenhof 2.


Zur PersonIn Southsea, Hampshire wurde Alison Jackson 1970 geboren. Die britische Fotografin und Videokünstlerin ist dafür bekannt, mit Doppelgängern berühmter Persönlichkeiten aus der Politik, der Film- und Musikbranche, vermeintlich intime Situationen zu inszenieren. So kann man auf einigen ihrer Aufnahmen George W. Bush bei Schießübungen betrachten, bei denen die Porträts von Wladimir Putin und Hillary Clinton als Zielscheiben dienen. Bill Gates bedient auf einem anderen Bild einen Apple-PC und die britische Königin Elisabeth II. spült ab. (EB)