Vapen, juulen, ShishaWas rauchen Jugendliche heute – und wie gefährlich ist das?

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Dampfen mit Folgen: E-Zigaretten erobern immer mehr Marktanteile.

Köln – Früher gab es die Tabak- und die Kippenfraktion. Sprich: Man hat entweder selbst gedreht oder fertige Zigaretten gekauft. Heute müsste man wohl fragen: Welchen Geschmack hast du und womit rauchst du? Seit Jahren explodiert der Markt: Immer mehr Produkte, immer geringeres Gesundheitsrisiko – so lautet das Versprechen der Tabakhersteller. Ein wohlfeiler und teilweise auch unehrlicher PR-Versuch, findet Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum. „Sie versuchen ein Problem zu lösen, das sie selbst verursacht haben.“ Denn eine gesunde Alternative zur klassischen Zigarette gebe es nicht. „Wenn überhaupt, gibt es weniger schädliche Alternativen.“ Eigentlich lassen sich die Gefahren auf eine relativ einfache Formel bringen: „Wer Rauch einatmet, schadet seinem Körper. Immer. Egal welche Art von Rauch und wie viel. Wir setzen uns doch auch beim Lagerfeuer bewusst so hin, dass wir den Rauch nicht einatmen müssen.“ Dennoch gibt es heute eine ganze Reihe von Rauchwaren, die unterschiedlich funktionieren und verschiedene Risiken bergen. Wir stellen die aktuell verbreitetsten Produkte vor und erklären, wo die Gefahren liegen.

Zigarette

Die klassische Zigarette ist der große Verlierer bei Jugendlichen. Seit Jahren sinkt der Konsum. Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zeigen: Der Anteil Jugendlicher zwischen 12 und 17 Jahren, die rauchen, ist mit 5,6 Prozent auf einem historisch niedrigen Stand. Ende der 90er Jahren rauchten in dieser Altersspanne noch knapp 30 Prozent.

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Der Anteil Jugendlicher, die klassische Zigaretten rauchen, sinkt stark.

Die Gefahren sind damals wie heute sehr groß. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs oder Diabetes: Die Liste der Krankheiten, deren Risiko mit jedem Zug steigt, ist lang.

E-Zigarette

Neben dem Einbruch der Zigaretten-Beliebtheit gibt es einen zweiten Trend zu beobachten: „E-Zigaretten werden bei Jugendlichen immer beliebter.“ 4,2 Prozent der 12- bis 17-Jährigen und 6,6 Prozent der jungen Erwachsenen gaben 2018 an, in den vergangenen 30 Tagen E-Zigaretten geraucht zu haben. Das zeigen Zahlen der BZgA. 2012 hatte der Anteil der E-Zigaretten-Nutzer nur bei 2,6 Prozent bei den Jugendlichen beziehungsweise 3,9 Prozent bei den jungen Erwachsenen gelegen.

Mittlerweile hat sich auch das passende Verb dazu eingebürgert: „Vapen“. Beim Vapen wird eine aromatisierte, meist nikotinhaltige Flüssigkeit (Liquid) erhitzt und der Konsument inhaliert das dabei entstehende Aerosol. Besonders die vielfältigen Geschmacksaromen scheinen bei Rauchanfängern zu verfangen: Dragon Blood, Bubble Tea und Einhornpipi – es gibt nichts, was es nicht gibt.

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E-Zigaretten werden immer beliebter, gerade bei Jüngeren.

Die Liquids bestehen hauptsächlich aus Propylenglykol und/oder Glyzerin, Aromen und Nikotin. „Die Inhaltsstoffe der Liquids sind – abgesehen von Nikotin – für die Verwendung in Lebensmitteln zugelassen. Dies bedeutet aber nicht, dass sie auch bei Inhalation harmlos sind. Derzeit ist unbekannt, welche Folgen eine langfristige Inhalation der Inhaltsstoffe hat“, sagt Schaller.

Umstritten ist, ob E-Zigaretten das geringere Übel sind, da das Dampfen die Nutzer vor den schädlichen Verbrennungsprodukte aus dem Tabak bewahrt. Dennoch werden auch bei E-Zigaretten krebserzeugende Substanzen wie zum Beispiel Acetaldehyd und Acrolein nachgewiesen. „Es sind sich jedoch viele Experten einig, dass E-Zigaretten nicht so schädlich sind wie normale Zigaretten“, sagt Schaller. „Dennoch wissen wir nicht, wie viel weniger schädlich sie sind." Und gerade für Jugendliche sind die Produkte gefährlich, weil sie beim ersten Konsum leichter bekömmlich sind als normale Zigaretten.

