Die britische Regierung und besonders das Königshaus haben alles aufgefahren, um Donald Trump zu beeindrucken. Das sind die Reaktionen.
„Echtes Paradies für US-Präsident“Wie Starmer die Royals gezielt für die Operation „Trump schmeicheln“ einsetzt

König Charles III. (2.v.l) und Königin Camilla (l.) haben US-Präsident Donald Trump und First Lady Melania Trump am Mittwoch (17. September) beim Staatsbankett auf Schloss Windsor empfangen.
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Das britische Königshaus hat im Laufe seiner langen Geschichte bereits zahlreiche Staatsgäste empfangen. So gut wie alle US-Präsidenten seit Kriegende waren Gast bei den Royals, darunter in jüngerer Zeit auch George H.W. Bush, Bill Clinton, George W. Bush, Barack Obama und Joe Biden. Donald Trump ist jedoch der einzige US-Präsident, der zu zwei Staatsbesuchen vom Königshaus eingeladen wurde: Einmal von Queen Elizabeth II. im Jahr 2019 und aktuell in seiner zweiten Amtszeit von König Charles III.
Trump traf in Großbritannien zudem Premierminister Keir Starmer, von dem er am Donnerstag (18. September) auf dessen Landsitz Chequers nordwestlich von London empfangen wurde. Dort unterzeichneten die beiden ein milliardenschweres Wirtschaftsabkommen zu Technologie und Atomkraft.

Der britische Premierminister Keir Starmer (2.v.r.) und seine Frau Victoria (r.) empfangen US-Präsident Donald Trump (l.) und seine Frau Melania auf dem Landsitz Chequers.
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Auch der russische Angriffskrieg spielte bei dem Gespräch eine Rolle: Trump äußerte sich bei der gemeinsamen Pressekonferenz enttäuscht vom russischen Präsidenten Wladimir Putin. Dieser habe ihn bei seinen Friedensbemühungen „hängenlassen. Er hat mich wirklich hängenlassen“, sagte Trump. Wirkliche Konsequenzen in seiner Russland-Politik hatte diese Erkenntnis, die Trump in den letzten Wochen häufiger äußerte, allerdings bislang nicht.
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Viele Proteste gegen Trump-Besuch in Großbritannien
Der Besuch des US-Präsidenten in Großbritannien wird von vielen Bürgerinnen und Bürgern kritisch gesehen, am Mittwoch kam es zu Protesten in London. Trump wurde von den Demonstranten als Rassist bezeichnet, seine in den Augen der Kundgebungs-Teilnehmer mangelnde Unterstützung der Ukraine und zu große Putin-Nähe war ebenfalls Thema. Das Programm des Trump-Besuchs wurde aufgrund der zu erwarteten Proteste so geplant, dass öffentliche Auftritte vermieden wurden.
Überhaupt taten die britischen Gastgeber alles, damit sich der egozentrische US-Präsident und seine Gattin wohlfühlten. Der Empfang durch die königliche Familie, der in einem Staatsbankett gipfelte, war ganz offensichtlich und erwartbar ganz nach Trumps Geschmack. Je mehr Pracht und Prunk, desto besser – so dachte auch die britische Regierung und wollte den narzisstischen Trump sowohl beeindrucken als auch ihm schmeicheln, um wirtschaftlich und politisch möglichst viel herauszuholen.
Den Royals kam dabei eine wichtige Rolle zu, und König Charles III. spielte mit. Er verkniff sich jegliche Kritik, die er aufgrund seiner repräsentativen Rolle ohnehin kaum hätte äußern können. Stattdessen erinnerte er an den Kampf, den die USA und Großbritannien Seite an Seite in beiden Weltkriegen gegen die „Kräfte der Tyrannei“ geführt hätten. Der König fügte hinzu: „Heute, da die Tyrannei Europa erneut bedroht, sind wir und unsere Verbündeten vereint in der Unterstützung der Ukraine, um Aggression abzuwehren und Frieden zu sichern.“ Trump nickte zu diesen Worten, und die königliche Rede wurde in den sozialen Medien von MAGA-Anhängern (Trumps Slogan „Make America Great Again“) gefeiert.
Internationale Presse äußert sich zum Trump-Besuch in Großbritannien
Vielen Briten stieß aber übel auf, dass besonders ihr Königshaus den ungeliebten Trump regelrecht hofierte, wie die heftigen Proteste zeigen. Und auch die Presse kommentiert den Trump-Besuch kritisch. So schreibt „The Spectator“, dass es nicht im Interesse Großbritanniens liege, sich bei Trumps einzuschmeicheln. „Zu lange haben britische Politiker so getan, als handele es sich um eine familiäre Bande, die immun gegen die Logik der Macht sei. Aber Amerika ist eine Großmacht, kein wohlwollender Vetter. Es verfolgt seine Interessen, und diese stimmen nicht immer mit unseren überein.“
Der „Guardian“ sieht das Vorgehen der britischen Regierung jedoch differenzierter. Keir Starmer könne es sich nicht erlauben, Trump wie viele seiner Landsleute einfach abzulehnen. „Da es im nationalen Interesse liegt, zu versuchen, Einfluss auf Trump zu nehmen, ist es Teil von Starmers Pflicht, dies zu versuchen. Er akzeptiert eindeutig, dass dies zu seinen Aufgaben gehört. Und er hat Recht damit“, lobt die Zeitung den Premierminister. Dieser müsse versuchen, Schaden zu begrenzen.
Der Londoner „Independent“ kommentiert ähnlich, Trumps Bewunderung für die britische Königsfamilie gebe Starmer einen einzigartigen Trumpf in die Hand, den er konsequent ausspiele. „Seitdem der Premierminister im Oval Office die Einladung von König Charles für den US-Präsidenten aus der Tasche zog, läuft die Operation ‚Trump schmeicheln‘ auf Hochtouren“, so die Zeitung. Bisher sei Starmer erfolgreich gewesen.
Schloss Windsor als „Paradies“ für Trump
Auch außerhalb Großbritanniens wird Trumps Staatsbesuch kommentiert. Der italienische „Corriere della Serra“ schreibt, selten zuvor sei eine Monarchie für eine so politische Rolle eingesetzt worden. König Charles habe seine Aufgaben als „oberster Diplomat“ voll und ganz erfüllt. „Eine heikle Aufgabe, da es darum ging, eine so unberechenbare Persönlichkeit wie Donald Trump zu besänftigen“, so die Bewertung. Charles III. habe sich voll und ganz auf das Spiel Keir Starmers eingelassen und Erfolg gehabt.
Die portugiesische Zeitung „Visao“ schreibt: „Der Empfang durch Charles III. im Schloss Windsor war ein echtes Paradies für den US-Präsidenten, der die goldenen Säle, die Pracht der königlichen Kutsche, die Pferde der königlichen Regimenter und verschiedener Zweige der Streitkräfte, die im Gleichschritt marschieren, so sehr schätzt.“ Die Proteste auf den Straßen Londons dürften Trump ziemlich egal gewesen sein. (mit afp, dpa)