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„Eifel-Spätis“Drei Verkaufsautomaten sollen Versorgungslücken in der Nordeifel schließen

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Die Detailaufnahme zeigt einen Teil des Warenangebots eines Verkaufsautomaten: Fleischprodukte wie Würstchen und Aufschnitt sowie verschiedene Süßigkeiten.

Snacks für unterwegs, regionale Spezialitäten und (nicht im Bild) gekühlte Getränke werden über die Automaten angeboten.

Start für ein Pilotprojekt im Naturpark Nordeifel: Drei neue Verkaufsautomaten sollen Versorgungslücken an touristischen Orten schließen.

Erst wandern, dann einkehren: Neben den Touristen aus aller Welt gibt es auch viele Einheimische, die diesem Konzept eine Menge abgewinnen können, wenn sie auf Schusters Rappen über Eifelschleifen, Eifelspuren oder Eifelsteig marschieren. Gleiches gilt für Radfahrende, denn die körperliche Betätigung führt bei vielen fast zwangsläufig zu dem Wunsch, sich die verbrauchten Kalorien und ausgeschwitzten Getränke in geselliger Runde in einem gemütlichen Café oder Biergarten gleich wieder einzuverleiben.

Doch während es allein im Kreis Euskirchen unzählige bestens ausgeschilderte Wanderwege und zahlreiche Radrouten in allen Längen und Schwierigkeitsgraden gibt, kann die Zahl der Einkehrmöglichkeiten da bei weitem nicht mithalten. Weiter eingeschränkt wird das gastronomische Angebot durch eingeschränkte Öffnungszeiten und wohlverdiente Ruhetage. An drei ausgesuchten Standorten in der Nordeifel sollen jetzt Verkaufsautomaten diese Lücken in der Versorgungsinfrastruktur zumindest ansatzweise schließen.

Verkaufsautomaten können rund um die Uhr genutzt werden

Der Naturpark Nordeifel hat am Mittwoch in Zerkall (Gemeinde Hürtgenwald) den offiziellen Startschuss für ein Pilotprojekt gegeben: Am dortigen Nationalparktor wurde der erste Verkaufsautomat mit dem klangvollen Namen „Eifel-Späti“ vorgestellt. Mit der ursprünglich aus der DDR stammenden Idee der „Spätverkaufsstellen“ hat der Automat allerdings nur seine ausgedehnten Öffnungszeiten gemeinsam – er kann diese sogar locker übertreffen, denn die Waren aus dem Automaten sind rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche zugänglich.

Gruppenbild der Projektbeteiligten und Automatenbetreiber. Drei Personen halten Plakate mit der Aufschrift „Der Eifel-Späti“.

Den offiziellen Startschuss für die drei „Eifel-Spätis“ feierten die Projektbeteiligten am Nationalparktor in Zerkall.

Geeignete Standorte für die Automaten zu finden, hat sich der Naturpark nicht leicht gemacht: „Um die Versorgungslücken in der Region auszumachen, haben wir uns zunächst eine gute Datengrundlage verschafft“, erklärt Dominik Hosters, Geschäftsführer des Naturparks.

Es war ein zentrales Anliegen des Naturparks, regionale Betriebe für die Zusammenarbeit zu gewinnen.
Dominik Hosters, Geschäftsführer Naturpark Nordeifel

Nachdem der Naturpark im Jahr 2022 mit seiner Projekt-Idee die Zusage zu einer Landesförderung von 280.000 Euro beim landesweiten Naturpark-Wettbewerb gewonnen hatte, begann in Zusammenarbeit mit Professor Felix Wölfle von der Internationalen Hochschule Düsseldorf eine Analyse der Besucherströme an ausgewählten Wanderwegen der Nordeifel. „Wir wollten wissen, wie stark und zu welchen Zeiten die Wege frequentiert werden“, so der Experte für Aktiv- und Gesundheitstourismus.

