Vor einem Telefonat von Trump und Putin erhöht der Westen den Druck. Die Signale aus Moskau sind eindeutig.
Rekord-Angriff und Radikal-RhetorikMoskau unterstellt Merz Geheimplan – und droht mit der Ausweitung seines Krieges

Wladimir Putin (l.) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Donald Trump. Der US-Präsident will am Montag mit dem Kremlchef telefonieren. (Archivbild)
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Russland hat vor einem am Montag geplanten Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin den größten Drohnen-Angriff auf die Ukraine seit Kriegsbeginn durchgeführt, das berichtete die ukrainische Luftwaffe. Gleichzeitig haben sich Kreml-Vertreter erneut mit Drohungen und Unterstellungen zu Wort gemeldet, die auch Bundeskanzler Friedrich Merz galten.
Deutschland und weitere wichtige Verbündete der Ukraine haben unterdessen den Druck auf Russland unmittelbar vor dem Telefonat von Trump mit Putin nochmals erhöht. Die Staats- und Regierungschefs aus Großbritannien, den USA, Deutschland, Frankreich und Italien hätten in einem Telefonat „auch die Anwendung von Sanktionen erörtert, falls Russland sich nicht ernsthaft auf eine Waffenruhe und Friedensgespräche einlässt“, teilte eine Sprecherin der britischen Regierung in der Nacht mit.
Deutschland und Verbündete erhöhen Druck auf Wladimir Putin
An dem Gespräch nahmen laut der britischen Nachrichtenagentur PA Kanzler Friedrich Merz, der britische Premier Keir Starmer, der französische Präsident Emmanuel Macron, US-Präsident Trump und Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni teil.
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Die „Koalition der Willigen“, wie sich die europäischen Verbündeten nennen, hatte bereits zuvor Sanktionen angekündigt, falls Russland einen Waffenstillstand ablehnen würde, dann jedoch zunächst keine verhängt, weil zwischenzeitlich erstmals seit drei Jahren Gespräche zwischen Russland und der Ukraine begonnen hatten.
Ukraine: Russland nutzt Gespräche in Istanbul für bedrohliche Worte
Einen Durchbruch gab es dabei nicht – im Gegenteil: Nach ukrainischen Angaben bekräftigte Moskau seine Maximalforderungen, die einer Kapitulation der Ukraine gleichkommen. Die russische Armee könne noch „ewig“ kämpfen, soll Moskaus Delegation nach Angaben ukrainischer Teilnehmer erklärt und damit gedroht haben, dass Familienmitgliedern der ukrainischen Verhandlungsführer etwas zustoßen könnte.
Der stellvertretende ukrainische Außenminister Sergiy Kyslatsya bestätigte auf der Plattform X ein Zitat, das zuvor in Presseberichten Moskaus Verhandlungsführer Wladimir Medinski zugeschrieben worden war. „Vielleicht werden einige derjenigen, die hier an diesem Tisch sitzen, noch mehr ihrer Lieben verlieren“, sagte Putins Gesandter demnach. Die Gespräche endeten mit einem Gefangenenaustausch – und damit ohne echte Fortschritte. Derartige Austausche hat es während des Kriegs bereits mehrmals gegeben.
„Vielleicht werden einige noch mehr ihrer Lieben verlieren“
US-Präsident Trump will nach der Verhandlungsfarce der vergangenen Woche am Montag nun erneut mit dem russischen Machthaber telefonieren, um über eine Waffenruhe in dem seit mehr als drei Jahren tobenden Angriffskrieg zu sprechen.

