Weinberg in KönigswinterDie „Kräuterhexe“ legt am Drachenfels einen Kräutergarten an

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Zeigt den Beinwell, eine von vielen Heil- und Kräuterpflanzen: Angela Anderson in ihrem Kräutergarten.

Königswinter – „Ich greife nur wenig in die Natur ein, vieles lasse ich von alleine kommen“, sagt Angela Anderson, während sie den Besuch durch ihren Garten führt, der vor vielen Jahren noch ein Weinberg war. Bruchsteinmauern im oberen Teil des am Drachenfels gelegenen Geländes zeugen noch von dieser Zeit.

Dass die alten Mauern heute aber überhaupt wieder zu sehen sind, ist der „Kräuterhexe“ Angela Anderson (61) zu verdanken: Sie hat das lange brach liegende Gelände am oberen Ende der Straße An der Helte, die auf den Eselsweg am Drachenfels zuläuft, vor zwei Jahren gepachtet und inzwischen einen verwunschenen Kräutergarten geschaffen, der auf 2000 Quadratmetern ein idyllisches Fleckchen Erde im Naturschutzgebiet Siebengebirge bietet. Auch wenn die Königswinterin, die unter anderem von ihrem Mann Jürgen Hirsch (71) unterstützt wird, betont: „Wir sind noch nicht fertig.“

Sie kennt jedes Kraut, das in ihrem Garten wächst

Wo immer Angela Anderson in ihrem Garten geht oder steht, wächst irgendein Kraut, dessen Name und Wirkung die Diplom-Kräuterpädagogin aus dem Effeff kennt. Malven zum Beispiel, aus deren Blüten Tee hergestellt wird. Oder Dost (wilder Oregano), der im Herbst nicht mehr so intensiv duftet – wie der Besucher per Geruchsprobe an einem Blatt selbst feststellen kann –, der aber als Pizza-Gewürz genutzt wird.

Aus der Hagebutte der Wildrose, die sich auf dem Gelände angesiedelt hat, macht die „Kräuterhexe“, wie sich Angela Anderson ausdrücklich selbst bezeichnet, Sirup. Farne („Ich freue mich sehr, dass sie sich hier wohlfühlen“) seien ein altbekanntes Heilmittel bei Gicht und Rheuma. Lungenkraut, dessen weiße Flecken auf den Blättern an Lungenbläschen erinnerten, sei schleimlösend und wirke bei Husten. Oder Beinwell, dessen Blätter bei stumpfen Verletzungen und Knochenbrüchen Linderung bewirken sollen. Um nur einige Beispiele zu nennen.

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Heilkraut: Die Braunelle wächst in dem Kräutergarten.

Im Jahr 2011 hat das Ehepaar ein kleines Haus gekauft, das ein paar Meter oberhalb des einstigen Weinbergs am Eselsweg liegt, der vor allem Touristen und Ausflügler zum Drachenfels führt. Vor gut zehn Jahren eröffnete Angela Anderson dort einen kleinen Laden („Angelas Drachenkräutergärtchen“), in dem es Dekorationsartikel gibt, aber eben unter anderem auch selbst hergestellte Kräutergewürzmischungen, Kräuter- und Heiltees oder Sirup. Auch Kräuterwanderungen bot Angela Anderson schon in der Vergangenheit an.

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Die können nun – nach der Anpachtung der einstigen Weinbergsbrache – in den eigenen Kräutergarten ein paar Meter den Berg hinunterführen, in dem die Kräuterfachfrau künftig beispielsweise auch „Baum- und Naturmeditationen“ anbieten will. Wie viele andere hat die diplomierte „Kräuterhexe“ die Erfahrung gemacht, dass es die Menschen durch und nach Corona verstärkt in die Natur zieht.

Volkshochschule organisiert Führung in den Garten

Mit einzelnen Steinplatten hat Angela Anderson mit tatkräftigem Einsatz ihres Mannes an dem vergleichsweise steilen Hang ergänzend zu einer alten Treppe einen serpentinenartigen Weg angelegt, damit der Kräutergarten besser begangen werden kann. Er war dieser Tage auch Ziel eine Führung, die der Naturpark Siebengebirge und die Volkshochschule Siebengebirge gemeinsam organisierten.

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Verschiedene Sorten Sirup bietet Angela Anderson in ihrem „Drachenkräutergärtchen“ ebenso an wie Kräuter- und Teemischungen.

Bei ihrem Projekt hat Anderson indes nicht nur ihre Kräuter im Blick, sondern sozusagen die ökologische Brille auf. Die Weinrosenecke im oberen Teil des Gartens etwa biete Singvögeln Brutplätze und zugleich Nahrung für die Aufzucht. Brombeeren im unteren Teil dürften ruhig wuchern, weil sich Rotkehlchen und Zaunkönig darunter wohlfühlten. Und zwei abgestorbene Pflaumenbäume mitten im Garten lässt die „Kräuterhexe“ nicht nur stehen, weil sich dort Insekten tummeln: „Auch der Specht freut sich.“

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