Erstmals nach der Waffenruhe geht Irans oberster Führer an die Öffentlichkeit – und spart nicht mit deftigen Worten.
Chamenei spricht von „Sieg“Irans Anführer droht den USA – und provoziert Trump mit einer Anspielung

Irans oberster Führer Ayatollah Ali Chamenei bei einer im Fernsehen übertragenen Rede. (Archivbild)
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Erstmals nach Inkrafttreten der Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran hat sich dessen oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei zu Wort gemeldet. Das iranische Volk habe „seine Würde, seine herausragende und außergewöhnliche Persönlichkeit gezeigt“, sagte der 86 Jahre alte Religionsführer in einer Videobotschaft, aus der die staatliche Nachrichtenagentur Irna zitierte.
Das „zionistische Regime“ – gemeint ist Israel – sei „niedergestreckt und zermalmt“ worden, sagte das Staatsoberhaupt. Chamenei meldete sich damit erstmals nach mehr als einer Woche zu Wort. Der Ajatollah drohte nach den von US-Präsident angeordneten amerikanischen Luftangriffen zudem mit weiteren Attacken auf US-Militärstützpunkte im Nahen Osten.
Ali Chamenei erklärt USA für besiegt: „Schwerer Schlag ins Gesicht“
„Ein solches Vorgehen könnte sich auch in Zukunft wiederholen. Sollte es zu einer Aggression kommen, wird der Feind mit Sicherheit einen hohen Preis zahlen“, erklärte Chamenei. Die USA seien nur in den Krieg eingetreten, weil Washington befürchtet habe, dass Israels Regierung „andernfalls vollständig zerstört“ werden würde, verkündete Irans oberster Führer. Der Iran habe nun auch gegen die USA gesiegt und „Amerika als Vergeltung einen schweren Schlag ins Gesicht versetzt“.
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Abseits von Trumps effekthascherischer „Prahlerei“ hätten die USA mit ihren Attacken jedoch „nichts erreicht“, fügte Chamenei an – und ging damit indirekt auf die anhaltende Kontroverse darüber ein, wie erfolgreich die amerikanischen Angriffe auf iranische Atomanlagen tatsächlich waren.
Irans Anführer provoziert mit Anspielung zu Atomprogramm
US-Präsident Trump behauptet vehement, dass das Atomprogramm des Irans durch die amerikanischen Angriffe „ausgelöscht“ worden sei. Daran gibt es jedoch Zweifel. US-Medien hatten am Dienstag unter Berufung auf einen vorläufigen US-Geheimdienstbericht berichtet, die Angriffe hätten Teherans Atomprogramm nur um einige Monate zurückgeworfen.
Die Zentrifugen sowie die Vorräte an angereichertem Uran seien bei den Angriffen nicht vollständig zerstört worden, hieß es weiter. Nur die Zugänge zu einigen Anlagen wurden demnach versperrt, ohne dass unterirdische Gebäude zerstört wurden.
Trump vergleicht Angriffe mit Hiroshima und Nagasaki
Trump hat den Angriff unterdessen mit den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki zum Ende des Zweiten Weltkriegs verglichen. Der US-Einsatz gegen die beiden japanischen Städte im August 1945 habe „auch einen Krieg beendet“, sagte Trump am Mittwoch am Rande des Nato-Gipfels in Den Haag.
Der US-Präsident versicherte dabei erneut, die iranischen Atomanlagen seien „vollständig“ zerstört worden. Das iranische Außenministerium bestätigte derweil „erhebliche“ Schäden an den Atomanlagen des Landes. Trumps Sprecherin bestätigte unterdessen zwar die Existenz des Geheimdienst-Berichts, der sei aber „völlig falsch“.
