„Menschen bei Maischberger“Leise Trennungen, schlimme Scheidungen und Macho-Sprüche

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Bild aus vergangenen Tagen: Der damalige SPD-Chef Oskar Lafontaine und seine Frau Christa Müller.

Bild aus vergangenen Tagen: Der damalige SPD-Chef Oskar Lafontaine und seine Frau Christa Müller.

Halle (Saale) – „Menschen bei Maischberger“ drehte sich am Dienstagabend um Liebe, Trennung, Rollenbilder und das Recht. Aufhänger war der Rosenkrieg zwischen Schauspielerin Christine Neubauer und ihrem Ex-Mann. Neubauer muss Unterhalt zahlen. Den Fakt nahm Sandra Maischberger als Anlass für die Frage: „Teure Trennung - Geht Scheidung auch ohne Rosenkrieg?“

Zu Beginn bringt Scheidungsanwalt Clifford W. Heindl den ersten Schwung in die Sendung: Laut Statistik liege die Zahl der Frauen, die Unterhalt leisten müssen, bei unter einem Prozent. Der Experte sagt das beiläufig, stellt aber damit eine wichtige Frage. Warum zahlen meist die Männer bei einer Scheidung? Die Antwort liegt auf der Hand (weil sie meist mehr verdienen), ist aber leider kein Thema bei Maischberger. Auch nicht der Fall Neubauer.

Causa Wagenknecht kein Thema

Stattdessen darf die Ex-Gattin Oskar Lafontaines erzählen, wie sie ihre Karriere für ihren Mann aufgab. Christa Müller wird Hausfrau. 2011 folgt die Trennung, die laut Müller ganz geräuschlos abgegangen ist, und 2013 schließlich die Trennung. Müller lässt die Affäre ihres Ex-Mannes mit Sahra Wagenknecht vollkommen unerwähnt. Wichtig sei, dass die Scheidung ohne Streit über die Bühne gegangen sei.

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Man mag ihr nicht wirklich glauben. Auch Maischberger traut sich scheinbar nicht, die sicher spannende Causa Wagenknecht anzusprechen.

Vielmehr repräsentiert Müller die Hausfrau in der recht vorhersehbar ausgewählten Talkrunde. Sie bleibt am Ende eine Randfigur. Wie auch Model Rosalie van Breemen. Die Niederländerin hat zwei Scheidungen hinter sich gebracht, eine davon vom französischen Schauspieler Alain Delon. Van Breemen hat ein Buch darüber geschrieben, wie man eine Scheidung am besten übersteht. Ihre Tipps sind allerdings wenig hilfreich: öfters auf das Laufband gehen, sich eine neue Frisur machen lassen und die Ruhe bewahren.

Macho-Sprüche sorgen für kalkulierte Irritation

Maischberger schwenkt lieber über zum Unsympathen der Runde. Detlef Bräunig. Der Unterhaltspreller war schon einmal in der Sendung. Der gebürtige Magdeburger provozierte mit seiner Haltung. Bräunig wurde von seinen drei Ehefrauen verlassen, was ihn ziemlich unbeeindruckt lässt. Er gibt den Macho, der nicht einmal das Alter seiner Kinder weiß. Anwalt Heindl entgleisen bei Bräunigs Aussagen zum Unterhaltsrecht die Gesichtszüge.

Haarsträubend wirkt, mit welcher Selbstverständlichkeit Bräunig geltendes Recht nicht anerkennt. Leichtes Spiel für Maischberger: Sie lässt Bräunig einfach sprechen und erreicht maximale Aufregung. Der Preller sagt Dinge wie: „Mit Geld trifft man Frauen ganz wunderbar!“ Die drei Frauen in der Runde sind wenig angriffslustig. Van Breemen traut sich dann und bietet Bräunig einen linken Kinnhaken an.

Ein Anflug von belebter Diskussion liegt in der Luft. Dann aber bremst Maischberger den in Fahrt gekommenen Bräunig aus, bevor es spannend werden kann.

Bedrückendes Einzelschicksal

Beim emotionalen Teil des Abends berichtet ein Opfer: Frau Peters, die eigentlich anders heißt, aber aus Angst vor ihrem Mann ihren wahren Namen nicht im Fernsehen sehen will. Peters zahlt Unterhalt an ihrem Ex-Mann. Sie muss zwei Drittel ihrer Rente an den alkoholkranken Mann zahlen, der sie jahrelang misshandelt hat. 

Das Einzelschicksal zum Ende der Sendung ist bedrückend und zeigt, wie das Unterhaltsrecht in Deutschland ausgelegt werden kann. Heindl verweist noch einmal auf den großen Einfluss der Richter. Ins Detail geht er nicht.

Und so lässt die Sendung viele Fragezeichen zurück. Was hatte der Abend mit Christine Neubauer zu tun? Ist das Unterhaltsrecht in einer modernen  Lebenswelt mit alternativen Lebensgemeinschaften überhaupt noch zeitgemäß? Maischberger setzte auf klare Rollenverteilung und den emotionalen Moment am Schluss. So kann man nicht verlieren, aber eben auch nicht gewinnen.

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