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Skurrile Szenen im KongressRepublikaner stimmt plötzlich für Trump – Biden hämisch

Lesezeit 4 Minuten
Der republikanische Abgeordnete Matt Gaetz (r.) spricht mit seinem demokratischen Amtskollegen David Cicilline im US-Kapitol.

Skurrile Szenen im Repräsentantenhaus: Der republikanische Abgeordnete Matt Gaetz (r.) aus Florida versucht, demokratische Amtskollegen von einem Ende

Die Wahl zum Sprecher des US-Repräsentantenhauses nimmt immer skurrilere Formen an. Nun stimmt ein Abgeordneter sogar für Donald Trump.

Der Republikaner Kevin McCarthy hat in der Nacht zu Freitag bereits die elfte Wahlrunde zum Sprecher des US-Repräsentantenhauses verloren. Drei Tage versuchen die Republikaner bereits, das dritthöchste politische Amt der USA zu besetzen. Die Zustände sind chaotisch – und neben immer skurrilere Züge an. Zuletzt war sogar Ex-Präsident Donald Trump in die Wahl involviert.

Kevin McCarthy braucht 218 der 435 Stimmen im US-Kongress, um sich zum Vorsitzenden des Repräsentantenhauses wählen zu lassen. Die Republikaner haben mit 222 Sitzen bei den Midterm-Wahlen eine hauchdünne Mehrheit errungen, sind in sich aber nicht geschlossen genug, um einen „Speaker“ zu wählen.

US-Kongress: Republikaner Matt Gaetz stimmt bei „Speaker“-Wahl plötzlich für Donald Trump

Eine Gruppe von rund 20 republikanischen Abgeordneten verweigert McCarthy die Stimme, sie kommen überwiegend aus dem ultra-rechten Flügel der Partei oder sind Unterstützer von Ex-US-Präsident Donald Trump. Dessen Aufruf am Mittwoch, für McCarthy zu stimmen, blieb allerdings ebenfalls ohne Erfolg.

Alles zum Thema Donald Trump

Trumps Anhänger im Kongress fallen dabei mit immer skurrileren Aktionen auf: Im siebten Wahlgang am frühen Donnerstagabend stimmte der Abgeordnete Matt Gaetz aus Florida plötzlich für Donald Trump, obwohl dieser nicht mal Teil des Repräsentantenhauses ist. Die Stimme von Gaetz ist symbolisch: Sie soll verhindern, dass McCarthy zum „Speaker“ gewählt wird.

Gaetz gilt als Unterstützer von Donald Trump und fiel in den vergangenen Jahren durch rechtsextreme Ansichten auf. Der Kongress leitete Untersuchungen gegen ihn ein, nachdem er Sex mit einer Minderjährigen gehabt und zudem Drogen konsumiert haben soll. Gaetz bestreitet diese Vorwürfe.

US-Repräsentantenhaus: Spott über Republikaner Georges Santos

Gaetz' Parteikollege Georges Santos, der laut einem Bericht der „New York Times“ weite Teile seines Lebenslaufs gefälscht haben soll, fiel ebenfalls negativ auf: Kameras zeigen den neu gewählten Abgeordneten, wie er aufmerksam der Sitzung folgt, beim Aufruf aber auf seinen Namen nicht reagiert.

In den sozialen Netzwerken machen sich Nutzer darüber lustig, dass Santos angesichts der Vorwürfe gegen ihn wohl auch seinen Namen verändert hat, weswegen er auf den Aufruf nicht reagierte. Santos wirkt im Kapitol isoliert, die meisten Parteikollegen meiden ihn. Einzig mit Marjorie Taylor Greene, die wegen rechtsextremer Äußerungen zwischenzeitlich auf Twitter gesperrt wurde, war Santos am Donnerstag zu sehen.

Demokraten spotten über Republikaner – Video von Alexandra Ocasio-Cortez geht viral

Aufseiten der Demokraten ist zunehmend zu sehen, wie die Abgeordneten die Geduld verlieren. Schon am Dienstag, zu Beginn der Abstimmung, kamen einige Vertreter symbolisch mit Popcorn ins US-Kapitol. Die Partei ist sich seit dem ersten Wahlgang einig und gibt ihre 212 Stimmen dem Abgeordneten Hakeem Jeffries.

Die kalifornische Abgeordnete Maxine Waters wurde im achten Wahlgang zynisch. Als sie aufgefordert wurde, ihre Stimme abzugeben, sagte sie ein wenig spöttisch: „Zum achten Mal, Hakeem Jeffries.“

Die populäre demokratische Abgeordnete Alexandra Ocasio-Cortez hatte am Dienstag noch einmal betont, dass die Demokraten die Wahl McCarthys nicht erleichtern werden, indem sie den Saal verlassen und so die Anzahl der benötigten Stimmen verringern.

Ein Video von Ocasio-Cortez, die hitzig mit den republikanischen Abgeordneten Gaetz und Paul Gosar diskutiert, war viral gegangen. Gosar hatte im vergangenen Jahr für Empörung gesorgt, als er ein Anime-Video geteilt hatte, indem Ocasio-Cortez umgebracht wird.

Wahl im US-Repräsentantenhaus: Joe Biden reagier hämisch

US-Präsident Joe Biden zeigte sich ein wenig hämisch. Angesprochen auf die skurrilen Szenen im Repräsentantenhaus, sagte Biden: „Ich verfolge die Debatte mit – wie sage ich das?“, sagte Biden und blickte zu Vize-Präsidenten Kamala Harris. Die ergänzte: „... mit großer Aufmerksamkeit“, was Biden daraufhin wiederholt und für Lacher im Raum sorgt.

Am Freitag wollen die Abgeordneten des US-Kongresses erneut zusammentreten, um ein weiteres Mal abzustimmen. Mehrere US-Medien berichten, dass McCarthy im Anschluss an den elften Wahlgang einem Deal mit der Gegenseite nähergekommen sei.

Ob es am Freitag zu einer erfolgreichen Wahl kommt, ist völlig offen. Viele republikanische Abgeordnete haben bereits angekündigt, über das Wochenende zurück in ihren Wahlkreis reisen zu wollen. (shh)

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