Sie handelte mit Büchern, er studierte Jura. Aus praktischen Gründen heirateten Klaus Fietzek und Gerta Kröll 1965 in Rodenkirchen. Antiautoritäre Erziehung und Einsatz für das Vorgebirge verbanden.
Diamanthochzeit in BornheimIn Köln 1957 kennengelernt und am Rosenmontag einfach „verhaftet“

Gerta Fietzek-Kröll und Klaus Fietzek feiern Diamanthochzeit und zwei runde Geburtstage.
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Gegensätze ziehen sich an, sagt der Volksmund. Wie gut das funktioniert, wenn der eine den anderen liebt und respektiert, das beweisen die Eheleute Klaus Fietzek und Gerta Fietzek, geborene Kröll, seit nunmehr 60 Jahren. Ihre Diamanthochzeit ist aber nicht der einzige Grund, 2025 groß zu feiern: Gerta Fietzek-Kröll, geboren in Hürth-Efferen, wurde im Februar 95 Jahre alt, ihr Mann wird im Herbst seinen 90. Geburtstag feiern.
Kennengelernt haben sich die beiden vor 68 Jahren, am Rosenmontag 1957 in einem Café in Köln. Klaus Fietzek, damals noch Student, dem die junge Frau sofort auffiel, zögerte nicht lang, legte dem hübschen Mädchen mit dem Blumenbouquet im Haar die Hand auf die Schulter und meinte ein wenig frech: „Gnädiges Fräulein, Sie sind verhaftet!“
Mit einem lustigen Spruch gelandet und dennoch aus den Augen verloren
Die Auserwählte fand diesen Spruch lustig und die beiden haben den ganzen Abend miteinander getanzt. Doch noch standen die Zeichen nicht auf Liebe, geschweige denn auf Hochzeit. Die beiden verloren sich sogar ein wenig aus den Augen, trafen sich aber immer mal wieder zufällig in der damaligen Vorgebirgsbahn, der KBE (Köln-Bonner Eisenbahn). Aus den zufälligen Begegnungen wurden schließlich „weniger zufällige“ Begegnungen, wie sich Gerta Fietzek-Kröll erinnert. Dennoch: „Als Student war ich in einer Phase, in der ich mich weder beziehungs- noch heiratsfähig fühlte“, schilderte Klaus Fietzek. Auch der Altersunterschied von fünf Jahren war durchaus für ihn ein Thema.
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Während Klaus Fietzek damals Jura studierte, machte Gerta, die als Buchhändlerin arbeitete, ein Austauschjahr in den USA, gründete die Volksbücherei in Hürth, machte schließlich eine Ausbildung als Keramikerin in Kassel und Stuttgart und gab für den Landschaftsverband Rheinland Keramikkurse für Grundschulkinder. Den gebürtigen Berliner Klaus Fietzek hatte es 1952 ins Rheinland gezogen, wo er von da an zwischen Köln und Bonn lebte.

Am 21. April 1965 traten Klaus Fietzek und Gerta Kröll in der Rodenkirchener Maternus-Kapelle vor den Traualtar.
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Nach einer achtjährigen Kennenlernphase war es dann schließlich doch soweit, vor den Traualtar zu treten. Einen klassischen Heiratsantrag gab es nicht, die Entscheidung hatte eher pragmatische statt romantische Gründe, wie Klaus Fietzek schilderte: Die Eltern seiner Zukünftigen waren verstorben und das Paar hatte die Gelegenheit, die Wohnung von Gertas Schwester zu bekommen. Bevor es sich in der Rodenkirchener Maternus-Kapelle am 21. April 1965 das Jawort gab, ließen die beiden es aber beim Polterabend in den Kellern der Burg Kendenich im wahrsten Sinne des Wortes ordentlich krachen: „Das war ein rauschendes Fest“, sagt Klaus Fietzek.
Ehepaar zog von Hürth in die Südstadt
1970 zogen die Eheleute von Hürth in die Kölner Südstadt, wo sie die „wilden Revolutionsjahre“ erlebten. Es war ja die Zeit der Studentenbewegung und der sexuellen Revolution. Anfang des Jahrzehnts wurden auch die Kinder Janos und Kirka geboren. Die Familie gründeten einen sogenannten Kinder-Laden, einen selbstverwalteter, alternativen Kindergarten für antiautoritäre Erziehung. Gerta veröffentlichte im DuMont-Verlag das Buch „Kinder kneten Ton“, und sie entwickelte und vertrieb das magnetische Spiel „VAR-EL“ (variable Elemente), für das sie sogar Preise einheimste. Für 20 Kölner Familien initiierte sie ein Ferienprojekt in Korsika, den „Hügel Volpajola“, der heute noch in der zweiten und dritten Generation besteht.
Klaus arbeitete bis zum Ruhestand bei IBM, wo er die Entwicklung der Datenverarbeitung von Lochkarten bis zum IBM-PC hautnah miterlebte. Zudem saß er im Aufsichtsrat der Initiative „Urbanes Wohnen“, die sich damals schon um Mehrgenerationenbauprojekte kümmerte. 1978 fand das Paar sein heutiges Anwesen in Brenig. Die Kinder besuchten in Bonn die Waldorfschule. Als Janos und Kirka Anfang der 90er Jahre das Haus verlassen hatten, widmete sich Gerta einem Malstudium an der Alanus-Hochschule.

