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TSV Germania WindeckEnde einer Erfolgsgeschichte

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Aus und vorbei: Auch ein Verbleib in der NRW-Liga kommt für die Germania aus finanziellen Gründen nicht in Frage. Stattdessen ziehen sich die Windecker in die Mittelrheinliga (6. Liga) zurück. (Bild: Quentin Bröhl)

Windeck – Die fetten Jahre sind vorbei. Viel länger als die sprichwörtlichen sieben Jahre hat der TSV Germania Windeck ein Erfolgskapitel an das nächste gereiht. Eine Geschichte, die 1996 begann, ihren Höhepunkt in dieser Saison mit dem Aufstieg in die Fußball-Regionalliga West und dem dritten Sieg im FVM-Pokal fand und nun ein ebenso abruptes wie überraschendes Ende nimmt. Der Dorfverein aus Dattenfeld nimmt die Option, in der Saison 2011 / 12 in der vierthöchsten deutschen Spielklasse anzutreten, definitiv nicht wahr.

Auch ein Verbleib in der NRW-Liga kommt für die Germania aus finanziellen Gründen nicht in Frage. Stattdessen ziehen sich die Windecker in die Mittelrheinliga (6. Liga) zurück. Dies bestätigte gestern Rolf Thiel als Vorsitzender des Spielausschusses im Fußball-Verband Mittelrhein gegenüber der Rundschau. Für Windeck rückt aller Voraussicht nach Fortuna Köln als Dritter der NRW-Liga in die Regionalliga nach. Der Traditionsclub aus der Südstadt hatte die Lizenz vorsorglich bis zur Frist am 3. Juni eingereicht.

Vor gut zwei Monaten gab es ein Zusammentreffen zwischen TSV-Mäzen Franz-Josef Wernze und Vereins-Präsident Heinz Georg Willmeroth. Thema: Wie geht es weiter mit der Germania? Eine Woche vor dem Pokalendspiel gegen Wegberg-Beeck (3:1) verkündete Wernze den Rückzug. „Es hat lange gegärt, dann ist die Entscheidung gereift“, sagte Wernze gestern. Einen Tag vor dem Pokalfinale (1. Juni) hatte er den Rückzug gegenüber der Rundschau noch dementiert. „Wir haben dem DFB unsere Entscheidung per Fax am Freitag zukommen lassen“, gestand Willmeroth.

Die Gründe für den Rückzug der Windecker liegen im finanziellen und logistischen Bereich. Der DFB fordert für die Regionalliga unter anderem ein 5000 Zuschauer fassendes Stadion, eine Flutlichanlage und eine elektronische Anzeigetafel. Auflagen, die der TSV in der heimischen Weco-Arena bei weitem nicht erfüllen kann und will. „Diese Auflagen sind für uns unrealistisch. In der Regionalliga hat man bei vielen Spielen kaum mehr Zuschauer als in der NRW-Liga“, erklärte Willmeroth.

Ein möglicher Umzug in den Bonner Nordpark wäre für die Windecker mit einem finanziellen Mehraufwand im hohen vierstelligen Euro-Bereich pro Heimspiel verbunden gewesen. Abgesehen davon, dass die Identifikation mit der Heimatgemeinde Windeck vollends verloren gegangen wäre. „Wir haben mit diesem Verein am Rande von NRW den Zenit erreicht. Dieser Ort gibt nicht mehr her. Es gab keine Alternative“, begründete Wernze.

Stellt sich die Frage, warum der NRW-Ligist, der vor vier Wochen vorzeitig als Tabellenzweiter den Sprung nach oben klar gemacht hatte, die Verkündung der Entscheidung so lange hinauszögerte. „Wir wollten die Spannung aufrechterhalten. Hätten wir uns frühzeitig mitgeteilt, wären wir vielleicht nicht Zweiter geworden - oder noch schlimmer - nicht Pokalsieger geworden“, fügte Willmeroth an.

Der Sieg gegen Wegberg hatte den Windeckern den dritten Pokalerfolg auf Mittelrheinebene in Folge und den damit verbundenen erneuten Einzug in die 1. Hauptrunde des DFB-Pokals beschert. Nach den Partien Schalke 04 und Bayern München hoffen die Windecker am Samstag bei der Auslosung in der ARD-Sportschau auf das nächste Traumlos. Noch wichtiger für die Germania aber sind die gut 100 000 Euro Antrittsprämie in der 1. DFB-Pokalrunde. Geld, mit dem der Sportliche Leiter des TSV, Ingo Haselbach, eine schlagkräftige neue Mannschaft für die Mittelrheinliga zusammen stellen kann. Den von Wernze favorisierten Rückzug in die Landesliga geben die sportlichen Statuten laut Rolf Thiel nicht her.

Die Strippenzieher Willmeroth und Wernze sind also noch einmal gefordert, um ihrem Club eine Zukunft zu geben. Allen voran Franz-Josef Wernze, der als Vorsitzender des Fördervereins mit seinem Freund Heinz Georg Willmeroth die Vision „Germania 2000“ im Jahr 1993 auf einer Tischdecke ins Leben gerufen hat. Sein finanzielles Engagement aber hat er inzwischen bereits nach Köln zur Viktoria verlagert. Wohlmöglich der Beginn einer neuen Erfolgsgeschichte.