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Festival in der EifelSchräg, bunt und friedlich – So war Teil eins der Zugvögel-Party

5 min
Der Rapper Dennis Dies Das steht mit erhobenen Armen auf der Bühne, davor steht eine große Menge Zuschauer und tanzt.

100 Acts sind auf den Zugvögel-Bühnen pro Wochenende zu erleben. Hier bringt Rapper Dennis Dies das Publikum zum Tanzen.

Das beliebte Festival am Weißen Stein, das immer professioneller organisiert wird, findet auch am kommenden Wochenende noch statt.

Es ist wieder Zugvögelzeit. Nicht nur im Frühjahr und Herbst machen sie Station in der Eifel, wenn sie vom Winter- ins Sommerquartier und zurück wechseln. Auch im Sommer landet regelmäßig eine ganz besonders bunte Gruppe am Weißen Stein in Udenbreth, um dort das Leben zu feiern. An zwei Wochenenden öffnet das Zugvögel-Festival seine Türen für insgesamt 2000 Gäste. Auch am kommenden Wochenende gehört das Gelände rund um den Aussichtsturm den Liebhabern des Festivals.

Dicht an dicht stehen die Zelte auf dem Sportplatz am Aussichtsturm. Es sind bunte Vögel, die in diesen Tagen hier ihren Nistplatz beziehen – beide Festival-Wochenenden sind ausverkauft. Ob Pluderhose oder Männerrock, Glitzertop oder auch gar nichts außer robusten Wanderschuhen: In Sachen Outfit ist alles erlaubt, sogar das konservative Kostüm einer Bankangestellten. Die Atmosphäre ist so harmonisch wie in den Vorjahren. Würziger Duft verschiedener Rauchwaren zieht über das Gelände, ein zufriedenes Lächeln liegt auf den Gesichtern. Denn Nettsein gehört hier genauso dazu wie Musik vielerlei Machart oder ein ausgetüfteltes Müllkonzept.

Mittlerweile ist das Festival am Weißen Stein viel besser organisiert

Es ist, als seien die Zugvögel erwachsen geworden – oder zumindest ein kleines bisschen. Das etwas anarchistische Chaos aus den Anfangsjahren, als so manches improvisiert wirkte, ist verflogen. Die Routine macht sich bei der Realisierung bemerkbar. Zum Beispiel bei der Lautstärke, die in den ersten Jahren immer wieder Anlass für Beschwerden der Anwohner bot. Durchgängig werde nun gemeinsam mit dem Ordnungsamt der Pegel gemessen, sagt Tobias Kirchgatter, einer der drei Hauptverantwortlichen des veranstaltenden Zugvögel-Vereins. Kooperation ist Trumpf.

Wie auch beim Parken. Wer Udenbreth kennt, weiß sofort, ob es schneit oder eine Veranstaltung im Gange ist. Dann stehen die Fahrzeuge bis aus dem Ort raus, parken die Bundesstraße zu und bieten immer wieder Grund für berechtigten Frust bei den Anwohnern. Auch bei den Zugvögeln sind die Bürgersteige im Ort belegt. Doch anders als an manchen winterlichen Wochenenden ist ein Durchkommen problemlos möglich. Auffallend, wie Kirchgatter bestätigt. „Alle sagen, es sieht besser aus als im Winter.“

Gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde Hellenthal

Auch das kommt nicht von ungefähr. „Sieben freiwillige Parklotsen aus dem Publikum waren an den Anreisetagen unterwegs, um die Leute einzuweisen“, sagt er. Mit den Anwohnern seien Lösungen gefunden worden, wo geparkt werden könne. Probleme durch trotzdem zugeparkte Einfahrten seien schnell gelöst worden, da Lotsen auf Fahrrädern unterwegs seien.

Viel Routine sei die Organisation mittlerweile, sagt Kirchgatter. Für ihn ist es bereits das neunte Mal. So ist auch die Kooperation mit den Behörden und der Gemeinde Hellenthal eingespielt. Unangenehme Überraschungen, wie sie in den Vorjahren manchmal vorkamen, sind nahezu ausgeschlossen.

Ein improvisiertes Tor aus Holz und Plastikpflanzen markiert den Eingang zum Saunabereich.

Gestaltung ist Trumpf, wie beim Eingang zum Saunabereich. Auf dem Festivalgelände sind unzählige derartige Details zu entdecken.

Im Wald ist einer der vielen versteckten Ruhezonen, die mit Lampions verschönert ist.

Direkt neben der Rockbühne liegt eine der vielen versteckten Ruhezonen zur Erholung vom Festival-Rummel.

Junge Männer und Frauen sitzen in alten Autoscootern, vor sich haben sie einen Bildschirm.

Mit alten Autoscootern wurden Fahrsimulatoren gebaut, an denen die Besucher viel Spaß haben.

