Mit Wohnmobil10 Tipps für alle, die dieses Jahr zum ersten Mal Camping-Urlaub machen

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So entspannt kann Camping-Urlaub sein.

Berlin – Sie wären ohne Corona nie auf die Idee gekommen, einen Campingurlaub in Erwägung zu ziehen – aber tun dies nun doch? Da sind Sie nicht alleine. Camping boomt während der Pandemie – als eine der wenigen Reiseformen überhaupt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Mit einem rollenden Feriendomizil ist man flexibel und bleibt im Urlaub unter sich. Doch Neulingen stellen sich viele Fragen. Wir beantworten sie.

Wo bekomme ich überhaupt ein Wohnmobil her?

Die gute Nachricht fürs Budget: Für einen Camping-Urlaub braucht es kein eigenes Wohnmobil. Fahrzeuge aller Art lassen sich bei verschiedenen Anbietern mieten. Zum Beispiel bei größeren Händlern und Herstellern, die wie Hymer mit Rent-easy.de und Knaus Tabbert mit Rentandtravel.de eigene Vermietportale betreiben, aber auch beim ADAC. Oder bei Privatpersonen, die ihre Fahrzeuge auf Webseiten wie Paul Camper, Campanda oder Yescapa inserieren.

Welches Fahrzeug ist für mich das richtige?

Bei Wohnmobilen unterscheidet man zwischen teil- und vollintegrierten Modellen sowie dem Alkhoven mit Schlafkabine über dem Fahrerhaus. Entscheidend ist, wer mitkommt: Wohnmobile bieten je nach Grundriss Platz für zwei bis sechs Personen. Vollintegrierte Wohnmobile sehen aus wie Busse und bilden die Oberklasse im Camping-Segment.

Alles zum Thema Stiftung Warentest

Experte Michael Hennemann, der für die Stiftung Warentest das „Wohnmobil-Handbuch“ geschrieben hat, rät Einsteigern zur teilintegrierten Variante: „Das ist die beliebteste und vielfältigste Wohnmobilform mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis.“ Wer keine Rundreise machen, sondern den Urlaub an einem Standort verbringen will, kann auch einen Wohnwagen in Betracht ziehen, also einen Anhänger mit Küche, Bad, Wohn- und Schlafraum.

Brauche ich für Wohnmobil oder Caravan einen speziellen Führerschein?

Wer seinen Pkw-Führerschein vor 1999 gemacht hat, muss sich keine Sorgen machen – damit darf man Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von bis zu 7,5 Tonnen fahren. Für alle anderen ist das Gewicht auf 3,5 Tonnen inklusive Zuladung begrenzt, normale Wohnmobile liegen aber meist unter dieser Grenze.

Für Wohnwagen gibt es eine Sonderregelung: Der nach 1999 ausgestellte Führerschein muss durch eine BE-Zusatzqualifikation, die man recht kurzfristig in der Fahrschule erwerben kann, ergänzt werden.

Worauf sollte ich bei der Ausstattung achten?

Wohnmobile sind rollende Häuser. Von der Küche über die Dusche bis zur Heizung ist alles Notwendige vorhanden. Selbst Markise und Fahrradträger sind meist dabei. Gartenmöbel oder der Fernseher samt Satellitenschüssel gelten dagegen als Extras. „Man kann Geld sparen, indem man sich fragt: Was hat das Fahrzeug an Ausstattung und brauche ich die überhaupt?“, gibt Viktoria Groß vom Deutschen Camping-Club als Tipp.

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Bei privaten Vermietern sind Geschirr und Bettwäsche oft inbegriffen, während sich die großen Stationen solche Utensilien separat bezahlen lassen. Wer keine entsprechenden Ausstattungspakete buchen möchte, kann das Equipment aber auch von Zuhause mitbringen.

Was ist bei der Übergabe wichtig?

Spätestens bei der Abholung des rollenden Urlaubsdomizils sollten Camper den Vermieter nach der erlaubten Zuladung fragen. Zwar hat ein Wohnmobil viel Stauraum - wer diesen voll ausnutzt, liegt aber schnell über dem laut Fahrzeugschein zugelassenen Maximalgewicht.