US-Präsident Donald Trump will erneut mit Kremlchef Wladimir Putin telefonieren. (Archivbild)
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Der US-Präsident hatte bereits vor seiner Wahl das Ziel ausgerufen, die Kämpfe in der Ukraine zu beenden. Bisher ist der Republikaner, der ursprünglich angekündigt hatte, innerhalb von 24 Stunden nach Amtsantritt für Frieden zu sorgen, an seinem Vorhaben gescheitert.
Russland überzieht Ukraine vor Trump-Telefonat mit Rekord-Angriff
Vor dem Gespräch am Montag spricht weiterhin wenig dafür, dass sich das nun ändern könnte. In der Nacht auf Sonntag attackierte Russland die Ukraine mit 273 Drohnen – und stellte damit einen unrühmlichen Rekord auf. Die meisten der explosiven Flugkörper hatten die ukrainische Hauptstadt Kiew als Ziel. Auch Moskaus Botschaften an die Verbündeten der Ukraine fallen bedrohlich aus.
„Alle Feinde Russlands, die Verhandlungsultimaten aussprechen, sollten sich an eine einfache Sache erinnern: Friedensverhandlungen allein führen nicht immer zu einem Ende der Feindseligkeiten“, schrieb etwa der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew am Wochenende auf der Plattform X.
„Erfolglose Verhandlungen können zum Beginn einer noch schrecklicheren Phase des Krieges mit neuen Waffen und Teilnehmern führen“, fügte der nunmehrige Vizechef des russischen Sicherheitsrates an und drohte mit einer Ausweitung des russischen Krieges.
Moskau unterstellt Friedrich Merz geheime Taurus-Pläne
Auch Bundeskanzler Friedrich Merz ist erneut Ziel der Verbalattacken aus Moskau. So unterstellte das russische Außenministerium dem CDU-Politiker am Sonntag, mit seiner Entscheidung, keine Angaben mehr zu Waffenlieferungen an die Ukraine zu machen, heimliche Lieferungen von Taurus-Marschflugkörpern vertuschen zu wollen.
Niemand werde „jemals erfahren, wie viele Einheiten und wann Berlin an das Kiewer Regime geliefert hat“, erklärte Regierungssprecherin Maria Sacharowa nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Tass. In Deutschland sei mit Merz als Kanzler nicht „der Frieden das Gebot“, sondern „tödliche Entscheidungen für Europa zu treffen“, schrieb Sacharowa bei Telegram. Merz ist seit seiner Wahl zum Kanzler bereits mehrfach von Moskau attackiert worden. Zuletzt hatte Sacharowa eine absurde Drogen-Lüge über den Kanzler und Frankreichs Präsident Macron verbreitet.
Wladimir Putin bekräftigt seine Ziele: „Ausreichend Kräfte und Mittel“
Kremlchef Putin stellte vor dem Telefonat mit Trump unterdessen noch einmal klar, dass sich an seinen Zielen nichts geändert hat. So verbreiteten die russischen Staatsmedien am Sonntag Aussagen von Putin, die der Kremlchef bereits Ende März im Zuge einer Dokumentation über seine 25-jährige Amtszeit gemacht hatte, die aber erst jetzt veröffentlicht wurden.
„Russland verfügt über ausreichende Kräfte und Mittel, um das, was wir im Jahr 2022 begonnen haben, zu einem Abschluss zu bringen und das Ergebnis zu erzielen, das Russland braucht“, erklärte Putin dort. Das Ziel bleibe, die „Beseitigung der ursprünglichen Ursachen dieser Krise“, zitierten die Staatsmedien den Präsidenten weiter.
Wladimir Putin will weiter „Grundursachen beseitigen“
Die „Bedingungen für einen dauerhaften und nachhaltigen Frieden“ müssten geschaffen und die „Gewährleistung der Sicherheit Russlands“ sichergestellt werden, erklärte der Kremlchef. Damit untermauerte er seinen Anspruch auf die gesamten von Russland nur teilweise eroberten ukrainischen Gebiete und die Einsetzung eines prorussischen Marionettenregimes in Kiew.
Hinter der Formulierung „die Ursachen des Konflikts“ stecke die „Wahnidee von der ‚Denazifizierung und Demilitarisierung‘ der Ukraine – also die Auflösung ukrainischer Souveränität“, ordnete der Russland-Experte und Historiker Matthäus Wehowski die russischen Forderungen zuletzt bei X ein. In Moskau gebe es bislang „keinen Millimeter Bewegung“, fügte Wehowski an.
„Solange Trump im Amt ist, braucht Putin keinen Druck zu fürchten“
Ob Trump diese Bewegung nun am Telefon herbeiführen kann, ist offen. Die Signale aus Russland lassen keine Kompromissbereitschaft erkennen – und auch an den Motiven des US-Präsidenten gibt es weiterhin Zweifel. „Solange Trump im Amt ist, braucht Putin keinen Druck zu fürchten“, prognostizierte der Kölner Politikwissenschaftler Thomas Jäger bereits in der vergangenen Woche angesichts Trumps bisherigem Umgang mit Putin.

US-Präsident Donald Trump will am Montag erneut mit Kremlchef Wladimir Putin telefonieren. (Archivbild)
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Am Wochenende drohte Trump zwar erneut mit Sanktionen, äußerte sich insgesamt jedoch erneut zurückhaltend über Putin und verbreitete zudem Unwahrheiten über Russlands Krieg, die im Sinne des Kremls gewesen sein dürften. Putins Armee hätte Kiew „in fünf Stunden eingenommen, wenn ihre Panzer nicht im Matsch stecken geblieben wären“, behauptete Trump ohne jede Grundlage und betonte erneut, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj habe „keine Karten“ auf der Hand.
Moskaus klare Botschaft an Donald Trump
Aus Moskau kam vor dem Telefonat mit Putin schließlich am späten Sonntagabend auch noch eine Botschaft an Trump: Wenn es zu einem persönlichen Treffen der beiden Präsidenten komme, gebe es eine Chance dafür, dass „die aktive Phase“ des Krieges „im Jahr 2025 enden wird“, sagte der ehemalige russische Ministerpräsident Sergej Stepaschin laut der Staatsagentur Tass.
Wenn Militärhilfe und Geheimdienstunterstützung für die Ukraine eingestellt würden, sei „der Konflikt in wenigen Monaten zu Ende“, erklärte Stepaschin dem US-Präsidenten, wie man sich in Moskau das Kriegsende vorstellt. Auf eine Herabwürdigung der Ukraine verzichtete der Ex-Ministerpräsident dabei ebenfalls nicht. Selenskyj sei „ein echter Antichrist“, behauptete Stepaschin wenige Stunden vor dem Telefonat zwischen Trump und dem Kremlchef.