Hartmut Kriege war ein fairer und streitbarer Journalist und Geistlicher, seine „Wort zum Sonntag“-Beiträge erreichten zahlreiche Leserinnen und Leser der Rundschau. Nun ist er gestorben.
Priester, Journalist, AutorHartmut Kriege im Alter von 78 Jahren gestorben

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Sein letztes „Wort zum Sonntag“ in der Rundschau galt der Unbegreiflichkeit Gottes. Es ist am vergangenen Samstag erschienen, und der Autor Hartmut Kriege hat die Veröffentlichung nicht mehr erleben dürfen. Wie jetzt bekannt wurde, ist er bereits am 18. Januar im Bonner Universitätsklinikum im Alter von 78 Jahren gestorben.
An diesem Dienstag wird Hartmut Kriege in seiner Heimatgemeinde Hagen am Teutoburger Wald beigesetzt. Dort leben viele seiner Verwandten. Er war katholischer Priester und bis in die letzten Jahre als Seelsorger in Bonn tätig, aber sein Berufsweg war für einen Geistlichen ungewöhnlich.
Ungewöhnlicher Berufsweg für einen Geistlichen
Kriege war Journalist – zunächst bis 1989 in der Nachrichtenredaktion der Kölnischen Rundschau und später als Kulturredakteur mit besonderer Zuständigkeit für Kirchenfragen beim Deutschlandfunk. Dabei schaffte es Hartmut Kriege, trotz seiner Einbindung in die Disziplin der katholischen Kirche mit der gebotenen journalistischen Fairness und kritischen Distanz über sie zu berichten. Dass nicht alles, was heute unumstößlich erscheint, schon immer so war, das legte er 2002 gemeinsam mit dem Kollegen Rüdiger Achenbach in dem Buch „Die Päpste und die Macht“ dar.
Bei der Rundschau hatte Hartmut Kriege die Berichterstattung über die Wahl und die Amtsführung des Erzbischofs Joachim Kardinal Meisner maßgeblich vorangetrieben. In jener Zeit, Ende der 1980er Jahre, war die Zeitung theologisch bestens versorgt: Neben dem katholischen Priester Kriege arbeitete auch ein evangelischer Pfarrer, K. Rüdiger Durth, als Redakteur des Hauses – und das gelegentliche Gekabbel der beiden geistlichen Herren ist älteren Kollegen bestens erinnerlich. Eine gewisse Lust an der Kontroverse war auch bei Krieges journalistischen Arbeiten unübersehbar. Unvergessen seine Deutschlandfunk-Glosse über „Eichhörnchen auf Ecstasy“, gemeint waren spekulierende Journalisten beim Konklave 2005.
Wer einmal bei der Rundschau gearbeitet hat, den lässt diese Zeitung selten ganz los. Nach seiner Pensionierung als Deutschlandfunk-Redakteur gewann die Rundschau Hartmut Kriege wieder als Mitarbeiter. „Was haben der Orient und das Rheinland gemeinsam?“, fragte er am 10. Dezember 2011 auf Seite sechs der Zeitung – und knüpfte daran Überlegungen über den gelassenen Umgang mit unscharfen Zeitangaben und die Adventszeit.
Das „Wort zum Sonntag“ 214 Mal geschrieben
Das war sein erstes „Wort zum Sonntag“. 214 Mal hat er – im Wechsel mit evangelischen und katholischen Amtsgeschwistern – ein solches geistliches Wort für die Leserinnen und Leser unserer Zeitung verfasst, und er zeigte dabei keine Scheu, auch auf aktuelle Entwicklungen kritisch einzugehen: den Missbrauchsskandal, stockende Reformen, den Umgang mit Macht bei Geistlichen wie bei Laien-Funktionsträgern. Viele Leserinnen und Leser haben ihm deshalb persönlich geschrieben, und er hat jeden dieser Briefe ausführlich beantwortet. Am Ende stand hinter allen aktuellen Anmerkungen eine Mahnung: „Kirche ohne Gott ist nicht möglich“, wie er in seinem letzten, seinem 214. „Wort zum Sonntag“ schrieb.
Diesen Text hatte Hartmut Kriege früher als üblich abgeliefert. Die Behandlung eines Herzleidens hatte zu Lungenproblemen geführt, aber sein Pneumologe sei „zuversichtlich, mich wieder auf die Beine zu stellen“, schrieb er den Rundschau-Kollegen am Montag vor seinem Tod. Am Mittwoch, dem 15. Januar, teilte er mit, dass er ins Krankenhaus müsse. Und er reichte den Beitrag für die nächste Woche ein, damit er auf alle Fälle vorlag. Das war drei Tage vor seinem Tod.
Gottes Unbegreiflichkeit mache „den Glauben zum Kraftakt, weil man, wie Karl Rahner meint, diese Unbegreiflichkeit jeden Tag nur aushalten kann, wohl auch nur aushalten muss, um vor Gott zu bestehen“, so heißt es am Ende dieses seines letzten Textes: „Ein Kreuzweg schlechthin.“