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Kommentar zur Studie im Ruhrbistum EssenKirche trägt Mitschuld an Ausgrenzung

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Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen, spricht zu Journalisten und Bürgern.

Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen, spricht zu Journalisten und Bürgern.

Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck muss sich den Ergebnissen der unabhängigen Studie zur sexualisierten Gewalt im Bistum Essen stellen. Ein Kommentar von Stefanie Witte.

Was, wenn sich in einem Ort zwei Lager bilden? Das eine verurteilt den ehemaligen Pfarrer, einen Täter, das andere hält zum vermeintlich verdienten Priester. Häufig ist die Lage in betroffenen Gemeinden so schwarz-weiß, häufig werden Diskussionen sehr emotional geführt, geht ein Riss sogar durch Familien. Die Essener Studie wirft nun ein Schlaglicht auf Dynamiken in Kirchengemeinden.

Die Forscher stellen fest: Opfer und Angehörige sind tagtäglich mit Schuldumkehr, Wut und sogar Fanclubs von Tätern konfrontiert. Diese wollen entweder nicht glauben, dass der vermeintlich heilige Mann in Wirklichkeit ein Straftäter ist – oder sie verharmlosen dessen Taten, ganz in der Tradition von Bischöfen, Generalvikaren und Personalverantwortlichen, die lange selbst vertuscht und verharmlost haben. Die Folgen sind auf Opferseite Angst vor Repressionen, Ausgrenzung und Ablehnung. Und einmal mehr wendet sich die Kirche nicht den Schwachen zu und moderiert diesen Wahnsinn, sie hält sich vielerorts bedeckt.

All diese Dynamiken liegen ebenso in der Verantwortung einer Kirche und eines Bischofs wie der Umgang mit Tätern. Immerhin findet all das im Rahmen der Institution statt. Häufig überschneiden sich die Fragestellungen. Da wird ein Priester heimlich, still und leise versetzt – und zurück bleiben Opfer und Angehörige, die sich rechtfertigen und etwa belegen sollen, dass wirklich etwas vorgefallen ist. Die Geheimniskrämerei der Kirche leistet dem Vorschub und verschuldet mit, dass das Leben von Gläubigen in zahllosen Orten teils schwer zu ertragen ist.

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