In Deutschland undenkbar, in den USA nicht ungewöhnlich: Eine der renommiertesten Zeitungen der Welt spricht eine klare Wahlempfehlung aus.
„Unwürdiger Kandidat“„New York Times“ demontiert Trump und gibt Wahlempfehlung für Harris
Der Redaktionsausschuss der renommierten US-Zeitung „New York Times“ hat gut einen Monat vor der Präsidentschaftswahl in den USA eine Wahlempfehlung für die demokratische Kandidatin Kamala Harris gegeben. „Kamala Harris ist die einzige Wahl“, schreibt das sogenannte Editorial Board der Zeitung in einem am Montag (Ortszeit) veröffentlichten Meinungsartikel. Der 59-Jährigen seine Stimme zu geben, sei die einzig mögliche „patriotische Entscheidung für das Präsidentenamt“, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Leitartikel der Redaktion.
Der republikanische Kandidat Donald Trump sei dagegen unfähig und sogar gefährlich. „Es ist schwer vorstellbar, dass es einen unwürdigeren Kandidaten für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten gibt als Donald Trump“, beginnt der Beitrag – und setzt damit den Ton für die folgende Abrechnung mit dem republikanischen Kandidaten.
„New York Times“ warnt vor Donald Trump – und empfiehlt Lesern Kamala Harris zu wählen
Trump bedeute eine Gefahr für die US-Demokratie. „Donald Trump ist für das Präsidentenamt nicht geeignet“, heißt es in dem Beitrag. Diese „eindeutige Wahrheit“ müsse jeden Wähler, „dem die Gesundheit unseres Landes und die Stabilität unserer Demokratie am Herzen liegt“, davon überzeugen, dass er nicht wieder gewählt werden dürfe.
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Die Zeitung schrieb, es sei schwer vorstellbar, dass es einen unwürdigeren Kandidaten für das Amt des US-Präsidenten gebe als den mittlerweile wegen Straftaten verurteilten Trump. „Er hat sich als moralisch ungeeignet für ein Amt erwiesen.“ Trump habe bewiesen, dass er vom Temperament her ungeeignet sei für ein Amt, das Eigenschaften wie Weisheit, Ehrlichkeit, Einfühlungsvermögen, Mut, Zurückhaltung, Bescheidenheit und Disziplin erfordere – Eigenschaften, die ihm am meisten fehlen. „Wenn die amerikanischen Wähler ihm nicht die Stirn bieten, wird Herr Trump die Macht haben, unserer Demokratie tiefgreifenden und dauerhaften Schaden zuzufügen.“
„New York Times“: Zweite Amtszeit von Donald Trump wäre „viel schädlicher als die erste“
Der 78-Jährige könne auch die internationalen Beziehungen der USA grundlegend gefährden. Er lobe seit langem Autokraten wie Wladimir Putin oder Kim Jong-un und habe damit gedroht, demokratische Bündnisse zu zerschlagen. „Er hat versprochen, dieses Mal eine andere Art von Präsident zu sein“, warnt die Redaktion der Times. „Sein Versprechen, am ‚ersten Tag‘ ein ‚Diktator‘ zu sein, mag in der Tat ein Scherz gewesen sein – aber seine unverhohlene Vorliebe für Diktaturen und die starken Männer, die sie führen, ist alles andere als das.“
Die Republikanische Partei sei derzeit „nicht viel mehr als ein Werkzeug“ in den Händen Trumps für dessen Streben, die Macht wiederzuerlangen. Eine zweite Amtszeit des Republikaners „wäre viel schädlicher und spaltender als die erste“, warnte die Zeitung.
Kamala Harris laut „New York Times“ einzige Wahl
„Aus diesem Grund ist Kamala Harris, ungeachtet aller politischen Meinungsverschiedenheiten, die die Wähler mit ihr haben könnten, die einzige patriotische Wahl für das Präsidentenamt“, hieß es weiter. Auch wenn sie vielleicht nicht „die perfekte Kandidatin für jeden Wähler“ sei, vor allem nicht für diejenigen, die frustriert und verärgert seien über die Versäumnisse der Regierung – bei Themen wie Einwanderung, Wohnkosten bis hin zur Waffengewalt.
„Wir fordern die Amerikaner jedoch auf, die Bilanz von Frau Harris mit der ihres Gegners zu vergleichen.“ Harris sei mehr als eine notwendige Alternative. „Kamala Harris ist die einzige Wahl“, endet der am Montag erschienene lange Meinungsbeitrag. Donald Trump hat bislang nicht auf die Wahlempfehlung der „New York Times“ reagiert.
In Umfragen liefern sich die beiden Kontrahenten ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Wahl findet am 5. November statt. In den USA ist es üblich, dass Zeitungen Wahlempfehlungen geben. Die „New York Times“ betont, das Editorial Board sei ein Ausschuss von Meinungsjournalisten und unabhängig von der Nachrichtenredaktion. (pst mit afp/dpa)