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Angespannte Lage in Los AngelesTrump schickt mehr Soldaten – Sprecherin bricht Pressekonferenz nach Frage wütend ab

Lesezeit 4 Minuten
Soldaten der Nationalgarde beschützen in Los Angeles Einrichtungen des Bundes - und schon bald ihre Zahl verdoppelt werden.

Soldaten der Nationalgarde beschützen in Los Angeles Einrichtungen des Bundes - und schon bald ihre Zahl verdoppelt werden.

Die Ausgangssperre in LA bleibt bestehen. Die Kritik an Donald Trump wird jedoch lauter – auch wegen der Militärparade am Samstag. 

US-Präsident Donald Trump warnt vor einer lichterloh brennenden Stadt, die Verantwortlichen in Los Angeles hingegen beschwichtigen mit Fakten. Die überwiegend friedlichen Proteste beträfen nur ein sehr kleines Gebiet und nur einen winzigen Teil der Bevölkerung der Millionenstadt, sagte der leitende Staatsanwalt für den Bezirk Los Angeles, Nathan Hochman. Es gebe von Tag zu Tag weniger Ausschreitungen.

Ab dem Abend galt im Zentrum von Los Angeles in der Nähe des Gefängnisgebäudes, wo die US-Einwanderungsbehörde ICE Migranten vor einer Abschiebung unterbringt, erneut eine nächtliche Ausgangssperre. Betroffen war davon nur ein kleiner Teil im Zentrum der weitläufigen Metropole am Pazifik.

Donald Trump schickt noch mehr Soldaten nach Los Angeles

Bis zum Mittwochmorgen (Ortszeit) hatte die Polizei in Los Angeles unter anderem 203 Menschen wegen unerlaubter Proteste festgenommen sowie 17 Personen wegen Verstößen gegen die Ausgangssperre. Die Militärpräsenz in Los Angeles soll derweil schon am Donnerstag weiter ausgebaut werden: Am Nachmittag sollen weitere 2.000 Soldaten der Nationalgarde eintreffen, hieß es. Zudem sei in Kürze mit der Ankunft von 700 Marineinfanteristen des regulären US-Militärs zu rechnen. 

Der am Montag auf Geheiß von Präsident Trump angekündigte Einsatz der Marineinfanteristen wird als weitere Eskalation der Reaktion der Bundesregierung auf die Proteste angesehen. Soldaten sind für militärische Einsätze und den Krieg ausgebildet, nicht für polizeiliche Aufgaben wie die Kontrolle von Protesten in amerikanischen Innenstädten. 

Donald Trump inszeniert sich als Retter von Los Angeles

Der Präsident spricht unterdessen weiter von schweren Ausschreitungen in Los Angeles. „Wenn ich da nicht schnell gehandelt hätte, würde Los Angeles gerade bis auf die Grundmauern abbrennen.“ Es gehe bei den Protesten um „radikale linke Irre“, sagte Trump am Rande einer Abendveranstaltung in Washington.  

Die Geschehnisse in Los Angeles bekommen derweil auch international große Aufmerksamkeit. „Die Bilder aus Los Angeles sind verstörend“, kommentierte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) die Auseinandersetzungen in der Metropole. „Aber ich hoffe, dass es da zu einer schnellen Lösung kommt und dass diese Auseinandersetzungen auch schnell beendet werden“, fügte Merz bei einem Treffen mit der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen in Berlin an. 

Kritik an Trump: „Gemeinden terrorisieren, Familien zerstören“

In den USA hält die Kritik der Demokraten am Vorgehen von Trump derweil an. „Es ist wichtig, alle daran zu erinnern, dass die Ereignisse in Los Angeles eine von Trump selbst inszenierte Krise sind“, schrieb etwa der kalifornische Senator Alex Padilla auf der Plattform X. „Natürlich werden die Menschen für Grundrechte und ein faires Verfahren eintreten, und ich ermutige sie, dies auch weiterhin friedlich zu tun“, fügte der Demokrat an.

Padilla hatte zuvor bereits kritisiert, dass bei Trumps Massen-Abschiebungen eben keine Kriminellen ins Visier genommen würden. Viel mehr gehe es US-Präsidenten darum, „Gemeinden zu terrorisieren, Familien zu zerstören und amerikanische Bürger in Gefahr zu bringen“, hatte Padilla kritisiert. 

Gegenwind für Trump vor geplanter Militärparade in Washington

Gegenwind droht dem US-Präsidenten unterdessen auch am kommenden Samstag in Washington. Dort soll an Trumps Geburtstag dann eine vom US-Präsidenten gewünschte Militärparade stattfinden. Landesweit formiert sich nun Protest gegen die Parade in Washington unter dem Motto „No Kings“ („Keine Könige“). Das Motto ist eine Anspielung darauf, dass Trump sich bereits als König der USA dargestellt hatte. 

Im Trump-Lager sorgt das offenbar für Nervosität. So reagierte Trumps Pressesprecherin Karoline Leavitt am Mittwoch ungehalten auf entsprechende Fragen von Reportern. Trump hatte zuvor den Demonstranten mit „schwerer Gewalt“ gedroht, falls es Proteste bei der Militärparade geben werde.

Trumps Pressesprecherin poltert gegenüber Reportern

Nachdem Leavitt das Vorgehen des US-Präsidenten am Mittwoch dann zu verteidigen versucht hatte, kam es zunächst zu einem Schlagabtausch mit einer Reporterin. Die Journalistin hatte gefragt, ob Trump mit dem Militäreinsatz in Los Angeles von seiner jüngsten Fehde mit Tech-Milliardär Elon Musk ablenken wolle.

Das sei ein „unheimlich unredlicher Angriff“ befand Trumps Sprecherin zunächst und bezeichnete die Demokraten als Verantwortliche für die „linksradikalen Aufstände“, die es angeblich in Los Angeles gegeben haben soll.

Leavitt bricht Pressekonferenz wegen kritischen Fragen ab

Völlig die Fassung verlor Leavitt dann bei einer Frage danach, ob die US-Regierung friedlichen Protest am Samstag zulassen werde. „Natürlich unterstützt der Präsident friedlichen Protest“, polterte Leavitt. „Was für eine dumme Frage“, fügte sie an.

Die anwesenden Reporter zeigten sich damit allerdings nicht zufrieden – und pochten weiter auf eine Antwort der Pressesprecherin, was Trump dann mit seiner Ankündigung von „schwerer Gewalt“ gemeint haben könnte.

Eine entsprechende Antwort gab es von Leavitt allerdings nicht. Die Regierungssprecherin betonte erneut, dass Trump nicht von seiner Mission ablassen werde, illegale Migranten aus den USA abzuschieben – und beendete die Pressekonferenz dann kurzerhand abrupt und sichtlich erbost, ohne weitere Fragen zuzulassen. (mit dpa)