Der Bericht eines Norwegers sorgt für Wirbel. War ein Vance-Meme der Grund für seine Abweisung an der Grenze? US-Behörden widersprechen.
Tourist berichtet von AusweisungMit diesem Vance-Bild auf dem Handy dürfen Sie angeblich nicht in die USA einreisen

US-Vizepräsident J. D. Vance ist immer wieder das Ziel von spöttischen Memes in den sozialen Netzwerken. (Archivbild)
Copyright: Lauren Leigh Bacho/AP/dpa
Zum zweiten Mal in der Amtszeit von US-Präsident Donald Trump und J. D. Vance wird das Netz in diesen Tagen mit Memes von Trumps Vizepräsidenten geflutet. Vance mit Glatze, Vance mit dicken Backen, Vance mit merkwürdiger Lockenfrisur – wer derzeit im sozialen Netzwerk X unterwegs ist, kommt an den verunstalteten Vance-Bildchen mal wieder nicht vorbei.
Während Vance' Verhalten gegenüber Wolodymyr Selenskyj beim weltweit beachteten Eklat im Weißen Haus im Februar für die erste Welle von Spottbildern gesorgt hat, gibt es diesmal einen anderen Auslöser: Ein junger Norweger behauptet, an der Einreise in die USA gehindert worden zu sein, nachdem US-Grenzschutzbeamte eines der einschlägigen Vance-Memes auf seinem Handy entdeckt hatten. So zumindest schilderte der Mads Mikkelsen seine Einreiseerfahrung am Flughafen Newark nahe der Metropole New York City nun gegenüber dem norwegischen Lokalblatt „Nordlys“.
Norweger behauptet: Wegen Vance-Meme an Einreise in USA gehindert
Der 21-Jährige aus Tromsö berichtet dort, dass die US-Grenzschutzbeamten ihm mit einer Geld- oder Gefängnisstrafe gedroht hätten, sollte er sein Handy für die Kontrolle nicht entsperren. Daraufhin habe er dem Verlangen der Beamten Folge geleistet, erklärte Mikkelsen.
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Die Grenzschützer hätten sich die Inhalte auf seinem Handy angeschaut – und dabei sowohl eines der bekannten Memes von Vance entdeckt als auch ein Foto einer selbstgebauten Pfeife, die üblicherweise zum Konsum von Cannabis verwendet wird. Für sein Empfinden, so schilderte es der Norweger zunächst, sei das Vance-Meme ausschlaggebend für die Entscheidung der Grenzschützer gewesen.
Neue Welle von Vance-Memes in sozialen Netzwerken ausgelöst
Schnell wurde die Geschichte von internationalen Medien wie „Daily Mail“ oder „The Hindustan Times“ aufgegriffen, erreichte so in kurzer Zeit ein Millionenpublikum – und löste die erneute Welle an Vance-Memes in den sozialen Netzwerken aus.
Auch, weil bekannte Anti-Trump-Influencer wie der ehemalige republikanische Kongressabgeordnete Adam Kinzinger oder der Aktivist Brian Krassenstein die Geschichte weiterverbreiteten. „Das sind dieselben Leute, die Europa einen Mangel an freier Meinungsäußerung vorwerfen“, schrieb auch der Desinformationsforscher Pekka Kallioniemi auf X über die Trump-Administration in Bezug auf die Berichte.
US-Behörden widersprechen Angaben und verweisen auf Drogenkonsum
Der Wirbel blieb auch dem US-Grenzschutz nicht verborgen, der schließlich auf die Berichte reagierte – und die Behauptungen des Norwegers zurückwies. „Mads Mikkelsen wurde die Einreise nicht wegen irgendwelchen Memes oder aus politischen Gründen verweigert, sondern wegen seines zugegebenen Drogenkonsums“, verkündete die Grenzschutzbehörde CBP bei X.
Tricia McLaughlin, Sprecherin des US-Heimschutzministeriums, das die Grenzschützer überwacht, wurde derweil noch deutlicher. „Bullshit“, nannte sie die Berichte über die Abweisung des Norwegers. „Behauptungen, dass Mikkelsen wegen eines Memes über J. D. Vance die Einreise verweigert wurde, sind falsch“, fügte McLaughlin an und verwies ebenfalls auf den vom Norweger selbst eingeräumten Drogenkonsum.
Norweger über Angaben zu Cannabis-Konsum: „An beiden Orten legal“
Mikkelsen reagierte unterdessen ebenfalls – erneut gegenüber „Nordlys“ – auf das Dementi der US-Behörden und zeigte dabei Zweifel an der Darstellung der Grenzschützer. Er habe im Gespräch mit den Beamten eingeräumt, einmal in Deutschland und einmal im US-Bundesstaat New Mexico Marihuana konsumiert zu haben, erklärte Mikkelsen. „Es ist an beiden Orten legal, daher war das für mich kein relevantes Detail“, zitierte das Lokalblatt den 21-Jährigen. Tatsächlich ist Cannabis in vielen US-Bundesstaaten sowohl für den Freizeit- als auch für den medizinischen Gebrauch bereits seit Jahren legal.
Zweifel kommen bei Mikkelsen an der nunmehrigen Darstellung der US-Behörden unterdessen auch auf, weil die Beamten auf das Foto der selbstgebauten Pfeife zunächst während der Befragung überhaupt nicht reagiert hätten. Ihm sei mittlerweile ein Protokoll der Vernehmung zugestellt worden, berichtete der Norweger weiter. Die dortigen Ausführungen sorgten jedoch nur für Verwirrung, erklärte Mikkelsen.
