Köln-Innenstadt – Eigentlich ist es nur ein normaler Aufkleber. Er trägt die Nr. 81. Die Ziffer 8 steht für das "H" im Alphabet, die Ziffer 1 für das "A". Es sind die Anfangsbuchstaben der berüchtigten Rockergruppe "Hells Angels". Mit diesen Aufklebern stecken die Rocker im Kölner Nachtleben ihr Territorium ab - geklebt werden sie an die Eingangstüren von Lokalen in der Altstadt oder der Vergnügungsmeile am Ring. An einigen Kneipen im Kölner Nachtleben sind die Symbole der "Höllenengel" schon zu sehen. Die Befürchtung der Polizei: Die Rocker wollen im umkämpften Nachtleben ihren Einfluss deutlich ausbauen.
In einem internen Papier wurden jetzt die Mitarbeiter im Polizeipräsidium darüber informiert, dass Rockergruppen verstärkt in die Kölner Innenstadt drängen - gemeint sind die Hells Angels. In dem Papier wird ausdrücklich vor deren Gefährlichkeit gewarnt. "Es wird darauf hingewiesen, dass eine lückenlose Durchsuchung zur Eigensicherung immer sehr zu empfehlen ist", heißt es dort. Und weiter: "Die Rocker haben eine Affinität zu kleinen, versteckten, getarnten Waffen". Erst kürzlich, so berichtete ein Fahnder der Kölnischen Rundschau, habe er bei einer Durchsuchung eines Autos eines Rockers "Anti-Bären-Spray" aus Kanada entdeckt. Auf die Frage: Wofür brauchen Sie das?, hörte der Beamte: "Was für Bären gut ist, ist auch gut für Polizisten".
Polizei und Staatsanwaltschaft in Köln stehen nach eigenen Angaben vor einer schwierigen Aufgabe, die sie mit verstärkten Sicherheitskontrollen in den Griff bekommen wollen. "Wir dulden keine rechtsfreien Räume in Köln. Es ist eins unserer größten Probleme in den nächsten Monaten", sagte ein leitender Ermittler der Rundschau. Auch Innenminister Ingo Wolf machte kürzlich deutlich, dass die Polizei konsequent gegen Rocker vorgehen wird.
Das Ziel der "Angels" ist es, den Einlass an den Türen der Diskos und Kneipen zu kontrollieren. "Die Tür ist die Macht", beschreibt es ein Fahnder. So können Drogengeschäfte durchgeführt und Gelder kassiert werden. Auch für die zwielichtigen Geschäfte im Prostituiertenmilieu ist der Eingangsbereich von In-Diskos wichtig. "So kann Nachwuchs rekrutiert werden", heißt es aus Polizeikreisen. Junge Frauen würden zuerst verwöhnt, später, wenn sie den Männern hörig seien, würden sie auf den Strich geschickt. "Es gibt viele unterschiedliche Strategien, um seine Macht an der Tür auszuspielen", betonte ein Ermittler. Dazu gehören Drohungen gegen Leib und Leben und gegen die Lokalität.
Wer glaubt, an den Türen würden künftig Rocker mit Kutten stehen, täuscht sich allerdings. Mitglieder und Kontaktpersonen der "Angels" stehen in bürgerlicher Kleidung vor den Läden. Nur szenekundige Personen können erkennen, dass dort Angehörige des berüchtigten Clubs stehen. Ein Markenzeichen ist rot-weiße Kleidung. Besonders auffällig agiert im Kölner Raum derzeit eine Gruppe, die "Red Army Cologne Support 81" - sie gelten als enge Unterstützer der "Höllenengel". Insgesamt gibt es in Köln und dem Umland vier große polizeirelevante Motorradclubs. Das Sagen bei den Rockern haben nach Einschätzung von Polizei und Staatsanwaltschaft die "Hells Angels Cologne" mit 20 bis 25 so genannten "Fullmembers" (Vollmitgliedern).