Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Deutschland der 30er Jahre“Streit nach Wahlerfolg von „Trumps Alptraum“ in New York eskaliert

Lesezeit 4 Minuten
US-Präsident Donald Trump hat sich mit abfälligen Worten zu Zohran Mamdani geäußert. Die Debatte über den New Yorker Demokraten eskaliert in den USA in den letzten Tagen. (Archivbild)

US-Präsident Donald Trump hat sich mit abfälligen Worten zu Zohran Mamdani geäußert. Die Debatte über den New Yorker Demokraten eskaliert in den USA in den letzten Tagen. (Archivbild)

Nach Zohran Mamdanis Erfolg bei der Vorwahl in New York kommen von Republikanern rassistische Töne. Auch ein Demokrat sorgt für Aufsehen.

Nach dem Sieg des linken Demokraten Zohran Mamdani bei der Vorwahl seiner Partei zu den Bürgermeisterwahlen in New York City kochen in den USA die Gemüter hoch. Der überraschende Erfolg des linken und muslimischen Kandidaten in der Ostküstenmetropole sorgte im Lager von US-Präsident Donald Trump für schrille und mitunter radikale Töne. Der 33-jährige Mamdani hatte zuvor vor allem mit sozialpolitischen Forderungen die Wählerschaft in New York überzeugt.

Insbesondere die indirekte Reaktion von Trump-Berater Stephen Miller auf den Erfolg des Demokraten mit indisch-ugandischen Wurzeln sorgt nun für hitzige Debatten. „NYC ist die bislang deutlichste Warnung davor, was mit einer Gesellschaft passiert, wenn es ihr nicht gelingt, die Migration zu kontrollieren“, hatte Miller nach Mamdanis Erfolg auf der Plattform X geschrieben, den Politiker dabei jedoch nicht explizit erwähnt.

New York: Republikaner fordern Abschiebung von Zohran Mamdani

Es sollte nicht die einzige radikale Reaktion bleiben: Der „New York Young Republican Club“, eine Vereinigung für New Yorker Republikaner im Alter zwischen 18 und 40 Jahren, reagierte auf X auf die Ergebnisse der Vorwahlen mit einem „Aufruf zum Handeln“.

Alles zum Thema Donald Trump

Dem „radikalen“ Mamdani dürfe „nicht erlaubt werden, unsere geliebte Stadt New York zu zerstören“, schrieb die Gruppe und forderte den US-Präsidenten auf, sich auf den Communist Control Act aus dem Kalten Krieg zu berufen: Damit solle er dem demokratischen Kandidaten die Staatsbürgerschaft entziehen und ihn „umgehend abschieben“.

Kritik an Mamdami: Rassistische Töne und Entgleisungen

Der rassistische Tonfall setzte sich laut einem Bericht der britischen Zeitung „Independent“ auch beim republikanischen Kongressabgeordneten Andy Ogles fort, der Mamdani als „kleinen Muhammad“ und als „Antisemit, Sozialist, Kommunist“ bezeichnete, der die „großartige Stadt New York zerstören“ werde. Auch Ogles forderte schließlich die Abschiebung des demokratischen Kandidaten bei der Bürgermeisterwahl im November. 

Auch US-Präsident Trump fand derweil deftige Worte. „Zohran Mamdani, ein 100 % kommunistischer Irrer, hat gerade die Vorwahl der Demokraten gewonnen und ist auf dem besten Weg, Bürgermeister zu werden. Wir hatten schon früher radikale Linke, aber das wird langsam lächerlich“, schrieb Trump über den Abgeordneten, der Teile von Queens, dem Geburtsort des Präsidenten, vertritt.

New Yorker Demokrat bezeichnet sich als „Trumps Alptraum“

„Er sieht schrecklich aus, seine Stimme ist schrill, er ist nicht sehr intelligent“, pöbelte der Republikaner weiter. Mamdani ist jedoch kein „Kommunist“, wie der US-Präsident behauptet. Der New Yorker gehört zum linken Flügel der Demokraten und ist Teil der politischen Bewegung Democratic Socialists of America. 

