Die katholische Kirche und die Rolle der Frauen: Eine neue Vatikan-Kommission hat nach fünf Jahren Beratungen einen Bericht zum Frauendiakonat vorgelegt – und sorgt damit für noch mehr Verwirrung.
Papst-KommissionDie Frauenfrage brodelt in der Kirche weiter

Entscheidung liegt bei ihm: Papst Leo XIV.
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Hört man sich unter reformwilligen Katholiken in Deutschland um, steht ein Thema ganz oben: die Rolle der Frauen. Von zentralen Positionen sind katholische Frauen in ihrer Kirche ausgeschlossen, schließlich werden nur Männer geweiht. Es gibt keine katholische Priesterin und erst recht keine Bischöfin.
Das dürfte auf absehbare Zeit auch so bleiben, schließlich hat Papst Johannes Paul II. 1994 geschrieben, dass die Kirche keine „Vollmacht“ habe, Frauen zu Priestern zu weihen.
Trotzdem hoffen reformhungrige Kirchenmitglieder darauf, dass eines Tages auch Frauen geweiht werden können, zumindest zur Diakonin. In Südamerika gab es vor einigen Jahren entsprechende Diskussionen, und auch der katholische Reformprozess in Deutschland, der Synodale Weg, diskutiert die Frage, ob Frauen Diakoninnen werden können. Jetzt gibt es Neuigkeiten in dieser Angelegenheit. Nur was sie bedeuten, das weiß niemand so genau. Wir blicken auf die wichtigsten Fragen.
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Was ist das Amt des Diakons?
Katholische Gemeinden werden von einem Pfarrer geleitet. Jeder Pfarrer wurde zum Priester geweiht. So kann er Gottesdienste leiten, in denen Katholiken das letzte Abendmahl Jesu, seinen Tod und seine Auferstehung nachvollziehen. Eine Eucharistiefeier. Priester können Gläubige taufen, trauen und in der Beichte von Sünden lossprechen. Bevor ein Mann Priester wird, wird er Diakon. Da kann er auch schon Sakramente spenden, aber weniger.
Seit einem halben Jahrhundert gibt es neben diesen Diakonen, die bald Priester sind, auch sogenannte „ständige“ Diakone. Sie werden auch geweiht, sie können verheiratet sein. Ihre Aufgabe unterscheidet sich von Fall zu Fall, aber sie können ebenso taufen, trauen und beerdigen. Ständige Diakone gehören zum Klerus der katholischen Kirche. Die Frage, ob Frauen zu Diakoninnen geweiht werden, bezieht sich meist auf diesen ständigen Diakonat.
Was für ein Dokument wurde jetzt vorgelegt?
Papst Franziskus berief zwei Studienkommissionen, die sich mit der Möglichkeit der Diakonenweihe für Frauen beschäftigen sollten. Die erste, deren Bericht nicht öffentlich ist, fragte vor allem nach Diakoninnen in den frühen christlichen Gemeinden. Die zweite verfasste im Februar dieses Jahres einen Bericht. Dieser ist ebenfalls nicht öffentlich. Aber der Vatikan hat nun auf Geheiß von Papst Leo XIV. ein Begleitschreiben veröffentlicht, das der Präsident der Kommission, der Kardinal-Erzbischof von L“Aquila, Giuseppe Petrocchi, verfasst hat.
Das Schreiben stellt keine tiefgreifende theologische Erörterung dar, sondern referiert weitgehend lediglich, wie die Kommission in den rund fünf Jahren ihrer Arbeit über einzelne Thesen abgestimmt hat.
Was sagt die Veröffentlichung?
Ins Auge fällt, dass unter den zehn Mitgliedern – fünf Frauen, fünf Männer – Einigkeit darüber herrschte, dass es weitere theologische Vertiefungen brauche und dass ein Frauendiakonat derzeit nicht eingerichtet werden könne. Ob er aber künftig denkbar sei, da legte sich die Kommission nicht fest.
Mit neun zu eins Stimmen empfiehlt der Bericht, weitere spezifische Dienste für Frauen in der Kirche zu öffnen – allerdings losgelöst von der durch die katholische Kirche als sakramental verstandenen Weihe. Etwas verquast heißt es, es obliege den „Hirten“ (gemeint ist hier das Lehramt von Papst und Bischöfen), weitere „Dienste für die konkreten Bedürfnisse der Kirche unserer Zeit“ einzuführen, um eine Beteiligung vor allem der Frauen sicherzustellen. Das könne sich vor allem in Regionen, in denen Frauen diskriminiert würden, als „prophetisches Zeichen“ erweisen.
Eine andere Aussage wiederum, die oft bemüht wird, um den Ausschluss von Frauen von allen Weihen zu begründen, sorgte in der Kommission wohl für Debatten. Das Argument bedeutet grob gesagt, dass Priester Männer sein müssen, weil Jesus, den Priester in der Eucharistiefeier repräsentieren, auch einer war.
Wörtlich heißt es in der diskutierten These der Kommission, die Männlichkeit Jesu sei ein „integraler Bestandteil der sakramentalen Identität“; sie bewahre „die göttliche Heilsordnung in Christus“. Eine Veränderung hier wäre ein „Bruch mit der bräutlichen Bedeutung des Heils“. Dieser Aussage konnten fünf Kommissionsmitglieder zustimmen, fünf lehnten sie ab.
Wie wird der Bericht der Kommission rezipiert?
Die Rezeption des Vatikan-Berichts folgt dem Brecht-Zitat: „Der Vorhang zu und alle Fragen offen“. Wirkliche Einigkeit, was nun aus dem Petrocchi-Schreiben folgt, besteht jedenfalls nicht. Das Sprachrohr des Vatikans in der Welt, das Nachrichtenportal Vatican News, überschrieb seinen Bericht mit „Nein zum Diakonat für Frauen – ,Kein endgültiges Urteil‘“. Das betont konservativ-katholische Portal „Tagespost“ titelte: „Keine Stola für Frauen“.
Das liberal-katholische Magazin der amerikanischen Jesuiten, „America“, hielt dem entgegen, die Kommission habe „bis auf Weiteres“ gegen weibliche Diakoninnen gestimmt. Ein Beobachter der Katholischen Nachrichten-Agentur KNA kam zu dem Schluss, die Debatte sei „keineswegs eingefroren“. Und die Osnabrücker Theologin Maria Eckholt, die im deutschen katholischen Reformprozess „Synodaler Weg“ an einem Papier über die Rolle der Frau mitgearbeitet hatte, sagte dem Portal katholisch.de, sie sehe in dem Dokument kein „Stoppschild“, sondern eine „Ermutigung, weiterzudenken und weiterzuarbeiten“.