Betriebe aus der Region kümmern sich um den Warennachschub

Die Besucherzählung wurde durch eine Gästebefragung ergänzt. „Ergebnis war, dass die meisten Nutzer ihre Verpflegung selbst mitbringen – zumindest zum Teil“, so Wölfle weiter: „Es ist aber so ähnlich wie bei der Frage nach der Henne und dem Ei: Bringen die Leute grundsätzlich lieber ihr Butterbrot zur Wanderung mit oder machen sie das, weil es unterwegs nichts gibt?“

Ein grün und gelb lackierter Verkaufsautomat mit der Aufschrift Eifel-Späti in Zerkall.

Die drei Verkaufsautomaten wurden einheitlich gestaltet.

Damit Wanderer, Radfahrer und andere Reisende stets ein volles Sortiment vorfinden, kümmern sich vor Ort die jeweiligen Betreiber um Warennachschub im Automaten. „Es war ein zentrales Anliegen des Naturparks, regionale Betriebe für die Zusammenarbeit zu gewinnen“, freut sich Geschäftsführer Hosters, dass dies an allen drei Standorten umgesetzt werden konnte. In Zerkall ist die Metzgerei Luysberg aus dem nahen Bergstein für den Betrieb zuständig.

Neben klassischen Snacks für unterwegs (vom Gummibärchen bis zum Schokoriegel) sollten aber auch regionale Produkte über die Automaten verkauft werden. „Wir bieten Fleischwaren wie Frikadellen, Mettwürstchen, Grillfleisch und Aufschnitt im Automaten an“, erklärt Alexandra Luysberg: „Dazu gibt es dann auch noch Konserven wie Gulasch, Rouladen, Bolognese oder Tafelspitz im Glas“, so die Firmenchefin, die bereits an ihrem Ladenlokal in Bergstein positive Erfahrungen mit einem Verkaufsautomaten gemacht hat.

Angebot richtet sich an Touristen und an Einheimische

Auch Landwirt Daniel Niebes aus Steinfelderheistert hat in den ersten Wochen nach der Aufstellung des Verkaufsautomaten auf seinem Hof bereits gute Umsätze erzielt. Neben Fleischwaren aus eigener Produktion bietet er in Zusammenarbeit mit dem Geflügelhof Pützer aus Udenbreth auch Nudeln und frische Eier in seinem „Eifel-Späti“ an. „Grundsätzlich richtet sich das Sortiment auch an Einheimische, wenn man spontan grillen will oder am Sonntag noch Eier für den Waffelteig braucht“, sagt Niebes.

Der Naturpark-Vorsitzende Manfred Poth betonte, dass es nicht Ziel sei, mit dem neuen Angebot bestehende Betriebe zu verdrängen: „Am liebsten wäre es mir, wenn wir dieses Projekt gar nicht umsetzen müssten. Wir wollen nur ganz gezielt Versorgungslücken dort schließen, wo sie bestehen.“

Dass ein solcher Verkaufsautomat kein Ersatz für ein gastronomisches Angebot sein kann, ist allen Beteiligten klar. „Wir wollen aber den nachhaltigen Tourismus und die Wirtschaftskraft des ländlichen Raums stärken“, formuliert Hosters das Ziel. Die Erkenntnisse aus dem Betrieb der drei Verkaufsautomaten sollen auch privaten Anbietern zugänglich gemacht werden, wenn sie ähnliche Projekte umsetzen wollen.


Die Standorte der drei „Eifel-Spätis“

In Zerkall (Gemeinde Hürtgenwald) steht der Verkaufsautomat am Nationalparktor, wo auch der Rurufer-Radweg verläuft. Außerdem enden dort der Wildnis-Trail durch den Nationalpark Eifel und Kanutouren auf der Rur.

In Höfen bei Monschau wird der Automat von Feinkosthändler Kevin Stollenwerk am dortigen Nationalparktor betrieben.

Im Kreis Euskirchen gibt es auch einen Standort: In Steinfelderheistert bei Kall steht der Verkaufsautomat am Hof von Landwirt Daniel Niebes und seiner Familie. Dort verlaufen die Eifelschleife „Milchweg“ und der Eifelsteig.