Paul CremerEin Eifeler Bauernsohn, der Maler wurde
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Im Lager gemalt wurde dieses frühe Werk Cremers, das Dr. Dieter Pesch und Ursula Cremer hier präsentieren. (Bild: Pesch)
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GEMÜND. „Jetzt haben wir einen Platzhirsch im Kunstforum“, freut sich Dr. Dieter Pesch. Platzhirsch deshalb, weil von dem sehr produktiven Künstler Paul Cremer in vielen Eifelhäusern Werke hängen. Im KunstForum Eifel sind nun 32 davon zu sehen. Die Ölbilder, Zeichnungen, Radierungen und Holzschnitte, die zumeist Eifel-Motive zeigen, sind zum Teil im Besitz des Vereins „Maler der Eifel“, einige wurden von der Familie Cremer und einem Schleidener Händler zur Verfügung gestellt.
Wie Dr. Pesch erläuterte, schaute der 1997 gestorbene Eifelmaler Cremer schon als Junge dem bekannten Gemünder Maler Ernst Inden bei Besuchen in dessen Atelier über die Schulter. Für seine Golbacher Eltern Paul und Klara, die Landwirte waren, müsse der Berufswunsch ihres Sohnes wohl „ein Schlag gewesen sein“. Witwe Ursula Cremer erzählt: „Die haben ihren letzten Groschen zusammengekratzt.“ Insbesondere Mutter Klara habe ihren Sohn unterstützt.
Mit 20 Jahren kam Paul Cremer nach dem Afrika-Feldzug in Massachusetts in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Von Lagergenossen wurde er an das Malen herangeführt. Das erste Bild, das in der Gefangenschaft gemalt und bislang noch nie ausgestellt wurde, ist jetzt im KunstForum zu sehen. „Wenn man das sieht, muss man allerdings sagen, er hatte wohl vorher schon gemalt“, nimmt Dr. Pesch an. Cremer nannte das Bild „Blick durch den Lagerzaun“. Man sucht aber in dem Werk vergeblich nach einem Zaun. Die intakte Landschaft habe es Cremer angetan. Später habe er als Landschaftsmaler auch nicht anders gearbeitet.
Als er nach dem Krieg zurückkam, musste er erst mal wieder in die Landwirtschaft. „Das war nix für ihn“, sagt Ursula Cremer. Der aus Golbach stammende Künstler Albert Larres machte ihn auf den gebürtigen Dürener Jo Strahn aufmerksam, der in Düsseldorf eine private Kunstschule hatte, die eng mit der Kunstakademie kooperierte. Mit den Arbeiten, die er vorlegen konnte, wurde er 1956 an der Kunstschule sofort aufgenommen und lernte dort mehrere Jahre. 1962 schloss er seine Ausbildung als Meisterschüler ab.
„Er hat sehr früh mit Radierungen angefangen, was er hervorragend beherrschte. Auch der Farbholzschnitt lag ihm. Das ähnelt den Arbeiten von Georges Braque“, beschreibt Dr. Pesch die Arbeiten. Sein Stil sei der Malerei der 1940er bis 1960er Jahre verhaftet.
Mehrere Jahre lang war er freischaffender Künstler, bis ihm seine Gattin sagte: „Das geht so nicht weiter. Wir haben kein monatliches festes Einkommen.“ Von 1967 bis zu seinem 65. Lebensjahr war Cremer dann als Kunsterzieher - zuerst an der Schleidener Realschule, später dann am Gymnasium - tätig. Danach unternahm der sehr produktive Künstler gemeinsam mit seiner Frau zahlreiche Fahrten mit dem Wohnwagen ins Ausland, von denen er viele Motive als Skizzen mitbrachte, die er später dann in der Heimat fertig stellte. Heute werden seine Werke, je nach Qualität, zu einem Preis von 400 bis 1700 Euro gehandelt.
Die Ausstellung mit 32 Bildern im Gemünder KunstForum ist bis Mitte November freitags bis sonntags jeweils von 13 bis 18 Uhr geöffnet.