Grundsätzlich rät Viktoria Groß, viel Zeit für die Übergabe einzuplanen: „Man muss wissen, wie man eine Toilettenkassette entleert oder die Gasflasche für den Herd wechselt.“

Was kostet ein Urlaub mit dem Wohnmobil?

Wie teuer der Camping-Urlaub wird, hängt vor allem von der gewählten Urlaubszeit ab. Während sich in der Nebensaison durchaus Wohnmobile ab 70 Euro pro Tag finden lassen, klettert die Miete für das Fahrzeug im Sommer schnell auf 120 Euro und mehr.

Auch bei den Übernachtungskosten gibt es eine große Spannbreite – von fünf Euro pro Nacht bis zu einem dreistelligen Betrag auf dem Fünf-Sterne-Campingplatz.  „Günstiger als ein Hotelurlaub ist Camping sicher nicht“, stellt Sachbuchautor Michael Hennemann klar.

Wo darf ich eigentlich übernachten?

Wildcampen ist in Deutschland – wie fast überall in Europa – verboten. Allein wer zu müde zum Weiterfahren ist, darf sein Wohnmobil für eine Nacht auf einem Parkplatz abstellen, aber keinesfalls Liegestuhl oder gar Grill auspacken. Für den Urlaub stehen Camping- und Stellplätze zur Verfügung, die in Campingführern aufgelistet sind. Campingplätze verfügen immer über Sanitäreinrichtungen sowie Wasser- und Stromanschluss, meist werden sie gleich für den gesamten Urlaub gebucht.

Stellplätze ausschließlich für Wohnmobile sind dagegen ganz unterschiedlich ausgestattet, mal ohne alles mitten im Wald, mal mit Toiletten, Duschen und sogar Brötchenservice. Der Aufenthalt ist hier in der Regel eher kurz, einige Plätze haben vorgeschriebene Standzeiten von höchstens drei Nächten.

Darf ich mit dem gemieteten Wohnmobil auch ins Ausland fahren?

Die geografischen Grenzen für den Camping-Urlaub setzt der Mietvertrag. In der Regel sind Fahrten innerhalb der EU kein Problem. Wer aber zum Beispiel den Balkan oder Marokko ansteuern möchte, sollte darüber mit dem Vermieter sprechen.

Wie frühzeitig muss ich so einen Urlaub planen?

„Grundsätzlich werden die Fahrzeuge in den Ferien sehr schnell knapp“, weiß Michael Hennemann. Wer an die Hauptferienzeit gebunden ist und ein Wohnmobil für die ganze Familie braucht, sollte bei der Suche auf jeden Fall keine Zeit mehr verlieren.

Das gilt übrigens auch für die Campingplätze: „Ich rate davon ab, ins Blaue hinein loszufahren. Man sollte die Campingplätze vorher anrufen und nach einem freien Platz fragen“, empfiehlt Viktoria Groß.

Was kann ich tun, wenn ich kein Wohnmobil mehr bekomme?

Wer für den Sommer kein Fahrzeug mehr findet, muss trotzdem nicht aufs Camping-Gefühl verzichten. Viele Campingplätze bieten die unterschiedlichsten Mietunterkünfte an – vom voll ausgestatteten Zelt bis zum Bungalow. Man kann auch mit dem eigenen Zelt anreisen, allerdings werden Küchenutensilien, Isomatte und anderes Nützliches auf Campingplätzen nicht verliehen.

„Ein Zelturlaub braucht gewisse Anschaffungen“, sagt Viktoria Groß. „Für Einsteiger sind das heftige Investitionen, denn je hochwertiger die Sachen sind, desto kleiner lassen sie sich verpacken.“ Wenn das Schneidebrett den Teller ersetzt und die Suppe in der Kaffeetasse serviert wird, lässt sich aber auch mit ein bisschen Fantasie Gepäck einsparen – und der Abenteuercharakter wird umso größer. (dpa)

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