Elon Musk macht seinen Plan wahr und gründet die „America Party“. Reaktionen kommen sofort. Hat die Partei des Milliardärs Chancen?
„Du solltest abgeschoben werden“Elon Musk gründet Partei – Trumps Ex-Berater rastet aus, Milliardär zeigt Interesse

Ein Bild aus anderen Zeiten: Im November 2024 posierte Tech-Milliardär Elon Musk (r.) noch gemeinsam mit Donald Trump und Sänger Kid Rock (M.)
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Erst war es eine „Bromance“, dann eine Fehde – und nun könnte der Zwist offenbar in ernsthafter politischer Konkurrenz für US-Präsident Donald Trump und seine Republikaner münden: Elon Musk, der bis vor wenigen Wochen noch als „besonderer Regierungsmitarbeiter“ in der US-Regierung tätig war, hat seine Ankündigung am Wochenende in die Tat umgesetzt und eine eigene Partei gegründet.
Mit der „America Party“ will der reichste Mann der Welt laut eigener Aussage das Zweiparteiensystem in den USA angreifen, das nach Musks Meinung ohnehin nur ein verkapptes „Einparteiensystem“ sei. Nachdem bei einer nicht repräsentativen Umfrage auf X etwas mehr als 60 Prozent der Nutzer sich für eine Parteigründung ausgesprochen hatten, verkündete der Tesla- und SpaceX-Chef am Samstag, er habe die „America Party“ jetzt offiziell gegründet.
Elon Musk verkündet Gründung der „America Party“
„Im Verhältnis 2:1 wollen Sie eine neue politische Partei und Sie werden sie bekommen“, schrieb Musk am Samstagabend bei X. „Wenn es darum geht, unser Land durch Verschwendung und Korruption in den Bankrott zu treiben, leben wir in einem Einparteiensystem und nicht in einer Demokratie“, fügte der Milliardär mit Blick auf das vom US-Kongress verabschiedete Haushaltsgesetz von Trump an, das als „Big Beautiful Bill“ bekannt ist.
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„Heute wurde die America Party gegründet, um Ihnen Ihre Freiheit zurückzugeben.“ Musk teilte auch einen Beitrag, in dem mögliche Programmschwerpunkte umrissen werden. Darunter: Senkung der Staatsschulden und Ausgabendisziplin, Kampf für Redefreiheit sowie Deregulierung. Auf der Webseite der Bundesbehörde Federal Election Commission, die sich um Transparenz bei der Wahlkampffinanzierung kümmert, waren bereits Dokumente zur America Party zu finden.
Parteigründung: Höhepunkt der Fehde zwischen Trump und Musk
Musks Vorstoß markiert einen vorläufigen Höhepunkt der Fehde zwischen Trump und dem Tech-Milliardär – noch vor Monaten hatte kaum jemand damit gerechnet: Musk hatte Trumps Wahlkampf mit mehr als 250 Millionen Dollar unterstützt und wurde nach der Amtseinführung mit Kostensenkungen im Regierungsapparat beauftragt. Doch dann folgte Anfang Juni eine Schlammschlacht, entzündet an den von Musk strikt abgelehnten Plänen Trumps in der Haushaltspolitik. Die beiden überzogen sich mit heftigen Vorwürfen in den sozialen Medien – jeder konnte mitlesen. Musk schrieb etwa: „Ohne mich hätte Trump die Wahl verloren.“
Ob Musk mit seinem jüngsten Vorhaben ähnlichen Erfolg haben wird wie bei seinen geschäftlichen Großprojekten, etwa Tesla oder SpaceX, scheint allerdings vollkommen offen. Während US-Präsident Trump am Wochenende zunächst zu den Plänen seines ehemaligen Mitarbeiters schwieg, kam prompt eine Breitseite von Ex-Präsidentenberater Steve Bannon.
Ex-Trump-Berater beschimpft Elon Musk: „Du bist kein Amerikaner“
„Der Schurke, der Trottel. Elmo der Idiot, früher bekannt als Elon Musk“, wetterte Bannon in seinem Podcast „War Room“ und fügte hinzu: „Nein, Bruder, du bist kein Amerikaner. Du bist ein Südafrikaner.“ Damit nicht genug: „Wir nehmen uns genug Zeit und beweisen, dass du abgeschoben werden solltest“, fügte Bannon an.