2014 gab Klaus Fietzek (Mitte) den Vorsitz als LSV-Vorsitzender ab. Ihn ehrten im Vereinslokal 'Zur gemütlichen Ecke' in Roisdorf sein Nacholger Michael Pacyna (links) und der damalige Bürgermeister Wolfgang Henseler (rechts).
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Ihr Mann Klaus fand den Weg zur „Bürgerbewegung gegen den Quarzabbau“, aus der später der heutige Landschafts-Schutzverein Vorgebirge (LSV) hervorging. 28 Jahre lang lenkte er als Vorsitzender die Geschicke des Vereins. Die Bürgerbewegung hatte sich Anfang der 1980er Jahre gegründet, um gegen eine geplante Sondermülldeponie und den Abbau von Quarzkies oberhalb Brenigs zu demonstrieren. Am Ende erfolgreich. Beides konnte schließlich verhindert werden. Als er als LSV-Vorsitzender ausschied, überreichte ihm der damalige Bürgermeister Wolfgang Henseler zum Dank eine Bürgerurkunde. Zu Ehren des scheidenden Vorsitzenden trägt der LSV-Aussichtsturm oberhalb Brenigs seitdem den Namen „Fietzeks Weitsicht“. Das entsprechende Schild überreichte ihm 2014 sein Nachfolger, Michael Pacyna.
Über Gefühle stets zeitnah ausgetauscht
Das Paar ist auch viel verreist. Pauschalreisen waren jedoch nie sein Ding, die Länder mussten stets auf eigene Faust „erobert“ werden. Und was ist das Erfolgsrezept einer so langen gemeinsamen Zeit? „Wir haben unsere große Unterschiedlichkeit immer als Bereicherung erlebt. Gerta lieferte die Kontakte, die Anregungen, hatte spontane Ideen, ich war Realist und unterstützte meine Frau bei ihren Ideen. Das hat sich wunderbar ergänzt“, sagt Klaus Fietzek. Außerdem haben sie gelernt, sich über Gefühle zeitnah auszutauschen: „Gefühle sind weder gut noch schlecht. Sie sind einfach nur real. Gelingende Partnerschaft ist auch eine Entscheidung“, meinen die beiden.
Gefühle sind weder gut noch schlecht. Sie sind einfach nur real. Gelingende Partnerschaft ist auch eine Entscheidung
Dass ihnen diese lange Zeit der glücken Zweisamkeit geschenkt wurde, liege auch an ihrer Lebensweise. Gerta kochte immer sehr naturnah und fleischarm und beide trieben Sport. Klaus ließ sich vor allem durch Gertas „lustbetonte“ Leidenschaft fürs Skifahren begeistern. Mit Lastern seien sie „nicht asketisch, sondern stets maßvoll umgegangen.“ Klaus Fietzek fasst das mit einem Augenzwinkern so zusammen: „Wir blicken heute auf ein unglaublich reiches, anregendes, nicht immer spannungsfreies Leben zurück. Wir können sagen, dass wir es in den letzten Phasen unseres Lebens gelernt haben, unsere Unterschiedlichkeiten professioneller zu ertragen.“ Auch, wenn Gerta vergangenes Jahr kurz vor Weihnachten einen Unfall hatte und seitdem auf einen Rollstuhl angewiesen ist, lassen sich die beiden „dieses schöne Leben“, zu dem fünf Enkel gehören, nicht verderben.