StilkolumneEmojis in beruflichen Mails finde ich unprofessionell – bin ich altmodisch?

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Eine Frau tippt auf das Display eines Smartphones, auf dem zahlreiche Emojis in der Nachrichten-App Whatsapp zu sehen sind.

Wann dürfen Emojis in geschäftlichen E-Mails verwendet werden und wann wirken sie unangemessen?

Emojis verwenden wir privat ganz selbstverständlich. Aber gehören sie auch in geschäftliche E-Mails? Ein Sprachwissenschaftler gibt Auskunft.

Eine Mitarbeiterin in meinem Team verschickt sehr viele Emojis in beruflichen E-Mails – ich finde das unprofessionell und würde es ihr gerne untersagen. Andererseits bekomme ich selbst viele berufliche Mails, die mit Emojis gespickt sind – bin ich einfach nur altmodisch? (Andrea T., 47)

„Altmodisch“ würde ich es nicht nennen, aber in der Tat zeigen sich bei der Akzeptanz von Emoji klare Generationeneffekte. Die Forschung zeigt immer wieder, dass jüngere Menschen, vor allem Frauen, eine deutlich positivere Einstellung gegenüber Emojis haben als ältere Menschen. Das liegt zum Teil sicher daran, dass sie mit den Bildzeichen aufgewachsen sind, aber auch daran, dass sie sich emotional stärker in die Kommunikation einbringen als wir älteren Menschen, die ihre schriftlichen Kommunikationsgewohnheiten in einer Welt ohne Emojis herausgebildet haben.

Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass jüngere (und vielleicht auch ein paar junggebliebene) Menschen Emojis auch in förmlicheren Zusammenhängen akzeptieren. Dort, wo sie uns Älteren sicher immer fremd bleiben werden, auch wenn wir sie in Kurznachrichten innerhalb der Familie oder im Bekanntenkreis vielleicht selbst verwenden.

Sprachwissenschaftler: Jede Generation spricht und schreibt anders als die vorangehende

Mit diesem Unterschied müssen — und können — wir ein Stück weit leben. Jede Generation spricht und schreibt etwas anders als die vorangehende, und trotzdem verstehen wir uns über verschiedene Altersgruppen hinweg im Großen und Ganzen recht gut.

Aber natürlich heißt das nicht, dass in der Kommunikation alles überall erlaubt sein muss. Der unprofessionelle Eindruck, den die Emojis bei Ihnen hinterlassen, ist natürlich ebenso ernst zu nehmen, wie der Wunsch Ihrer Kollegin, ihre Nachrichten mit Emojis bunter und ausdrucksvoller zu gestalten.

Emojis: Wie man herausfindet, ob sie in einem bestimmten Zusammenhang angemessen sind

Ich selbst verfahre nach einem einfachen Prinzip, das ich auch gerne anderen ans Herzen lege: Ob Emojis in einem bestimmten Zusammenhang angemessen sind, entscheide ich danach, ob das, was sie ausdrücken sollen, in diesem Zusammenhang angemessen ist.

Die Emojis dienen ja größtenteils dem Ausdruck von Gefühlen, und unsere Gefühle drücken wir in privaten Gesprächen im Familien- und Bekanntenkreis sicher freier aus als in beruflichen Gesprächen innerhalb der eigenen Firma. Und gegenüber Geschäftspartnerinnen oder Kunden halten wir uns mit Gefühlsausdrücken noch einmal stärker zurück.

Genauso sollten wir es mit Emoji halten. Das gilt nicht nur auf der allgemeinen Ebene, sondern auch bei der Frage, ob ein bestimmtes Emoji angemessen ist. Würde ich in einem direkten Gespräch zu einem bestimmten Thema überschwänglich lachen? Dann kann ich in einer E-Mail zum selben Thema auch das 😂-Emoji verwenden. Würde ich der Person ein Küsschen zuwerfen? Dann darf es in einer E-Mail auch ein 😘 sein. Es wird schnell klar, dass solche Gefühlsausbrüche bei der Arbeit eher die Ausnahme sind, und genauso sollten die Emojis die Ausnahme bleiben.

In einer E-Mail, mit der Sie Ihre Mitarbeitenden zur Feier eines erfolgreich abgeschlossenen Projekts zu einem kleinen Sektempfang einladen, darf dagegen gerne ein 🍾 oder ein 🥂 stehen — denn Sie wollen ja tatsächlich eine Flasche Sekt öffnen und anstoßen. In diesem Fall hilft das Emoji vielleicht sogar, die E-Mail eben gerade nicht als Teil des beruflichen Alltags zu kennzeichnen, sondern als eine etwas persönlichere Ansprache, bei der die Professionalität in den Hintergrund treten darf.


In unserer Kolumne beantworten Experten abwechselnd Ihre Fragen zum stilsicheren Auftreten in allen Lebenslagen. Vincent Moissonnier, Chef des gleichnamigen Kölner Restaurants, hat die perfekten Tipps zu Tischmanieren ohne Etepetete. Und Anatol Stefanowitsch, Professor für Sprachwissenschaft, sagt, wie wir mit Sorgfalt, aber ohne Krampf kommunizieren.

Senden Sie uns Ihre Fragen bitte per Mail an: Stilkolumne@dumont.de

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