Überhaupt ist die Vernetzung mit der nahen und weiteren Umgebung inzwischen bestens eingeübt. „Darauf legt Bürgermeister Rudolf Westerburg besonders Wert“, so Kirchgatter. So gebe es Kooperationen mit dem Sägewerk, dem Bäcker, mit einem Palettenhandel und einem Gerüstverleiher. „Wir versuchen, viel lokal zu machen“, sagt er.

Auch aus dem Dorf gebe es Unterstützung, sei es durch die Autowerkstatt oder durch Stapler- und Traktorfahrten. „Wir haben aber auch viele Eifeler im Helferteam“, betont Kirchgatter. Insgesamt seien beim Aufbau und an den Konzerttagen rund 150 Helfer aktiv. Wenn auch nicht alle gleichzeitig da sind, sind sie es doch, die das Festival erst möglich machen.

Die Eintrittspreise wurden auf 180 Euro angehoben

Denn alles sei teurer geworden, so dass auch die Eintrittspreise angehoben werden mussten, wie Kirchgatter sagt. Allerdings seien die immer noch vergleichsweise niedrig: Für das ganze Wochenende sind 180 Euro inklusive Camping fällig, die Bierpreise sind mit drei Euro für 0,3 Liter ebenfalls recht moderat. „Die Leute haben verstanden, dass hier viel geboten wird.“ Trotzdem gehe es bewusst nicht um Gewinnmaximierung. Es sei wichtig, dass die Sache im Mittelpunkt stehe und nicht das Geschäft: Trotz des Aufwandes sei immer noch viel Ehrenamt und Herzblut mit dabei.

Ein Zirkuswagen, komplett aus Stroh gebaut, markiert den Eingang zur Tanzburg.

Ein Zirkuswagen aus Stroh markiert den Eingang zur Tanzburg, an dem die Festivalbesucher Max und Joshua lehnen.

Ein junges Pärchen steht vor seinem Crêpe-Wagen und lächelt in die Kamera.

Mit ihrem Crêpe-Wagen sind Meo (l.) und Vika mit dabei beim Zugvögel-Festival. .

Beim Publikum kommt das gut an. Tickets für das Festival zu bekommen, ist nicht einfach, denn viele von denen, die einmal hier waren, kommen wieder. Wie Lorenz und Fiona aus Köln, die gerade in der Strohburg tanzen. Er ist zum vierten Mal hier, seine Tanzpartnerin zum zweiten Mal. „Ich liebe die lockere Atmosphäre“, sagt er, und sie fügt hinzu: „Und diese Liebe zum Detail.“

Das Festivalgelände wird jedes Jahr mit viel Liebe zum Detail gestaltet

Überall sind kleine, versteckte Gimmicks zu finden, handgeschriebene Schilder, verschnörkelte Holzbauten, die eigentlich keinen besonderen Zweck erfüllen, aber gut aussehen. Wie der rankenumkränzte Torbogen als Eingang zum Saunabereich oder der überdimensionale, nachts beleuchtete Schriftzug „Udenwood“ am Skilift. „Wenn man sieht, wie viel Liebe in dem Zirkuswagen steckt, der aus den Strohballen gebaut ist, das ist schon enorm“, zeigt sich auch der nur schwer zu beeindruckende Feuerwehrmann von der Brandwache an der Strohburg fasziniert.

Eine Bandbühne, zwei große DJ-Plätze und eine Rockbühne im Wald, auf der keine elektronische Musik, sondern Heavy Metal auf dem Programm steht, bieten jede Menge Vielfalt für die Musikbegeisterten. Dazwischen bieten kleine Pop-up-Bühnen den Talenten aus dem Team die Möglichkeit, sich dem Publikum zu präsentieren. Rund 100 Acts gibt es an diesem Wochenende, noch einmal so viele am nächsten. „Dabei gibt es kaum Wiederholungen, wer zweimal bei dem Festival sein will, hat immer noch viel Abwechslung“, sagt Hendrik.

Das kommt an bei den Leuten, und da machen die Standbetreiber, die für die Versorgung sorgen, keinen Unterschied. „Wir gucken immer, dass es am Stand ausgewogen ist und nicht nur Arbeit ist“, sagt Meo, der mit dem „Holy Crêpes“-Wagen auf dem Festival steht. „Am Stand ist doch sowieso schon Party“, sagt seine Kollegin Vika und lacht. Neben den Klassikern mit Nutella und Marmelade bieten sie auch „Igor Amore“, mehr Pizza als Crêpe mit Tomaten und Käse, für den Hunger in der Tanzpause an.

Andere wiederum schwören zum Beispiel auf den Bohnenburger wie Joshua, der mit Max vor der Strohburg steht und noch ein Getränk zu sich nimmt: „Sehr lecker, kann ich sehr empfehlen.“ Beide sind zum zweiten Mal mit dabei. „Es wird so viel geboten, es gibt viel Musik, und alle sind freundlich“, begründet Max seine Treue zu der Veranstaltung. Auch Meo und Vika wollen wiederkommen: „Wenn es stattfindet – wir sind mit dabei“, verspricht Meo.