Israel: „Zu früh, um die Ergebnisse des Einsatzes zu beurteilen“
In Israel wurden die Auswirkungen der Angriffe vorsichtiger bewertet. „Es ist noch zu früh, um die Ergebnisse des Einsatzes zu beurteilen“, sagte der israelischer Armeesprecher Effie Defrin, fügte aber hinzu: „Ich glaube, wir haben dem Atomprogramm einen schweren Schlag versetzt. Wir haben es um mehrere Jahre zurückgeworfen.“
Chamenei nutzte seine Wortmeldung auch, um klarzustellen, dass der Iran sich niemals ergeben werde, wie Trump es zwischenzeitlich gefordert hatte. „Es ist unnötig zu sagen, dass diese Aussage zu groß ist, um aus dem Mund des US-Präsidenten zu kommen“, schrieb Chamenei zu der Forderung Trumps auf der Plattform X.
Widerspruch gab es für Trump am Donnerstag unterdessen auch vom US-Sender CNN, der ebenfalls über den Geheimdienst-Report berichtet hatte, der Zweifel am Erfolg der US-Luftangriffe geweckt hat. Trump hatte den Sender daraufhin attackiert. „CNN versucht, uns schlecht dastehen zu lassen“, behauptete der US-Präsident, sprach von „Fake News“ und fordert schließlich sogar die Entlassung einer Reporterin.
CNN kontert: „Unsere Pflicht ist es nicht, Donald Trump zu loben“
Der Nachrichtensender reagiert auf Trumps Vorwürfe – der populäre Moderator Jake Tapper lieferte eine engagierte Gegenrede ab. „Sie nennen wahre Storys ‚Fake News‘. Sie fordern, dass eine exzellente CNN-Reporterin gefeuert werden soll“, erklärte Tapper in einer Livesendung. „Unsere Pflicht ist es nicht, Donald Trump zu loben, seine Gefühle zu beschützen oder ihn zu verunglimpfen. Unsere Aufgabe ist es, über Fakten zu berichten“, erklärte Tapper.

US-Präsident Donald Trump liefert sich einen Schlagabtausch mit US-Medien. (Archivbild)
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Es sei die Aufgabe von CNN, die Mächtigen kritisch zu hinterfragen, statt ihnen einfach blinden Glauben zu schenken. Das habe nichts mit mangelndem „Patriotismus“ zu tun, führte der Moderator aus. Trump hatte dem Sender zuvor vorgeworfen, die Berichterstattung sei „unpatriotisch“ gewesen.
„Für Journalisten ist das die höchste Form von Patriotismus“
„Die Geschichte hat uns gelehrt, dass der größte Dienst an unseren Soldaten darin besteht, Fragen an unsere Anführer zu stellen, insbesondere in Kriegszeiten“, entgegnete der CNN-Journalist nun bei seiner Gegenrede. „Für Journalisten ist das die höchste Form von Patriotismus“, fügte Tapper an.
In einem weiteren Statement stellte sich der Sender außerdem hinter seine Reporterin Natasha Bertrand. CNN habe in seiner Berichterstattung stets klargestellt, dass es sich lediglich um eine erste Geheimdienst-Einschätzung gehandelt habe, die sich noch ändern könne, erklärte der Sender.
Donald Trump attackier US-Sender: „Dümmste Moderatoren der Branche“
Trump zeigte sich davon jedoch wenig beeindruckt. Kurz nach Tappers Ausführungen schrieb der US-Präsident auf seiner Plattform Truth Social, dass „Fake News CNN so ekelhaft und arrogant“ sei und sprach davon, dass „einige der dümmsten Moderatoren der Branche“ bei dem Nachrichtensender angestellt seien.
Am Donnerstagnachmittag legte Trump dann noch einmal gegen US-Medien nach. „Es wird gemunkelt, dass die gescheiterte ‚New York Times‘ und Fake News CNN die Reporter entlassen werden, die die FAKE-Geschichten über die iranischen Atomanlagen erfunden haben, weil sie so falsch lagen“, schrieb Trump auf seiner Plattform. „Lasst uns sehen, was passiert“, fügte er an. Auf Chameneis Worte reagierte der US-Präsident derweil bisher nicht.