Newsblog zum US-RaketenschlagIran kündigt schwere Vergeltung an

Lesezeit 3 Minuten
Donald Trump DPA 030120

US-Präsident Donald Trump

Der Konflikt zwischen den USA und dem Iran hat sich dramatisch zugespitzt: Bei einem von US-Präsident Donald Trump befohlenen Raketenangriff in der Nacht zum Freitag in Bagdad wurde einer der mächtigsten Militärs des Iran getötet.

General Kassem Soleimani war Kommandant der Al-Kuds-Brigaden, die zu den Revolutionsgarden gehören und für Auslandseinsätze zuständig sind. Irans Außenminister Mohammad Dschawad Sarif bezeichnete die Tötung Soleimanis als „extrem gefährliche“ und „dumme Eskalation“. Getötet wurde bei dem Raketenangriff nahe des Flughafens auch ein Führungsmitglied der pro-iranischen Hasched-al-Schaabi-Milizen.

Der Angriff erfolgte drei Tage nach der Erstürmung des US-Botschaftsgeländes in Bagdad durch tausende pro-iranische Demonstranten. Trump habe die Tötung von General Soleimani als „defensive“ Maßnahme zum Schutz von US-Personal im Ausland angeordnet, erklärte das US-Verteidigungsministerium.

Getöteter General Kassem Soleimani: Angriffe aus US-Diplomaten im Irak

Soleimani habe „aktiv“ Pläne für Angriffe auf US-Diplomaten und -Soldaten im Irak und der gesamten Region vorangetrieben. Seine Al-Kuds-Brigaden seien für den Tod hunderter US-Soldaten sowie Mitglieder der mit den USA verbündeten Streitkräfte verantwortlich. Trump selber äußerte sich zu dem Raketenangriff zunächst nicht.

Im Internetdienst Twitter veröffentlichte er lediglich das Bild einer US-Flagge ohne jeglichen schriftlichen Kommentar. Der US-Präsident hatte Teheran am Dienstag gedroht, es werde „einen sehr hohen Preis“ für den Angriff auf die Botschaft zahlen. Er sagte aber auch, dass er keinen Krieg mit dem Iran erwarte: „Ich mag den Frieden“, sagte Trump am Silvesterabend. Die Tötung Soleimanis könnte aber weitere Eskalationen im Konflikt zwischen den USA und dem Iran auslösen.

Iranischer Kommandeur schwört USA nach Raketenangriff in Bagdad Rache

Der frühere Kommandeur der Revolutionsgarden, Mohsen Resai, schwor den USA bereits Rache. Die Vergeltung für den Tod des „Märtyrers“ Soleimani werde „fürchterlich“ sein, erklärte er. In Teheran wurde für Freitag eine Sondersitzung des obersten nationalen Sicherheitsrats einberufen, wie ein Sprecher des Gremiums laut der staatlichen Nachrichtenagentur Isna mitteilte. Es handelt sich um das höchste iranische Gremium für Verteidigungsangelegenheiten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Der 62-Jährige Soleimani war eine Figur mit nicht nur großer militärischer, sondern auch politischer Macht. Bei der Ausweitung des iranischen Einflusses im Nahen Osten spielte er eine zentrale Rolle. Die US-Raketen waren nach Angaben aus irakischen Sicherheitskreisen in einen Fahrzeugkonvoi der Hasched-al-Schaabi-Milizen eingeschlagen. Dabei seien mindestens acht Menschen getötet worden.

Iran und USA: Spannungen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Iran verschärfen sich

Unter den Toten ist auch der Vizechef der Hasched-al-Schaabi-Milizen, Abu Mahdi al-Muhandis, wie die Milizen selber mitteilten. Al-Muhandis war am Mittwoch von US-Außenminister Mike Pompeo beschuldigt worden, einer der Drahtzieher des Sturms auf die US-Botschaft gewesen sein. Al-Muhandis habe den Angriff auf die Botschaft zusammen mit drei anderen Männern organisiert, erklärte der US-Chefdiplomat. Bei der Attacke hatten Kämpfer und Anhänger der Hasched-al-Schaabi-Milizen die Außenmauer des Geländes durchbrochen.

Die Demonstranten protestierten gegen US-Luftangriffe auf die Hisbollah-Brigaden, bei denen am Sonntag 25 Kämpfer getötet worden waren. Die Hisbollah-Brigaden sind im Irak Teil der Hasched-al-Schaabi-Milizen. Mit den Luftangriffen hatte die US-Armee auf den Tod eines US-Zivilisten bei einem Raketenangriff auf einen Militärstützpunkt im Nordirak reagiert.

Die Spannungen zwischen Washington und Teheran hatten sich seit dem Amtsantritt von Trump vor drei Jahren sukzessive verschärft. Der US-Präsident kündigte im Mai 2018 das internationale Atomabkommen mit Teheran auf und verhängte danach harte neue Sanktionen gegen das Land. Teheran reagierte mit mehrfachen Verstößen gegen das Nuklearabkommen. Im vergangenen Jahr nahmen die Spannungen unter anderem durch den Abschuss einer US-Drohne durch die Revolutionsgarden weiter zu. (afp)

Rundschau abonnieren