Erstmals nach fünf Jahren spricht Donald Trump im Format „60 Minutes“ über seine Politik – und verdreht dabei mehrfach die Tatsachen, wie ein Faktencheck zeigt.
„60 Minutes“ bei CBSTrump lügt mindestens 18 Mal in viel beachtetem Interview

Donald Trump äußerte sich in einem ausführlichen Interview bei CBS (Archivbild)
Copyright: IMAGO/ZUMA Wire
Donald Trump hat sich erstmals nach fünf Jahren in einem Interview mit der US-Sendung „60 Minutes“ von CBS ausführlich zu seiner Politik geäußert. Das viel beachtete Gespräch, das bereits am Freitag geführt worden war, strahlte der Sender am Sonntag stark gekürzt aus.
Trump saß 90 Minuten lang mit der Korrespondentin Norah O'Donnell zusammen, gesendet wurden nur etwa 28 Minuten. Später wurden ein vollständiges Transkript des Gesprächs sowie eine 73-minütige erweiterte Fassung online veröffentlicht.
Donald Trump bei CBS-Format „60 Minutes“
Trump nutzte das Interview, um die angeblichen Erfolge seiner zweiten Amtszeit herauszustellen. Die letzten neun Monate seit seiner Vereidigung im Januar seien „die besten neun Monate in der Geschichte der Präsidentschaft“ gewesen, so der 79-Jährige.
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O'Donnell stellte Trump durchaus kritische Fragen, etwa zu steigenden Lebenshaltungskosten, außenpolitischen Herausforderungen und dem Regierungsstillstand.
Wie der Sender CNN in einem Faktencheck feststellte, waren Trumps Antworten mit einer Vielzahl falscher Behauptungen gespickt. „Wir haben mindestens 18 unrichtige Aussagen gezählt“, heißt es im Faktencheck.
Unter anderem wiederholte Trump seine inzwischen bekannte Verschwörungserzählung, dass ihm die Wahlen 2020 „gestohlen worden seien“. Auch bei aktuellen innenpolitischen Themen verdrehte der US-Präsident die Wahrheit.
Donald Trump streitet Inflation und gestiegene Lebensmittelpreise ab
Demnach berichtete Trump unter anderem, dass die Lebensmittelpreise „gesunken“ seien. CBS-Moderatorin Norah O'Donnell wies darauf hin, dass die Preise tatsächlich gestiegen sind. Trump leugnete auch das Ausmaß der Inflation (rund drei Prozent) und behauptete fälschlicherweise, er habe „acht Kriege beendet“. Weitere Falschbehauptungen betrafen laut CNN unter anderem die Themen Migration, die US-Außenpolitik und Zölle.
In einer Sequenz, die in den US-Medien viel Beachtung fand, drängte Trump die Interviewerin O'Donnell zuzugeben, dass die Kriminalität in ihrer Heimatstadt Washington D.C. zurückgegangen sei. Die Korrespondentin ließ sich allerdings nicht darauf ein. „Das müssen Sie nicht verwenden“, bemerkte Trump nach dem unangenehmen Wortwechsel. „Sie müssen das nicht einbauen, denn ich möchte Sie nicht in Verlegenheit bringen.“
Donald Trump verklagte Sender CBS wegen „60 Minutes“ mit Kamala Harris
Trumps Interview bei „60 Minutes“ war auch wegen einer Vorgeschichte mit Spannung erwartet worden. Vor einem Jahr hatte Trump den Sender CBS wegen der Bearbeitung eines „60 Minutes“-Interviews mit der damaligen Vizepräsidentin Kamala Harris verklagt. Er warf dem Sender vor, das Interview so editiert zu haben, dass Harris besonders gut dabei wegkomme – und sich ihre Chancen bei der Präsidentschaftswahl verbessern würden. CBS einigte sich mit Trump im Juli auf eine Zahlung von 16 Millionen Dollar.
In einem Teil des Interviews, der nicht ausgestrahlt wurde, sprach Trump den Vergleich an. „‚60 Minutes‘ war gezwungen, mir eine Menge Geld zu zahlen, weil sie ihre [Kamala Harris, d. Red.] Antwort herausgenommen haben, die so schlecht war, dass sie die Wahl verändert hätte, zwei Nächte vor der Wahl. Und sie haben eine neue Antwort eingesetzt.“
In einem anderen nicht gesendeten Teil lobte Trump den Verkauf von CBS an die Familie Ellison und die neue Chefredakteurin des Senders, Bari Weiss. Er glaube, die neue Eigentümerschaft sei „das Beste, was seit langer Zeit für eine freie und offene und gute Presse passiert ist“. (pst)
