St. WalburgaWertvolle Funde bei Sanierung der Kirche in Bornheim-Walberberg

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Gerüste bestimmten noch bis vor wenigen Tagen das Bild im Innenraum der Kirche.

Bis vor ein paar Tagen war der gesamte Kirchenraum noch innen eingerüstet.

Bei der Sanierung der Kirche St. Walburga in Bornheim-Walberberg wurden Denkmalschützer fündig. Sie entdeckten Grabstätten und Mauerreste.

Die Pfarrkirche St. Walburga ist eine Großbaustelle. Alle Kirchenbänke, das große Kreuz, der Altar, sogar die Wände sind abgedeckt oder in Folie verpackt. Im Fußboden klaffen fünf gut 1,20 mal zwei Meter breite und etwa ein Meter tiefe Löcher. Einige sind bereits ausgeschalt und mit Beton ausgearbeitet. „Die Arbeiten schreiten voran, wir liegen gut in der Zeit“, sagt Pfarrer Matthias Genster. Er ist zuversichtlich, dass die Kirche zum Weihnachtsfest wieder tipptopp in Ordnung ist. Schon in der vergangenen Woche konnte das Gerüst abgebaut werden, das hinauf bis unter die Decke der Kirche reichte.

Mithilfe der begehbaren Ebenen konnten die Wände gereinigt, beschädigte Stellen und Risse ausgebessert, Schimmel entfernt und schadhafte Hölzer aus der Deckenvertäfelung ausgetauscht werden. Zurzeit sind die Bodenarbeiten im Gange. Das alte Heizsystem ist ausgebaut. „Wir bekommen jetzt eine moderne Heizung mit einer dezentralen Wärmepumpe“, erklärt der Pfarrer. Alle fünf Konvektoren sind längst geliefert und sollen in den kommenden Tagen in die fünf dafür ausgehobenen Erdlöcher in der Kirche eingearbeitet werden.

Allerdings, noch sind zwei der Gruben durch ein kleines aufgebautes Zelt geschützt. Und nicht die Heizungsbauer mit schweren Geräten, sondern Archäologen mit Pinseln und kleinsten Schaufeln graben sich Zentimeter für Zentimeter durch das Erdreich. Denn beim Ausheben der Löcher stießen die Arbeiter auf bisher noch nicht bekannte Grabstellen. „Wir haben hier Gräber aus dem 13. bis 15. Jahrhundert gefunden“, berichtet Archäologe Stefan Graßkamp von der Firma Archäologe.de. Im Auftrag der Kirchengemeinde begleiten er und seine Kollegen die Ausschachtungsarbeiten.

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Kleidungsstück gefunden

„Wir sind in zwei Bereichen hier in der Kirche auf die alten Gräber gestoßen“, sagt er und deutet in eine der Grabungsstellen. Beide Grabstätten seien bisher völlig unbekannt gewesen. „In einer Grube fanden wir sogar Teile eines Sarges und ein sehr gut erhaltenes Kleidungsstück“, berichtet der Archäologe. Dabei handele es sich wahrscheinlich um ein Gewand. Zu erkennen sei auch eine bestens erhaltene und mit Metall durchzogene Zierborde.

Aufgrund der Kleidungsstücke ließen sich Rückschlüsse ziehen auf die Person ziehen, die die Kleidung bei der Bestattung getragen hat. „Vielleicht war es ja eine Äbtissin der Zisterzienser oder eine sehr hochgestellte Persönlichkeit, ein Adliger vielleicht, der sich um die Kirche verdient gemacht hat. „Aber ich möchte der genauen Auswertung nicht vorgreifen“, sagt Graßkamp. Entdeckt habe er auch Mauerwerk, bei dem es sich möglicherweise sogar um eine Grundmauer der alten Kirche aus dem zwölften Jahrhundert handelt. „Vielleicht ist die Mauer aber auch noch viel älter“, so Graßkamp. Alle Funde seien jetzt aufgenommen, gesichert und werden nun vom LVR untersucht und ausgewertet.

„Allein schon aufgrund ihres sehr guten Zustands sind die Funde eine richtige Sensation“, ergänzt er. Untersucht werden soll nun auch, ob es bei den jetzt in der Kirche entdeckten Gräbern einen Zusammenhang zu der bereits in den 1980er Jahren im Umfeld der Kirche entdeckten und seitdem dauerhaft in der Kirche aufgestellten Grabplatte gibt. Wenn die Arbeiten der Archäologen vollständig abgeschlossen sind, sollen die Fundstücke wieder in der Kirche beigesetzt werden.

Kostenübernahme

Dann geht auch der Einbau des neuen Heizungssystems weiter. Die gut isolierten, künftig wasserführenden Rohre liegen bereits griffbereit parat. Sie werden durch dieselben Bodenschächte der Kirche gezogen, die bisher für die alte und jetzt ausgebaute Warmluftheizung benötigt wurden. Die Kosten für die neue Heizung und die Renovierungsarbeiten der Kirche sind mit rund 800 000 Euro veranschlagt. Den Löwenanteil von 70 Prozent der Kosten übernimmt dabei die Diözese.

Offen ist nur noch, wann die dezentrale Wärmepumpe geliefert wird. „Einen verbindlichen Liefertermin habe ich noch nicht“, sagt Pfarrer Genster und betont: „Mit dem Problem der Lieferengpässe speziell für solche Gerätschaften steht die Kirche aber nicht alleine da.“ Ohnehin soll die Pfarrkirche im Winter kalt und ungeheizt bleiben. Der Walberberger Kirchenchor weicht für sein traditionelles Adventskonzert am morgigen Sonntag um 17 Uhr in die Kirche St. Severin in Brühl-Schwadorf aus.

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