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NierfeldKartenflut beim Skandalspiel

5 min

Nierfeld: Das gefährliche Spiel von Dominik Wergen(l.) vor dem Nierfelder Führungstor blieb vom Schiedsrichter und seinem Assistenten unbemerkt. (Fotos: Brackhagen)

Offenbar ist es derzeit nicht ganz einfach, ein Fußballspiel in geordneten Bahnen zu Ende zu bringen. Nach den jüngsten Fanausschreitungen in der Relegation zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha Berlin standen diesmal der Schiedsrichter und einige Akteure des FC Hürth im Mittelpunkt.

Mit dem Unterschied, dass diesmal nicht über die volle Distanz gekickt wurde, sondern bereits nach einer knappen Stunde Spielzeit Schluss war. Beim Stand von 2:0 für die Schwarz-Weißen verließen die Gäste aus Protest gegen die Leistung des Unparteiischen das Feld, nachdem sie gerade den fünften Platzverweis kassiert hatten.

Einer davon ging an Trainer Christian Ofori, der sich lautstark über Entscheidungen von Referee Thomas Scheffel (Bonn) beschwerte. Die Auseinandersetzung mit dem Coach des FC Hürth war aber noch nicht der traurige Höhepunkt: Als Torwart Dennis Akyol nach seiner Roten Karte dem Spielleiter an den Kragen wollte, konnte er nur mit erheblicher Mühe von seinen Kollegen zurückgehalten werden – das Ende der Partie.

Der Fußball war in diesem Augenblick schon lange in den Hintergrund getreten. Dabei war die Begegnung eigentlich weit davon entfernt, übertrieben hart oder unfair zu sein. In der Anfangsphase diktierten die kombinationsstarken Hürther ziemlich klar das Geschehen, ohne sich dabei eine hochkarätige Torchance zu erarbeiten.

Die Platzherren, die zu Beginn kaum einmal in die Nähe des Balles gekommen waren, sorgten durch den Führungstreffer von Dominik Wergen nach einer guten Viertelstunde für das erste Ausrufezeichen. Dem 1:0 war allerdings ein zu hohes Bein des Torschützen vorausgegangen, das sowohl dem Schiedsrichter als auch seinem wesentlich besser postierten Assistenten entgangen war.

Die Dominanz der Gäste war anschließend wie weggeblasen und der SVN konnte durch einen Abstauber von Bernd Jansen, der im Anschluss an einen Manteuffel-Kopfball gegen den Pfosten goldrichtig stand, den Vorsprung ausbauen (31.). Die sich in Disziplinlosigkeiten äußernde Unzufriedenheit der Hürther Spieler und die übertrieben kleinliche Regelauslegung von Scheffel gingen in der Folge eine verhängnisvolle Mischung ein.Beinahe jede Aktion wurde mit der Gelben Karte bestraft und dies führte noch vor der Pause zum ersten Platzverweis für Domenico Freno. Konnte man die Sichtweise des Schiedsrichters in dieser Situation noch nachvollziehen, wurde es in der zweiten Halbzeit skurril.Gleich beim Anstoß, der wiederholt werden musste und von Hürths Timo Schumacher unnötigerweise kommentiert wurde, musste der nächste Akteur zum Duschen. Wollten einige Gästespieler schon nach dieser Szene nicht mehr weitermachen, so war dieser Moment knapp 15 Minuten später erreicht.

Scheffel hatte bei einem indirekten Freistoß für die Heimelf Fabio Dell’Era die dritte Ampelkarte gezeigt, weil dieser zu früh aus der Mauer gelaufen sein soll. Dann folgte der unentschuldbare Ausraster des Gäste-Schlussmanns, der zunächst wütend das Leder in Richtung Schiedsrichter drosch und kurz darauf auf den Unparteiischen zustürmen wollte. Kopfschütteln erntete aber nicht nur der Torhüter, sondern auch der Referee, der an diesem Abend die Grundregel einer Spielleitung missachtet hatte: Je unauffälliger, desto besser. Bei alldem geriet die gute Vorstellung der Gastgeber, die drei wichtige Zähler gegen den Abstieg holten und zum Zeitpunkt des Abbruchs noch höher führen mussten, fast in Vergessenheit.

„Die Mannschaft hat eine hochkonzentrierte Leistung gebracht“, lobte Coach Züll seine Elf, die am morgigen Sonntag beim SV Rott antreten muss. Die Schützlinge von Trainer Jürgen Lipka kamen an Christi Himmelfahrt zwar zu einem überraschenden 4:2-Erfolg gegen die Sportfreunde Troisdorf, besitzen zwei Runden vor Schluss bei fünf Punkten Rückstand auf das rettende Ufer aber nur noch theoretische Chancen auf den Verbleib in der Mittelrheinliga.Nierfeld:

Scheer, Georgi, Winkler, Peiffer, Hackenbroich, B. Jansen, Manteuffel, Leßenich, M. Jansen, Wergen, Kerkau.

TSC Euskirchen – FC Germania Dürwiß 3:0 (2:0).Die Pflichtaufgabe gegen das nicht mehr zu rettende Schlusslicht gestaltete sich für die Kreisstädter weniger unangenehm als erwartet. Die Gäste hatten in der Vergangenheit trotz ihrer aussichtslosen Lage einige starke Resultate erzielt, konnten im Erftstadion allerdings nur 30 Minuten mithalten und brachen im zweiten Durchgang konditionell ein.

Das Team von Übungsleiter Kurt Maus zeigte insgesamt auch keine Glanzleistung, war nach dem Wechsel aber jederzeit Herr der Lage. Vor der Pause sah die Sache zunächst anders aus: Den Platzherren fiel gegen die unbekümmert aufspielenden Germanen herzlich wenig ein, das Spiel ohne Ball ließ zu wünschen übrig und Möglichkeiten gab es folglich nur äußerst selten.

Der Knoten platzte erst nach einer halben Stunde, als Peter Drosdziok im Strafraum ganz leicht gehalten wurde und die Einladung zum Strafstoß gerne annahm. Kapitän Frank Schroden trat an und verwandelte sicher.

Anschließend lief es dann besser für die Heimelf, die in der Nachspielzeit durch Valdon Halimi erhöhte. Den dritten Treffer besorgte schließlich Drosdziok (66.), der auch die Vorlage zum 2:0 gegeben hatte. In dieser Phase war der Tabellenletzte, dessen Auflösungserscheinungen nicht nur bei einem Blick auf die Bank (kein Physiotherapeut, kein Ersatztorwart und nur zwei Auswechselspieler) sichtbar wurden, ein sehr dankbarer Gegner.

Morgen erwartet den ETSC dann ein ganz anderes Kaliber, wenn man beim FC Hürth, dem Siebten des aktuellen Klassenspiegels, antreten muss.Euskirchen:

Griesehop, Rose, Saar, Kunst, Golz, Beshah, Schroden, Halimi (76. Lamsfuß), Thonke (57. Wiedenau), Drosdziok, Dornbusch (88. Esser).