Zohran Mamdani hat die Vorwahl der Demokraten für die New Yorker Bürgermeisterwahl gewonnen. (Archivbild)

Zohran Mamdani hat die Vorwahl der Demokraten für die New Yorker Bürgermeisterwahl gewonnen. (Archivbild)

Die Einwanderungspolitik von Trump kritisierte der 33-Jährige in der Vergangenheit bereits scharf – und bezeichnete das Vorgehen der Einwanderungsbehörde ICE unter Trump mitunter als „Faschismus“. Sich selbst nannte Mamdani unterdessen in einem Tiktok-Video „Trumps schlimmsten Alptraum“.

Bill Clinton gratuliert Zohran Mamdani: „Gerechtere Zukunft“

Aus den Reihen der Demokraten gab es unterdessen Zuspruch für Mamdani – auch von Ex-Präsident Bill Clinton. „Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Sieg bei den gestrigen Vorwahlen und zu einem erfolgreichen Wahlkampf“, schrieb Clinton bei X an Mamdani gerichtet. „Ich wünsche Ihnen viel Erfolg im November und darüber hinaus bei Ihrem Bemühen, die New Yorker zusammenzubringen, um die Herausforderungen der Stadt zu meistern und eine stärkere, gerechtere Zukunft zu gestalten.“

Doch auch in den Reihen der Demokraten gab es schrille Töne, nachdem das Trump-Lager Mamdani mit harten Attacken bedacht hatte. So verurteilte das Weiße Haus am Donnerstag (26. Juni) die Äußerungen des demokratischen Politikers Mark Pocan, der auf X geschrieben hatte, der stellvertretende Stabschef und Trump-Berater Stephen Miller – der dem jüdischen Glauben angehört – schreibe „rassistische Scheiße“ und solle „in das Deutschland der 1930er Jahre zurückkehren“.

Weißes Haus verurteilt „Deutschland der 1930er“-Aussage

„Was für ein absolut widerlicher Kommentar eines Kongressabgeordneten gegenüber einem jüdischen Weißen“, schrieb die stellvertretende Pressesprecherin des Weißen Hauses, Anna Kelly, auf X zu der Attacke des Demokraten. „Pocan muss sich entschuldigen – nicht nur bei Stephen, sondern auch bei seinen Wählern – und sich professionelle Hilfe suchen“, fügte Kelly an. „Dieser wahnsinnige antisemitische Hass der Demokraten ermutigt Radikale, jüdische Amerikaner anzugreifen“, behauptete die Sprecherin. 

Pocan lehnt die Forderung der US-Regierung jedoch ab – er beteilige sich nicht an einer „falschen Debatte“, erklärte der Demokrat gegenüber dem US-Medium „Politico“. Er sei überzeugt, dass Millers Ansichten „normale Menschen genauso beunruhigen wie mich“ und dass sie verstehen würden, dass der Trump-Berater „im Namen seiner extremistischen Ansichten Nazi-ähnliche Dinge mit Menschen macht“, sagte Pocan demnach.

Zohran Mamdani will die „arbeitende Bevölkerung an erste Stelle setzten“

Bereits in den 1930er Jahren in Deutschland seien „Leute ohne jegliches ordnungsgemäßes Verfahren verhaftet“ worden. „Genau wie heute“, fügte Pocan mit Blick auf die Abschiebe- und Migrationspolitik der Trump-Regierung an. 

Mamdani, der die Vorwahl der Demokraten überraschend gewonnen hatte und mit Forderungen nach einem Mietendeckel und kostenlosen öffentlichen Nahverkehrsangeboten laut „New York Times“ auch bei vielen weißen Wählern in der Metropole punkten konnte, widmete dem Wirbel um seiner Person bisher keine Beachtung.

„Am Dienstag haben die New Yorker einem Bürgermeister das Mandat erteilt, der die arbeitende Bevölkerung an erste Stelle setzt und dafür sorgt, dass die Stadt für alle erschwinglich bleibt“, schrieb Mamdani am Freitag auf X. Im November wird er gegen den unabhängigen Kandidaten Eric Adams antreten.