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Industrie im Rhein-Sieg-KreisFirmen suchen mit „Jump-in“ neue Fachkräfte

Lesezeit 3 Minuten
Themenfoto Industrie Jump-in-Projekt

Industriebetriebe wie hier im Maschinenbau bieten ein Hightech-Umfeld.

Rhein-Sieg-Kreis – „Meine Tochter wusste mit 17 Jahren auch noch nicht, was sie mal beruflich machen möchte“, verrät Peter Kuhne. Der Unternehmer ist einer der Initiatoren des Projekts „Jump-in – Zukunft mit Technik“. Das soll Jugendliche, die in ihrer Berufswahl noch unentschlossen sind, und Firmen aus der Industrie in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis zusammenbringen.

Schülerinnen und Schüler ab der achten Klasse an Haupt-, Real- und Gesamtschulen erhalten die Möglichkeit, direkt in den Betrieben hinter die Kulissen zu schauen und über eine Plattform direkt Kontakt zu gezielten Ansprechpartnern in den Firmen suchen zu können.

„Wir als Industrie reden einfach zu wenig über uns“, moniert Kuhne, dessen Firma laut dem Gesellschafter Weltmarktführer in der Lebensmittelverpackung ist. Kuhne sucht nach den Fachkräften von morgen, allerdings sei die Industrie bei den Jugendlichen einfach nicht auf der Bildfläche: „Wir wollen die Branche in der Region aus dem Dornröschenschlaf wecken.“

Das bestätigt auch Stephan Wimmers, der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg, die das Projekt ebenso unterstützt wie die Bundesagentur für Arbeit. Wimmers erklärt: „Bei uns in der Region steht der Dienstleistungssektor im Vordergrund, aber wir verfügen hier auch über eine substanzielle Anzahl von Industriebetrieben, das ist vielen nicht bewusst. Und diese Unternehmen sind die Auftraggeber der Dienstleister.“

Jump-in_Azubi_Projekt

Simon Reininger, Christine Lötters, Peter Kuhne und Stephan Wimmers (v.l.) stellen "Jump-in" vor.

Um die industriellen Betriebe ins Blickfeld der Ausbildungssuchenden zu rücken, gründeten die Verantwortlichen das „innovative Format gegen Fachkräftemangel in der Industrie“ Jump-in, das noch in den Babyschuhen steckt. Die Idee ist, dass die Schüler und Schülerinnen im Rahmen der Berufsfeld-Erkundungstage der Schulen – konkret am 15. Juni – mit Bussen zu den Firmen zu bringen.

Beispielsweise zu Kuhne nach Sankt Augustin, wo sie unter anderem sehen können, wie Maschinen für die Herstellung von Beuteln für Blutkonserven aus Kunststoff, oder Joghurtverpackungen gebaut werden. Im Unternehmen sollen sie mit Auszubildenden und Personalern sprechen und Fragen stellen können. Der Plan sieht je einen 90-minütigen Besuch in zwei Betrieben an dem Tag vor.

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Mit einer besonderen Zusatzidee: Abschlussschüler, die noch keinen Ausbildungsplatz haben, sollen sich per „Last-Minute“-Bewerbung bei den Firmen empfehlen können. Die Personalmitarbeiter sollen direkt mit den Interessenten über deren Bewerbungen schauen können.

Bisher stehen allerdings bis auf die Funke Group noch keine Unternehmen fest, die Gespräche laufen jedoch laut Christine Lötters, die das Projekt mit ihrer Kommunikationsagentur ES Lötters begleitet, bereits. Die Bonner Eventagentur Fünfdrei, selbst Ausbildungsbetrieb, ist ebenfalls mit an Bord und unter anderem verantwortlich für die Busse, das Webdesign und den Ablauf in den Betrieben.

Firmen, aber auch Schulen, die interessiert sind, können sich über die Internetseite oder per E-Mail melden. Die Teilnahme kostet ein Unternehmen laut Lötters rund 2500 Euro.

IHK und Agentur für Arbeit spielen dabei besondere Rollen, sie stellen mit ihrem Bildungspersonal den Kontakt in die Schulen her. Stephan Wimmers hofft, das Ansehen der Industrie mit der Aktion ändern zu können. Er sagt: „Viele Menschen haben ein tradiertes Bild von rauchenden Schloten, Krach, Lärm und Schmutz, wenn sie an Industrie denken. Aber in Wirklichkeit ist das ein absolut beeindruckendes Hightech-Umfeld.“

Peter Kuhne betont: „Wir suchen die Hauptschüler und die Unentschlossenen,  die willig sind, einen gut bezahlten und spannenden Job zu machen.“ Er konstatiert, dass besonders der Anteil der weiblichen Azubis im Maschinenbau bei nur rund fünf Prozent liege. Seine Tochter Friederike hat später eine Ausbildung zum Mechatroniker gemacht und wird nun, im Alter von 36, als Fachkraft von ausländischen Unternehmen unter anderem in die USA eingeladen, um dort ihr Können anzuwenden.