NRW führt deutschlandweit beim Ausbau von Windkraftanlagen mit bisher 101 neuen Anlagen und einer Leistung von 525 Megawatt in 2023.
Spitze in Deutschland„NRW schafft die 1000 Windräder“

Windräder bei Dottel auf dem Gebiet der Stadt Mechernich
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In keinem anderen Bundesland gehen aktuell so viele neue Windräder in Betrieb wie in NRW. Nach vorläufigen Zahlen der Bundesnetzagentur sind bis zur Jahresmitte landesweit 101 Windenergieanlagen mit einer Brutto-Leistung von 525 Megawatt (MW) neu ans Netz gegangen, teilt der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) mit.
Nach acht Jahren könnte 2025 in NRW zu einem Rekordjahr für den Ausbau der Windenergie werden, hofft der Lobbyverband. „Wir erwarten – wenn der Himmel nicht auf die Erde fällt –, dass am Jahresende die bisherige NRW-Rekordmarke von 881 MW Brutto-Leistung aus dem Jahr 2017 beim Windkraftausbau getoppt wird“, sagt LEE-Geschäftsführer Christian Vossler.
Nach den neuesten Zahlen drehen sich im Land nun über 3800 Windräder mit einer Leistung von über 8200 MW. Damit hat sich die Leistung seit 2014 verdoppelt. NRW hatte sich im vergangenen Jahr beim Ausbautempo bundesweit erstmals an die Spitze gesetzt. Diesen Platz verteidigte das Land im ersten Halbjahr. Da auch ältere Anlagen abgebaut wurden, betrage der Nettozuwachs 479 MW. „Damit ist NRW sowohl beim Brutto- als auch beim Nettozubau bundesweit vor Niedersachsen und Schleswig-Holstein die Nummer eins“, so der LEE.
Paderborn führt das Ranking an
Zu den drei Kreisen mit dem größten Zubau bis 30. Juni zählen Steinfurt (92 MW), Paderborn (58 MW) und Recklinghausen (38,6 MW). Im Kreis Paderborn stehen nach wie vor die mit Abstand meisten Windenergieanlagen. Die Windbranche geht davon aus, dass das Ausbautempo anhält. In den ersten sechs Monaten hätten die Behörden 468 neue Windenergieanlagen mit einer Leistung von rund 2822 MW genehmigt. 35 Prozent der bundesweit erteilten Genehmigungen seien auf NRW entfallen.
„Absehbar ist damit, dass die schwarz-grüne Regierung ihr erklärtes Ziel, beim Bruttoausbau mindestens 1000 neue Windenergieanlagen in dieser Legislaturperiode bis Mai 2027 ans Netz zu bringen, erreichen wird“, so Vossler. CDU und Grüne hatten dieses Ziel 2022 im Koalitionsvertrag angekündigt. Rechnerisch würde das 200 neuen Windrädern pro Jahr entsprechen. Dieser Wert könnte zumindest in diesem Jahr erreicht werden. 2024 waren nur 154 neue Windräder ans Netz gegangen.
Das von Mona Neubaur (Grüne) geführte NRW-Wirtschaftsministerium geht jedoch davon aus, dass die Zahl von 1000 Windrädern in der laufenden Legislaturperiode deutlich übertroffen wird. Seit Sommer 2022 seien bis Ende 2024 bereits 401 Windenergieanlagen installiert worden. Hinzu kämen Genehmigungen über weitere insgesamt 1077 Anlagen, die bis Mai 2027 in Betrieb genommen werden könnten.
Der boomende Windkraftausbau in NRW schürt zugleich bei Politik und Bevölkerung Ängste vor einem „Wildwuchs“ bei der Errichtung der riesigen Anlagen. Die schwarz-grüne Landesregierung kippte etwa das Abstandsgebot von Windkraftanlagen zu Siedlungen. Bei einer ungesteuerten Entwicklung aber wird ein Akzeptanzverlust in der Bevölkerung für Windkraft befürchtet.
Auch die Windbranche sieht einige Hürden auf dem Weg zur Energiewende. Es sei nicht alles Gold, was beim Ausbau der Windenergie in NRW glänze, gesteht der LEE ein. So würden Wartezeiten auf den Netzanschluss zu einem immer größeren Ärgernis. Ein weiteres Problem: die Situation beim Transport der voluminösen Kraftwerkskomponenten über Autobahnen und Landstraßen.