Juul

Dass der Begriff „juulen“ mittlerweile als Verb verwendet wird, ist eigentlich nur einer sehr guten Werbekampagne zu verdanken. Denn „Juul“ ist nichts anderes als der Markenname einer speziellen E-Zigarette. Sie erinnert an einen USB-Stick und produziert vergleichsweise wenig Rauch. „Das haben manche Teenager zum Anlass genommen, unbemerkt im Schulunterricht zu rauchen“, sagt Schaller.

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Eine Zigarette, so ähnlich wie ein USB Stick: Juul.

Außerdem wird das Nikotin in Form von Salz abgegeben. Das lässt sich leichter inhalieren – mit verheerenden Folgen. In den USA gibt es eine richtige Juul-Plage auf den Pausenhöfen. Extrem viele Jugendliche sind so abhängig geworden. Experten schätzen, dass jeder dritte Jugendliche in den USA regelmäßig dampft.

Das Besondere beim „Juulen“ ist die sehr hohe Menge Niktoin. Bis zu 56 mg Nikotin sind in den USA zulässig, in der EU ist das Limit mit 20 mg wesentlich strenger. Wie viele Jugendliche „Juul“ in Deutschland konsumieren, ist nicht klar. Es ist sehr wahrscheinlich eine vergleichsweise geringe Zahl, vermutet die Expertin. Und auch die Ankündigung von „Juul“, sich Ende 2020 aus Deutschland zurückzuziehen, unterstreicht das.

Shisha

Dass die Shisha in den letzten Jahren immer beliebter wird, zeigen nicht nur Zahlen. Mittlerweile hat fast jede Kleinstadt eine Shisha-Bar und je größer die Städte werden, desto höher wird in der Regel auch die Shisha-Bar-Dichte. Den aktuellen BZgA-Studien zufolge ist die Shisha bei den 18- bis 25-Jährigen weiter im Trend: 19,1 Prozent der jungen Erwachsenen geben im Jahr 2018 an, in den vergangenen 30 Tagen Wasserpfeife geraucht zu haben. Zehn Jahre zuvor waren es noch 7,8 Prozent.

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Durch die Kohle entsteht hochgefährliches Kohlenmonoxid.

Dabei gibt es durchaus Jugendliche, die glauben, dass das Wasser den Rauch reinige. Einen Risiko-Vergleich zur Zigarette ziehen, ist schwierig, da die Regelmäßigkeit stark variiert. Das Shisha-Rauchen ist in aller Regel eine sehr soziale Aktivität, die mit anderen gemeinsam über einen längeren Zeitraum praktiziert wird. „Auch im Shisha-Rauch sind viele Schadstoffe und das Rauchvolumen ist viel größer“, sagt Schaller. „Dazu atmet man durch die Kohle auch das hochgefährliche Kohlenmonoxid ein.“

CBD

Der neueste Schrei ist Cannabidiol (CBD), ein nicht psychoaktives Cannabinoid aus dem weiblichen Hanf. Das Verkaufsargument: Man konsumiert ausschließlich den Teil eines Joints, der für Entspannung sorgt. Das Tetrahydrocannabinol (THC), welches für den Rausch verantwortlich ist, bleibt weg. Die Forschung zu den gesundheitlichen Folge ist noch nicht besonders weit. Besonders umstritten ist, ob die Produkte helfen, Krankheiten zu therapieren – das behaupten zumindest die Hersteller. Experten bezweifeln das.

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Oft wird CBD als Öl verkauft, aber man kann es auch rauchen. Wer das tut, mischt in aller Regel Tabak bei, was mit ähnlich schädlichen Wirkungen verbunden ist wie bei normalen Zigaretten.

Joints

Cannabis ist weiterhin die am häufigsten konsumierte illegale Droge. Laut Zahlen der BZgA haben 46,4 Prozent der 18- bis 25-Jährigen schon einmal Cannabis ausprobiert.

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Joints sind aus vielen Gründen gerade für junge Menschen problematisch.

Das Problem mit dem schädlichen Tabak hat man in aller Regel auch bei Joints, ähnlich wie bei CBD. Doch es kommt noch etwas ganz anderes hinzu: die psychische Komponente. Es wird nämlich nicht nur das Cannabidiol konsumiert, sondern auch das berauschende THC. Experten warnen eindringlich davor, Cannabis in der Entwicklungsphase des Gehirns zu rauchen.

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