Schweigegeld für PornodarstellerinLehrerin, Banker, Outdoor-Liebhaber – Diese Jury soll über Trump richten

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Bei dem Verfahren gegen Donald Trump geht es um Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin.

Bei dem Verfahren gegen Donald Trump geht es um Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin.

Nun fehlen noch Ersatzjuroren, um mit dem ersten Strafprozess der US-Geschichte gegen einen Ex-Präsidenten zu beginnen. 

Die Jury für das Schweigegeld-Verfahren gegen Donald Trump steht: Nach rund dreitägigen Befragungen im ersten Strafprozess gegen einen früheren US-Präsidenten einigten sich Staatsanwaltschaft, Verteidigung und der Vorsitzende Richter auf zwölf Geschworene, wie im Gerichtssaal anwesende Journalisten und Journalistinnen übereinstimmend berichteten. 

Der New Yorker Richter Juan Merchan sagte am Freitag, nach den zwölf Geschworenen seien auch die sechs Ersatzgeschworenen ausgewählt worden. „Wir haben die vollständige Jury“, sagte der Richter. Damit ist der Weg für die Eröffnungsplädoyers am kommenden Montag frei.

Geschworene im Trump-Prozess: Lehrerin, Investmentbanker, Outdoor-Liebhaber 

Die Jury-Auswahl hatte sich schwierig gestaltet. Zwei Jury-Mitglieder, die am Dienstag bereits eingesetzt worden waren, wurden wieder freigestellt. Eine Frau hatte Sorge, dass ihre Identität öffentlich werden könnte. Bei einem Mann gab es Zweifel an der Glaubwürdigkeit einiger seiner Aussagen. Dutzende Kandidaten gaben von vorneherein an, sie sähen sich nicht in der Lage, zu einem fairen Urteil zu kommen – und wurden daraufhin freigestellt.  

Nun stehen die zwölf Geschworenen fest. Sieben Männer und fünf Frauen sollen über den Ex-Präsidenten richten. Zu den Jury-Mitgliedern gibt es nur wenige Angaben – ein paar Details sind jedoch bekannt. So befindet sich unter den Geschworenen ein Mann, der „Outdooraktivitäten mag“ und als Verkäufer arbeitet, berichtet „NBC News“.

Jury im Prozess gegen Donald Trump informiert sich bei Tiktok, Google – und der „New York Times“ 

Auch ein Investmentbanker, „der Trump auf Twitter folgt“, befindet sich demnach darunter. Ebenso ein Mann mit einer „Vorliebe für Holz- und Metallarbeiten“. Auch die weiblichen Geschworenen zeigen sich aktiv: Zwei der Frauen gaben an, „gerne zu laufen“. Über eine „junge Frau aus Harlem“ wurde mehr bekannt: Sie lebe mit ihrem Freund zusammen, liebe Schreiben, Theater und Reisen und möge Podcasts über Beziehungen und Popkultur.

Viele der Jury-Mitglieder nannten als bevorzugte Nachrichtenquelle zu dem die „New York Times“. Aber auch Google und Tiktok wurden mehrfach als Informationsquelle von den Jury-Mitgliedern genannt. Einer der Geschworenen, der Trump in sozialen Netzwerken folgt, versicherte: „Ich habe keine Überzeugungen, die mich daran hindern könnten, fair und unparteiisch zu sein.“

Donald Trump: Prozess wegen Schweigegeldzahlungen an Pornodarstellerin

Bei dem Verfahren gegen Trump geht es um Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm die Fälschung von Geschäftsunterlagen vor. Trump hat auf nicht schuldig plädiert. 

Der Prozess könnte nach Gerichtsangaben bis zu acht Wochen dauern. Bei einer Verurteilung droht dem 77-Jährigen eine mehrjährige Gefängnisstrafe, die auch zur Bewährung ausgesetzt werden könnte. Trump hätte zudem die Möglichkeit, Berufung einzulegen. Auch nach einer möglichen Verurteilung – und selbst im Falle einer Gefängnisstrafe – dürfte Trump bei der Präsidentschaftswahl antreten.

Trump bestreitet Affäre mit Pornodarstellerin Stormy Daniels

Hintergrund des Falls ist, dass Trump 2016 kurz vor seiner Wahl zum Präsidenten 130.000 US-Dollar Schweigegeld an die Pornodarstellerin Stormy Daniels zahlen ließ. Sie hatte behauptet, Sex mit ihm gehabt zu haben. Trump bestreitet eine Affäre, nicht aber, dass Geld geflossen ist. Schweigevereinbarungen zwischen zwei Parteien sind nicht grundsätzlich illegal. Trump wird aber vorgeworfen, er habe die Zahlungen unrechtmäßig verbucht, auf illegale Weise zu verschleiern versucht und damit andere Gesetzesverstöße vertuschen wollen. 

Derzeit sind in den USA noch drei weitere Strafprozesse gegen Trump in der Vorbereitung, unter anderem wegen versuchten Wahlbetrugs und der Mitnahme geheimer Regierungsdokumente. Zudem laufen zahlreiche Zivilprozesse. Der Ex-Präsident und sein Anwaltsteam versuchen die Verfahren mit allen Mitteln zu blockieren und waren damit teilweise auch schon erfolgreich. 

In dem Schweigegeld-Prozess geht es um weniger schwerwiegende Vorwürfe als in den anderen Fällen. Experten zufolge ist es aber der Prozess, der als erster abgeschlossen werden könnte. Trump bestreitet alle Vorwürfe gegen ihn und stellt sich als Opfer einer politisch motivierten Justiz dar. (mit dpa)

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