Vor dem Bonner Landgericht wird gegen den Bewohner einer Unterkunft in Eitorf ermittelt.
Attacke am BettMann soll in Eitorf mehrfach auf sein Opfer eingestochen haben

Paragrafen-Symbole sind an Türgriffen am Eingang zum Bonner Landgericht angebracht.
Copyright: Oliver Berg/dpa
Am Morgen des 8. Oktober wurde ein 39-jähriger Bewohner des Flüchtlingsheims in der Schulgasse in Eitorf jäh wach, weil er eine Bewegung über seinem Körper spürte: An seinem Bett im Erdgeschoss der kommunalen Unterbringungseinrichtung stand ein Zimmernachbar, ein Messer in der Hand, mit dem er kraftvoll ausholte.
Mindestens viermal soll der mutmaßliche 28-jährige Angreifer auf das Opfer eingestochen haben. Der erste Stich traf nach den Ermittlungen der Polizei die rechte Schulter, weil der Mann sich gerade aus dem Schlaf erhoben hatte. Zwei weiteren Stichen in Richtung Bauch konnte er ausweichen, bei der vierten Attacke fuhr das Messer in den rechten Oberschenkel, dann konnte der 39-Jährige den anderen wegschubsen und schwer verletzt aus dem Fenster ins Freie springen. Er erlitt Stich- und Schnittverletzungen im rechten Oberarm und im Oberschenkel sowie eine Rippenprellung.
Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung vor
Wegen dieses Angriffs muss sich jetzt ein Afghane vor einem Bonner Schwurgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm in einer sogenannten Antragsschrift versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung vor; sie geht in diesem Sicherungsverfahren aber davon aus, dass er nicht schuldfähig ist. Er soll deshalb in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen werden. Das muss das Gericht entscheiden. Zurzeit befindet sich der 28-Jährige in einer Klinik des Landschaftsverbandes Rheinland in Essen. Dort gehe es ihm gut, sagte er, er wolle sich bei den Ärzten, die ihn behandelten, bedanken.
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Die ersten Anzeichen einer psychischen Erkrankung sollen 2019 aufgetreten sein. Damals befand sich der junge Mann, der als Schneider und Taxifahrer in seinem Heimatland gearbeitet hatte und mit seinen betagten Eltern vor dem Krieg aus Afghanistan geflohen war, auf der griechischen Insel Kreta. „Dort hat alles begonnen“, erzählte er; er habe „eine Enge“ gefühlt, habe Stimmen „und ein ständiges Klopfen“ gehört. Zweimal sei er auf Kreta in einem Krankenhaus behandelt worden, danach sei es ihm besser gegangen.
Messerangriff in Eitorf: Im Prozess wird ein psychiatrischer Sachverständiger gehört werden
2022 kamen Eltern und Sohn nach Eitorf. Wieder verschlechterte sich sein Zustand, er wurde für zweieinhalb Monate in die Landesklinik Bonn eingewiesen, erhielt Medikamente, die er aber nach der Entlassung absetzte: „Das war mein Fehler.“
Auf die Frage des Vorsitzenden Richters Michael Nehring, warum er den Zimmernachbarn angegriffen habe, antwortete der 28-Jährige, dieser habe ihn provoziert. Schon vor der Bluttat soll der Angeschuldigte sich mit einem weiteren Hausbewohner gestritten haben, der ihn ebenfalls provoziert haben soll. Der Prozess, in dem das Gericht auch ein Gutachten des psychiatrischen Sachverständigen Claus Peter Schwick hören wird, soll bis zum 4. Juni dauern.