Erneuerbare Energie in NRWMehr Windräder in Industriegebieten gefordert

Lesezeit 2 Minuten
Windräder sollen nach dem Willen des Branchenverbands LEE näher an Energieintensive Industrie rücken.

Windräder sollen nach dem Willen des Branchenverbands LEE näher an Energieintensive Industrie rücken.

Der Ausbau der Windenergie in Nordrhein-Westfalen kommt weiterhin nur schleppend voran.

Laut Branchenverband LEE wurden im vergangenen Jahr 112 neue Anlagen mit einer Leistung von rund 517 Megawatt in Betrieb genommen. Da ältere und leistungsschwächere Windräder zeitgleich abgebaut wurden, betrug der Nettozuwachs 409 Megawatt.

„Der Windenergiepark in Nordrhein-Westfalen ist jünger und leistungsfähiger geworden“, lobte der neue LEE-Vorsitzende Hans-Josef Vogel. Es sei ein Trend nach oben zu erkennen. Die schwarz-grüne Landesregierung müsse jedoch weitere Anstrengungen unternehmen, um das selbstgesteckte Ziel von 1000 neuen Windrädern in der noch bis 2027 laufenden Legislaturperiode zu schaffen, so Vogel. Der ehemalige CDU-Politiker war bis 2022 Regierungspräsident in Arnsberg.

Kritik von der SPD

Die SPD-Opposition im Landtag sprach dagegen von einem Windkraftausbau „im Schneckentempo“. Da im vergangenen Jahr 91 Altanlagen abgebaut wurden, seien in Wahrheit nur 21 Windräder hinzugekommen. „Schwarz-Grün müsste noch achtmal wieder gewählt werden, um ihr selbst gestecktes Ziel zu erreichen“, spottete SPD-Wirtschaftsexperte André Stinka.

Bislang ist unklar, wie die Landesregierung ihr Ziel von 1000 neuen Windrädern bis 2027 definiert. Im Koalitionsvertrag ist zwar ausdrücklich von „zusätzlichen“ Anlagen die Rede, doch inzwischen scheint nicht mehr sicher, ob man sich tatsächlich am Nettozubau messen lassen will. Im vergangenen Jahr wurde mit 322 Neu-Genehmigungen ein bundesweiter Spitzenwert erreicht, doch zeitgleich zu deren Errichtung werden auch alte Windräder wieder vom Netz gehen.

Bislang erfolgt der Zubau vorwiegend im ländlichen Raum. Spitzenreiter bei den Inbetriebnahmen 2023 und im Gesamtbestand war der Kreis Paderborn. Auch Borken, Steinfurt und Düren sind große Standorte. Die meisten Genehmigungen für neue Anlagen wurden zuletzt in den Kreisen Hochsauerland und Warendorf erteilt.

Der Branchenverband LEE forderte von Bund und Land mehr Einsatz für einzelne Windkraftstandorte in direkter Nachbarschaft zu energieintensiven Industriebetrieben etwa im Ruhrgebiet. Man dürfe sich nicht allein auf die Planung großer Windvorranggebiete konzentrieren, sondern müsse Energie auch dort produzieren, wo sie benötigt wird. „Wenn der Wind wehrt, kann der Strom sofort abgenommen werden“, sagte Milan Nitzschke, Geschäftsführer der SL Naturenergie GmbH in Gladbeck. Ein erster Schritt in der Landesbauordnung sei gemacht, lobte er. Doch die gesetzlichen Vorgaben für die Grünstromproduktion in Industriegebieten müssten weiter entschlackt werden.

Der Ökostromanteil an der Netto-Stromerzeugung ist bundesweit auf über 59 Prozent gestiegen, in NRW liegt er nur bei 26 Prozent. 2030 will das Land aus der Kohlestromproduktion aussteigen. Die Absicherung von wind- und sonnenarmen Tagen sollen dann wasserstofffähige neue Gaskraftwerke übernehmen, die aber noch nicht in Sicht sind.

Rundschau abonnieren