Köln – Seine Leiche wurde nie gefunden. In einem der spektakulärsten Kriminalfälle in jüngerer Zeit verschwand vor genau zehn Jahren in Köln der Berliner Bauunternehmer Manfred Schulz. Hört man sich in Polizei- und Justizkreisen um, wiederholen die Ermittler unisono die Sätze, die sie schon vor einem Jahrzehnt gesagt haben: „Es gibt kein Lebenszeichen“, „er ist weg“, „spurlos verschwunden“.
Manfred Schulz stand auf der Sonnenseite des Lebens. Der damals 55-Jährige hatte eine Yacht im Hafen von Cala d Or auf Mallorca liegen, er betrieb ein florierendes Bauunternehmen, reiste in der ganzen Welt umher und fuhr teure Autos. Sein Leben veränderte sich schlagartig, als Schulz Anfang Juni 1999 mit seiner damaligen Geliebten Verena Ritzinger nach Köln reiste. Hier sollte ein lukratives Geschäft abgewickelt werden, doch dazu kam es nicht: Die damals 37-jährige Geliebte wurde am Eisstadion vom Kölner Juwelier Manfred Quetting mit vier Pistolenschüssen heimtückisch ermordet, wie das Landgericht feststellte. Das Urteil: lebenslange Haft. Der Juwelier soll rund eine Million Euro an sich gebracht haben, die das Opfer bei sich trug. Das Geld gehörte Manfred Schulz, der seit dem Mord verschwunden ist.
Seit der Bluttat an der Laborassistentin aus dem badischen Bühl ist der Unternehmer „wie vom Erdboden verschluckt“, wie der einstige Oberstaatsanwalt Bernhard Jansen betonte. Auch nach zehn Jahren glauben Ermittler, dass der verurteilte Quetting mehr über das Verschwinden von Manfred Schulz weiß, als er sagt. Noch heute halten Polizisten zwei Varianten für möglich: Entweder brachte der Juwelier den Bauunternehmer um oder er ließ Manfred Schulz töten. Beweise dafür gibt es keine. Quetting sitzt im Gefängnis und schweigt weiter.
Die Ehefrau von Manfred Schulz hatte in ihrer Verzweiflung einen Privatdetektiv angeheuert, aber auch er konnte ihren Mann nicht aufspüren. Während des Prozesses hatte die Frau schon keine Hoffnung mehr, Manfred Schulz jemals wiederzusehen. „Mein Mann ist tot. Er ist einem Verbrechen zum Opfer gefallen“, sagte sie.
Dennoch lobte die Frau zusammen mit der Staatsanwaltschaft die ungewöhnlich hohe Summe von 100 000 Mark als Belohnung aus. Aber auch dadurch gelang es der Polizei nicht, möglichen Mitwissern die Zunge zu lockern. Die Ehefrau meldete ihren Mann offiziell als vermisst. Die Behörden erklärten Manfred Schulz dann für tot. Es gibt keine Kontenbewegungen, in seiner Heimatstadt Berlin wie auf seiner Finca auf Mallorca ist er nicht mehr aufgetaucht, sein Schiff blieb verwaist. Niemand hat Manfred Schulz gesehen - und das, obwohl sein Foto damals in allen Tageszeitungen abgedruckt war.
In Köln ließen die Ermittler nichts unversucht, um Schulz zu finden. Die Beamten suchten den Fühlinger See und einen Teil des Niehler Hafenbeckens ab, sie durchkämmten ein Waldgebiet bei Pesch. Auch an der A 1 waren die Fahnder mit Suchhunden auf Tour. Dort war der Personalausweis des Vermissten gefunden worden - alles blieb ohne Erfolg.
Monate nach der Verurteilung Quettings erhielt die Kölner Mordkommission dann einen neuen Tipp. Ein Zeuge, ein Bekannter des Juweliers, sagte bei der Kripo aus, dass der vermisste Unternehmer in einem Neubaugebiet bei Rösrath vergraben sei. Dieses Areal habe Quetting vorher gezielt ausgesucht, um die Leiche verschwinden zu lassen. Mit Leichenspürhunden, Bodenradar und anderen Gerätschaften war eine Hundertschaft in dem Bereich unterwegs. Aber auch diese Suche verlief im Sande.