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Debatte um sexuelle VielfaltKritik an Papier der katholischen Kirche zu Queerness

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Steht der Schulkommission der Bischöfe vor: Heinrich Timmerevers.

Steht der Schulkommission der Bischöfe vor: Heinrich Timmerevers.

Die Reformdebatten des „Synodalen Wegs“ brachten Gender- und Queerness-Themen an katholische Schulen. Nun wird ein queerfreundliches Papier debattiert.

Bei den Reformdebatten des „Synodalen Wegs“, den die katholische Kirche in Deutschland über Jahre geführt hat, nahmen Fragen nach Gender, Geschlecht und Queerness einen wichtigen Raum ein. Nun hat die gesamtgesellschaftliche Debatte um sexuelle Vielfalt auch die katholischen Schulen erreicht.

Mehrheit für Vielfalt sexueller Identitäten an katholischen Schulen

Die große Mehrheit der 2000 befragten Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern an katholischen Schulen haben in einer Online-Umfrage den Umgang mit der „Vielfalt sexueller Identitäten“ als wichtige Aufgabe für ihre Schule benannt. In der Befragung des Berliner Instituts für christliche Ethik und Politik gaben etwa 20 Prozent an, Diskriminierungen von homosexuell, trans oder nicht binär empfindenden Schülern zu erleben oder zu beobachten.

Die Schulkommission der katholischen Bischöfe unter Leitung von Bischof Heinrich Timmerevers will nun mit einem Papier den Schulgemeinschaften Denkanstöße, Leitlinien und Grundwissen an die Hand geben, um auf die neuen Realitäten und Konflikte reagieren zu können.

Das Papier spricht sich für eine Schule aus, die allen Schülerinnen und Schülern Raum gibt, also auch nicht-binären und nicht-heterosexuellen Jugendlichen, sie sichtbar macht und achtet. Der noch nicht fertig bearbeitete und offiziell unveröffentlichte Text soll für die Situation von queeren Schülern und Lehrern sensibilisieren. Queerfeindliche Vorurteile, Diskriminierung und Mobbing dürften keinen Platz in katholischen Schulen haben, heißt es darin.

Ziel einer queerfreundlichen Schule sollen laut demnach Bemühungen sein, die „ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung“ von Kindern und Jugendlichen zu unterstützen. Dazu gehöre auch, dass Schule einen Raum eröffne, „in dem Kinder und Jugendliche Gewissheit über ihre sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität erlangen können“.

Geschrieben hat den Text ein redaktionelles Expertenteam. Der Entwurf muss jetzt von der Kommission und den Bischöfen gebilligt werden.

Kontroverse Diskussionen im Rat der Bischofskonferenz

Bereits vor einigen Wochen diskutierte der Ständige Rat der Bischofskonferenz nach Angaben von Beteiligten sehr kontrovers über das Papier. Vor allem der Tübinger Moraltheologe Franz-Josef Bormann habe scharfe Vorwürfe erhoben: Das Papier sei unwissenschaftlich, von Wohlfühl- und Akzeptanz-Rhetorik getragen und verschweige die medizinischen und psychologischen Probleme vieler queerer Jugendlicher.

Weder die Bischofskonferenz noch die Autoren des Papiers wollen sich derzeit inhaltlich zur Kritik äußern. Sie verweisen darauf, dass man gerne über das Papier diskutieren könne, wenn es in seiner gültigen Fassung veröffentlicht sei. (kna)