Elon Musk zusammen mit US-Präsident Donald Trump im Oval Office. Derartige Aufnahmen dürften voerst der Vergangenheit angehören. (Archivbild)
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Zuvor hatte Trump in der letzten Woche bereits erklärt, er wolle eine Abschiebung des Milliardärs „prüfen“. Musk ist in Südafrika geboren, lebt aber seit Jahrzehnten in den USA – und hat dort seine Karriere begonnen. US-Präsident werden kann Musk wegen seines Geburtsortes nicht.
Weißes Haus: Republikaner im Gleichschritt mit Trumps Agenda
Der stellvertretende Pressesprecher des Weißen Hauses, Harrison Fields, erklärte unterdessen auf Anfrage von „Business Insider“, dass die Republikaner unter Trump „stärker denn je“ seien und sich vollkommen „im Gleichschritt mit seiner Agenda“ befänden. Den Namen des Milliardärs erwähnte der Pressesprecher dabei nicht.
Ob die America Party erfolgreich sein kann, steht unterdessen in den Sternen: Zwar existieren in den USA auch andere Parteien, aber de facto herrscht ein Zweiparteiensystem. Kleinere Parteien haben kaum eine Chance auf größeren politischen Erfolg – auch wegen des Mehrheitswahlrechts, bei denen jeweils nur der Sieger zum Zug kommt und Stimmen für andere Kandidaten verfallen.
„Eigentlich müsste man sagen, daraus wird nichts, aber …“
Die Frage ist, wie aussichtsreich Musks Pläne vor diesem Hintergrund sind. „Eigentlich müsste man sagen, aus der America Party wird nichts, aber … eine dritte Partei hat noch nie jemand zu gründen versucht, der über so viele Mittel und Netzwerke verfügte“, kommentierte der Kölner Politologe Thomas Jäger die Pläne des Milliardärs. „Musk mag erneut überraschen. Mal sehen, was daraus wird“, fügte der Professor für Internationale Politik und USA-Fachmann der Universität Köln an.
Die Frage ist, welche Amerikaner Musk mit seiner neuen Partei ansprechen könnte. Wird er Trump mit der America Party schaden und den Republikanern Wähler wegnehmen? Könnte er damit gar den Demokraten indirekt helfen?
Umfragen: Interesse an einer dritten Partei vorhanden
Der TV-Sender CNN verwies nun auf eine Umfrage aus 2024, wonach 58 Prozent der erwachsenen Befragten der Aussage zustimmten, dass eine dritte Partei in den USA gebraucht werde. Die ersten Umfragen aus den letzten Tagen deuten ebenfalls in diese Richtung, wie der britische „Independent“ berichtete. So habe eine Befragung von rund 1.000 Amerikanern in der Vorwoche ergeben, dass fast 40 Prozent der Befragten eine dritte, von Musk gegründete, Partei unterstützen würden.
Laut der von Quantus Insights durchgeführten Umfrage gaben demnach 14 Prozent der Befragten an, dass sie „sehr wahrscheinlich“ ein vom Tesla-Chef ins Leben gerufenes politisches Projekt unterstützen oder dafür stimmen würden, während 26 Prozent sagten, dass sie es „wahrscheinlich“ tun würden. Weitere 38 Prozent erklärte derweil, sie würden Musk „wahrscheinlich nicht“ unterstützen. 22 Prozent bezeichneten sich selbst in dieser Frage unterdessen als „unsicher“.
Ex-Trump-Mitarbeiter interessiert: „Ich würde mich gern treffen“
Als unwahrscheinlich gilt derweil, dass Musk die Wählerinnen und Wähler der Demokraten von sich überzeugen kann. Musk ist wegen seiner hart rechten politischen Ansichten sehr unpopulär bei der Wählergruppe. Musk selbst sprach nun jedoch davon, eine „Partei der Mitte“ gründen zu wollen. Ob es ihm tatsächlich gelingt, die politische Mitte von sich und seiner Partei zu überzeugen, ist offen. Wahrscheinlicher erscheint, dass ihm zunächst ein Teil der republikanischen Wähler folgen könnte.
Zustimmung signalisierten am Wochenende derweil Musks Milliardärskollege Mark Cuban, der auf die Ankündigung des Tesla-Chefs mit einer Reihe von Feuer- und Feuerwerks-Emojis reagierte. Auch Anthony Scaramucci, der während Trumps erster Amtszeit kurzzeitig als Kommunikationsdirektor im Weißen Haus tätig war, zeigte Interesse an Musks neustem Projekt: „Ich würde mich gern treffen, um das zu besprechen“, schrieb der ehemalige Trump-Mitarbeiter dem anderen ehemaligen Trump-Mitarbeiter bei X. (mit dpa)