Protokoll von US-Behörden sorgt für neue Verwirrung
So heißt es in dem Protokoll angeblich, er habe eine „echte Pfeife dabei gehabt“ – Mikkelsen bestreitet das jedoch vehement. Außerdem sei dort vermerkt worden, dass er „Einwanderer“ sei und einen spanischen Pass besitze. In die USA sei er gereist, um Familienangehörige zu besuchen, heißt es in dem Protokoll nach Angaben des Norwegers weiter. Auch diese Angaben seien jedoch komplett falsch.
„Nein, genauso wenig wie ich einen spanischen Pass habe“, antwortete Mikkelsen auf die Frage von „Nordlys“, ob die Behauptungen der US-Behörden zutreffend seien. In die USA gereist sei er, um Freunde zu besuchen, so die Angabe des 21-Jährigen. Das ihm zugestellte Dokument des US-Heimatschutzministeriums habe ihn „überrascht“, erklärte er weiter. „Was dort steht, ist leicht zu widerlegen.“ Das Vorgehen der US-Behörden sei „unprofessionell“, so Mikkelsen.
„Was dort steht, ist leicht zu widerlegen“
„Darüber hinaus gibt es nicht mehr viel zu sagen“, erklärte der 21-Jährige weiter und stellte eine eigene Theorie auf, die besagt, dass die US-Einwanderungsbehörden bestimmte Abweisungsquoten erreichen müssten. „Als Alleinreisender wurde ich ausgewählt und nach Hause geschickt“, so die Vermutung des Norwegers, der sich vom enormen Medienrummel in den letzten Tagen überfordert fühlt.
„Das wird ein bisschen viel für mich“, sagte Mikkelsen und kündigte an, sich fortan aus der Öffentlichkeit zurückziehen zu wollen. Die norwegische Zeitung wandte sich unterdessen an die US-Botschaft in Oslo – ohne Erfolg. „Bisher hat Nordlys keine Stellungnahme erhalten“, schreibt das Lokalblatt dazu.
Unter Trump: Abweisungen und Festnahmen an Grenze häufen sich
Seit Trumps Rückkehr ins Weiße Haus und den vom Republikaner durchgesetzten Verschärfungen bei der Migrations- und Einreisepolitik der USA ist es immer wieder zu viel beachteten Fällen gekommen, bei denen Touristen nicht einreisen durften – oder sogar festgenommen wurden. Die Unsicherheit bei vielen Urlaubern ist daher hinsichtlich Reisen in die USA derzeit groß. Auch deutsche Touristen waren mehrfach von der radikalen Grenzpolitik unter Trump betroffen.

Eine Demonstrantin trägt bei den Protesten in Los Angeles Mitte Juni ein Shirt mit der Aufschrift „Fuck I.C.E.“ – und protestiert damit gegen die US-Einwanderungsbehörde ICE.
Copyright: AFP
So saß die deutsche Tätowiererin Jessica Brösche rund sechs Wochen lang in Abschiebehaft, nachdem sie bei der Einreise von Mexiko aus festgenommen worden war. Da die Deutsche ihr Tätowierbesteck dabei hatte, nahmen die US-Behörden offenbar an, die 29-Jährige wolle in den USA illegal eine Arbeit aufnehmen.
USA: Deutsche bei Einreise aus Mexiko festgenommen
Ebenfalls an der Grenze zwischen Mexiko und den USA festgenommen wurde ein 25-jähriger Deutscher, der bei seiner Verlobten in Las Vegas lebte und für einen Kurztrip in das Nachbarland gereist war. Trotz eines gültigen Visums wurde er bei seiner Wiedereinreise in die USA befragt und schließlich inhaftiert.
Auch Handykontrollen hatten in den letzten Monaten bereits Folgen für manche Touristen: Einem französischen Wissenschaftler wurde nach einer stichprobenartigen Kontrolle seines Mobiltelefons die Einreise in die USA verweigert. Demnach hatten die US-Grenzschützer bei der Durchsuchung des Mobiltelefons Nachrichten gefunden, in denen die Politik von US-Präsident Donald Trump, insbesondere sein Umgang mit Hochschulen und der Wissenschaft, massiv kritisiert worden waren.
Franzose wegen Trump-Kritik in Handy-Nachrichten abgewiesen
Berichten zufolge löste der Vorfall eine FBI-Untersuchung wegen „Hass- und Verschwörungsbotschaften“ aus. Die Anklage wurde später jedoch fallen gelassen. Die französische Regierung verurteilte den Vorfall. Wie nun auch im Fall des Norwegers lassen sich die Angaben der Reisenden oftmals nicht unabhängig überprüfen.
Seit März macht jedoch auch das Auswärtige Amt auf die scharfen Kontrollen in den USA aufmerksam. „Vorstrafen in den USA, falsche Angaben zum Aufenthaltszweck oder eine auch nur geringfügige Überschreitung der Aufenthaltsdauer bei Reisen können bei Ein- beziehungsweise Ausreise zu Festnahme, Abschiebehaft und Abschiebung führen“, warnt das Ministerium. Es handele sich nur um einen Hinweis und nicht um eine „Reisewarnung“, stellte ein Sprecher kurz darauf klar.