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„Unter Wert verkauft“Wie der Tourismus in Bonn und Rhein-Sieg wieder attraktiv werden könnte

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Der Drachenfels und der Blick von dort ins Rheintal locken jährlich viele Touristen in die Region.

Der Drachenfels und der Blick von dort ins Rheintal locken jährlich viele Touristen in die Region.

Die Stimmung in der Tourismuswirtschaft könnte besser sein. Hoffnung setzt sie in den Neustart der Tourismus & Congress GmbH und in die Beethovenhalle.

Wenige Tage vor Weihnachten soll die Bonner Beethovenhalle nach mehrjährigen Sanierungsarbeiten in diesem Jahr wieder eröffnet werden und sich fortan als hochmoderne Spielstätte für Konzerte und andere Veranstaltungen in neuem Glanz präsentieren. Diesem Ereignis sehen nicht nur kulturell Interessierte aus der gesamten Region mit Vorfreude entgegen. Auch die Tourismuswirtschaft aus der Bundesstadt und dem Rhein-Sieg-Kreis setzen große Hoffnung in die Beethovenhalle. Hotels, Restaurant und andere Betriebe erhoffen sich durch sie wichtige Impulse für ihr Geschäft.

Denn die wirtschaftliche Lage der Tourismuswirtschaft in der Region könnte besser sein. Das geht aus dem aktuellen Tourismus-Report der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg hervor, der jetzt vorgestellt wurde. Im Frühjahr 2025 beurteilen 34 Prozent der Touristiker in der Region ihre Geschäftslage als gut. Die Lage ist damit im Vergleich zur Herbstbefragung 2024 zwar weiterhin auf einem stabilen Niveau. Ein Jahr zuvor hatten aber noch 45 Prozent der befragten Betriebe von einer guten Geschäftslage gesprochen.

Klimakonferenz in Bonn kurbelte Übernachtungszahlen in Hotels an

„2024 hat sich die Fußball-Europameisterschaft positiv auf das Geschäft der Branche ausgewirkt“, erläuterte Stephan Wimmers, Geschäftsführer für Standortpolitik der IHK, bei der Vorstellung der Tourismusumfrage seiner Kammer, an der sich knapp 70 von 400 angeschriebenen Unternehmen beteiligt hatten. Ein solches nationales Großereignis wie die EM mit Strahlkraft in die gesamte Region fehlt in diesem Jahr. Immerhin: Die UN-Klimakonferenz Anfang Juni hat nach Beobachtung der IHK nicht nur in Bonn, sondern auch im angrenzenden Rhein-Sieg-Kreis den Hotels und gastronomischen Betrieben ordentliche Geschäfte beschert.

Das World Conference Center Bonn (WCCB) – hier bei der alljährlichen Zwischenkonferenz zur Vorbereitung der Weltklimakonferenz – gehört zu den Aktivposten der Tourismuswirtschaft in der Region Bonn/Rhein-Sieg.

Das World Conference Center Bonn (WCCB) – hier bei der alljährlichen Zwischenkonferenz zur Vorbereitung der Weltklimakonferenz – gehört zu den Aktivposten der Tourismuswirtschaft in der Region Bonn/Rhein-Sieg.

Verhalten optimistisch zeigt sich die Tourismuswirtschaft bei den Erwartungen an das Sommer- und Herbstgeschäft. Rund ein Viertel der Unternehmen erwartet eine günstigere Geschäftsentwicklung, wozu unter anderem die Konzertreihe Kunstrasen und das Beethovenfest beitragen. Für eine positivere Lagebeurteilung wären zusätzliche Veranstaltungen und Reiseanlässe erforderlich, heißt es bei der IHK. Rund die Hälfte der Unternehmen rechnet für die kommenden Monate mit gleichbleibenden Geschäften. 22 Prozent der befragten Unternehmen gehen von einer rückläufigen Geschäftsentwicklung aus, im vergangenen Jahr lag dieser Wert noch vier Prozentpunkte niedriger.

Getrübt werden die Aussichten der Branche in der Region weiterhin vom Fachkräftemangel, hohen Energiekosten sowie von der Ungewissheit über den künftigen wirtschaftspolitischen Kurs der neuen Bundesregierung, wie IHK-Geschäftsführer Wimmers schildert. Auch die in mehreren Kommunen der Region geplante oder zumindest diskutierte Verpackungssteuer wird von den Unternehmen als wirtschaftlicher Hemmschuh abgelehnt.

Die Region Bonn/Rhein-Sieg wird unter Wert verkauft

Trotzdem will mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen investieren, vor allem in die Modernisierung ihrer Häuser und Produkte, wie Ruth Winterwerp-van den Elzen, Vizepräsidentin der IHK Bonn/Rhein-Sieg und Direktorin des Bonner Hotels Collegium Leonium, erläutert. Grund seien vor allem die gestiegenen Ansprüche der Gäste, etwa an modernes Design. Allerdings sei das Eigenkapital vieler Betriebe durch Corona weitgehend aufgebraucht worden und müsse erst wieder aufgebaut werden. Gleichzeitig würden Investitionen durch hohe Bau- und Finanzierungskosten sowie lange Planungs- und Genehmigungsverfahren erschwert.

Große Hoffnung setzt die Tourismuswirtschaft in der Region in die Neuorganisation der Tourismus & Congress GmbH Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler (T&C). Durch sie sei die Region als touristische Destination in den vergangenen Jahren national und international nur ungenügend vermarktet worden, kritisiert Wimmers. „Wir haben uns da lange Zeit unter Wert verkauft“, sagt er.

Der mit der Berufung einer Übergangsgeschäftsführung begonnene Neustart bei der T&C trägt aus Sicht der IHK erste Früchte. „Die Interimsgeschäftsführung der T&C hat in kurzer Zeit viel erreicht“, urteilt Winterwerp-van den Elzen.  „Der neue Webauftritt und die neu aufgelegten Broschüren für Kongresse und Gruppenreisen sind wichtige erste Schritte. Mit der Wiedereröffnung der Beethovenhalle müssen wir diesen Schwung jetzt nutzen, um die Region im Wettbewerb mit anderen Destinationen national wie international nach vorne zu bringen.“