Eine Million Besucher20 Jahre Nationalpark Eifel – Erfolgsgeschichte der Artenvielfalt

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Simmerath: Blick auf die leicht verschneite Eifel von Simmerath aus.

Simmerath: Blick auf die leicht verschneite Eifel von Simmerath aus.

In der Eifel ist der bislang einzige Nationalpark in Nordrhein-Westfalen. Der Anfang vor 20 Jahren war nicht einfach. Doch das hat sich längst gewandelt.

„Es gab auch Skeptiker.“ Michael Lammertz, der kommissarische Leiter des Nationalparks Eifel, erinnert sich gut an die Anfänge. Vor 20 Jahren waren der Förster und seine Kollegen häufig unterwegs. „Mit einem Laptop und Beamern in einem Köfferchen“ besuchte er Rathäuser, Vereinshallen und Bürgerhäuser in der Eifel. Die Menschen kamen und hatten kritische Fragen zum neuen Nationalpark vor ihrer Haustür. In diesem Jahr besteht der ganz im Westen von Nordrhein-Westfalen gelegene Nationalpark Eifel 20 Jahre. Bundesweit gibt es 16 dieser Großschutzgebiete.

Die schwarz-grüne NRW-Landesregierung möchte einen zweiten Nationalpark ausweisen und hat dazu einen Beteiligungsprozess gestartet. Wieder ist Michael Lammertz unterwegs. „Wir werden immer wieder angefragt aus Ostwestfalen-Lippe und auch aus anderen potenziellen Nationalpark-Gebieten in Nordrhein-Westfalen“, berichtet er. In kurzen Filmen erzählen er und andere von den Erfahrungen.

In der Eifel hat sich die Stimmung längst gewandelt. Eine „echte Erfolgsgeschichte“ sieht Landrat Markus Ramers (SPD). Der Kreis Euskirchen hat den größten Flächenanteil. Viele seien auf die Eifel aufmerksam geworden als Ort zum Leben, zum Arbeiten und als Urlaubsziel.

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Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) stammt aus der Region. Für ihn ist der Nationalpark ein „Hotspot der Biodiversität“. Unter den über 11 300 nachgewiesenen Tier- und Pflanzenarten stehen etwa 2600 als gefährdet auf der Roten Liste.

Der Startschuss für das gut 30 Kilometer südöstlich von Aachen gelegene Schutzgebiet war 2001 eine Ankündigung der belgischen Streitkräfte, dass sie ihren 3500 Hektar großen Truppenübungsplatz Vogelsang aufgeben wollten. Angrenzende Wälder waren bereits im Besitz des Landes. Nach dem Flächentausch mit einem privaten Waldbesitzer kam das Gebiet auf 10 700 Hektar - das reichte.

240 Kilometer langes Wander- und Radwegenetz

Inzwischen kommen jährlich etwa eine Million Besucher in die Region mit den tollen Ausblicken auf Talsperren und Berge. Sie liegt etwa 50 Kilometer von Köln entfernt. Das Wander- und Radwegenetz ist 240 Kilometer lang. An sechs Tagen in der Woche bieten die Ranger kostenlose Touren an. Es gibt ein barrierefreies Wanderwegenetz und ein Jugendwaldheim für Schulklassen. An Wochenenden sind manche Parkplätze voll: Natur boomt. Und die Verwaltung ist gefordert, einen Ausgleich zu schaffen zwischen Besuchern und dem Schutz der Natur. Die Besucher bringen jährlich einen Umsatz von gut 30 Millionen Euro, hat die Sporthochschule Köln herausgefunden. Das entspricht bis zu 650 Vollzeitstellen im Tourismus. „Auf dem Land ist das schon eine Menge, ein sicherer Arbeitsplatz, der nicht ins Ausland verlagert werden kann“, sagt Michael Lammertz von der Nationalpark-Verwaltung.

Die Eifel galt lange als rückständig. Die Bezeichnung „Preußisch Sibirien“ war nicht nett gemeint. Inzwischen bildet die grandiose Landschaft die Kulisse für mehrere Fernsehserien. Der Nationalpark ist ein Qualitätssiegel für echte Natur. „Die Gründung war aus vielerlei Sicht ein Segen“, meint Patrick Schmidder, Geschäftsführer der Nordeifel Tourismus in Kall. Damit sei die Eifel endgültig aus dem Dornröschenschlaf geweckt worden.

Ingo Pfennings ist CDU-Bürgermeister von Schleiden. Die 13 000-Einwohner-Stadt nennt sich stolz „Nationalpark-Hauptstadt“. „Wir haben sehr gute Erfahrungen“, sagt Pfennings. Und mit einem Augenzwinkern: „Und kein Problem damit, der einzige Nationalpark in NRW zu bleiben“. (dpa)

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